Wir sind fertig: 3 Tage Las Vegas – oder soll ich besser schreiben: 3 Tage und 2 Nächte? Egal diese Stadt ist und bleibt der Wahnsinn. Hier zeigt sich Amerika von seiner verückten und seiner gigantischen Seite, die einen einfach gefangennimmt. Etwas über 2 1/2 Wochen waren wir in der großartigen Natur unterwegs und jetzt sind wir in einem der modernen Weltwunder: Einer gigantischen künstlichen Welt mitten in einer öden, lebensfeindlichen Wüste. Aber hier in der Stadt, ist davon, außer der Hitze von 38 – 40 Grad im Schatten, nichts davon zu merken.
Wir wandern durch riesige Hotels wie den Caesars Palace, der von seiner Grundfläche her größer ist als unser Dorf in dem wir wohnen. Ein paar hundert Meter weiter schlendert man durch ein nachgebautes Paris mit künstlicheM Himmel, schräg gegenüber das luxuriöse Bellagio mit seinen riesigen Wasserspielen. In den Hotels selbst riesige Spielcasinos mit tausenden und abertausenden klimpernden, blinkenden, piepsenden Automaten, hunderten Roulette- und Würfeltischen. Dazu abertausende Menschen aller Nationen, Altersklassen und sozialen Schichten die hier sind um sich zu amüsieren, durch die Gegend wuseln, Drinks und Zigaretten in der Hand halten, schlendern, spielen, Spaß haben oder einfach nur noch müde sind ob der vielen Eindrücke – so wie momentan Jutta und ich.
Es ist faszinierend zu sehen, wie diese Glitzerwelt funktioniert. Heute waren wir sehr früh unterwegs um in Paris zu frühstücken (dem Hotel) und überall waren fleißige Hände dabei, zu schrubben, zu reparieren, Dinge herbei zu bringen um dafür zu sorgen, dass diese gigantische Scheinwelt funktioniert. Dazu gibt es aber auch die Gegensätze, die reale Armut, die sich durch Bettler und Straßenkünstler, die sich für einen Dollar Trinkgeld fotografieren lassen und dafür den ganzen heißen Tag in dicken Kostümen verschiedener Comic- und Computerspielhelden stecken. Dazwischen wieder herausgeputze Schönheiten und eine Unmenge typischer Touristen, die aussehen wie ich. (Shorts, Hemd, Kamera vor dem Bauch 🙂 )
Aber genug der langen Einleitung, was haben wir beiden die letzten Tage angestellt? Zunächst haben wir ein ruhige Nacht in unserem urigen Motel im gemütlichen Kanab verbracht. Während ich duschte holte Jutta den wohl scheußlichsten Kaffee unserer ganzen Reise aus der verwaisten Motellobby, der uns überzeugt möglichst schnell richtig zu frühstücken. Direkt neben unserem Motel war ein richtiges Restaurant, in dem wir uns nichts böses ahnend Pancakes und Ei bestellt haben. Eigentlich unser Standard-Frühstück in den Staaten. Als die Bestellung kam gingen uns die Augen auf: 3 riesige, fluffige Pfannkuchen bedeckt mit einer riesigen Menge Rührei. Dazu eine große Portion Bacon bei mir und ein riesiges, dickes Stück Ham bei Jutta. Dazu einen super leckeren Kaffee. Ja! Das war genau das worauf wir die ganze Zeit gewartet haben. (Anmerkung von Jutta: Die Portion habe ich tatsächlich NICHT geschafft, sondern nach etwa der Hälfte kapituliert.)
Das Lokal selbst war geschmückt mit lauter Souvenirs und Autogrammen verschiedener Filmstars, die in dem verträumten Kanab Western gedreht haben. Nicht umsonst hat dieser Ort den Namen Little Hollywood bekommen. Denn hier wurden neben den Rauchenden Colts auch noch zig andere Western gedreht. So machten wir uns dann nach dem Frühstück auch noch auf den Weg, das nette kleine Filmmuseum des Ortes zu besichtigen, in dem einige der Filmkulissen gerettet wurden.
Dann ging es in einer unspektakulären Reise von ca. 2 1/2 bis 3 Stunden nach Las Vegas. Schon aus der Ferne waren die ersten Hochhäuser der Hotels zu sehen und ehe wir es uns versahen waren wir im Großstadtrummel. Jutta schaffte es trotz meiner Navigationshilfe auf Anhieb in unser kleines Hotel mitten am Strip und wir bekamen auch das von mir bestellte Zimmer mit Stripview. Ein erster Blick aus dem Fenster ließ unsere Begeisterung wachsen: Blick auf die Wasserspiele des Bellagios und den Eifelturm vom Hotel Paris. Das Hotel selbst wirkt ansonsten so wie der Name “Bills Gambling Hall and Casino” es andeutet. Es ist ein kleines Hotel mit nur 4 Etagen einem überschaubaren Casino und ohne große weitere Besonderheiten. Dafür ist es trotz seiner zentralen Lage preiswert und sauber. Das Zimmer selbst ist groß geraten und auf alten Stil getrimmt.
Nachdem wir die nähere Umgebung zu Fuß erobert haben und uns einen Frozen Magarita aus einem großem Plastikglas in Form eine Vase gegönnt haben (so wie wir es uns vor 4 Jahren gewünscht aber nicht getraut hatten) ging es dann müde ins Bett. Aber hier stellte sich der Nachteil des Stripviews heraus. Bis ca 2 Uhr ging es draußen heiß her. Es hupte ohne Unterlass, die Menschen riefen und lachten laut und es dauerte recht lang, bis wir Schlaf fanden. Montag früh machten wir uns dann auf in das hoffnungslos überfüllte Restaurant des Hotels, hatten aber Glück ganz vorne in der immer länger werdenden Warteschlange zu sein und bekamen trotz des Chaos von einer sichtlich überfordeten Serviererin dann ein schmackhaftes Frühstück serviert.
Diesmal wollten wir den Strip nicht ganz zu Fuß erobern und kauften uns als erfahrene Las Vegas Touristen (immerhin unser dritter Besuch) erstmalig eine Tageskarte für die Monorail, die den gesamten Strip abfährt. Nach einem schier endlos langen Fußweg durch das Nachbarhotel Ballys gelangten wir dann auch zur Station und ließen uns dann den halben Tag lang durch Las Vegas fahren und besuchten die wichtigsten großen Hotels um festzustellen, dass sich in den letzten 4 Jahren nicht allzuviel verändert hat.
Da wir für abends schon eine Zaubershow vorbestellt hatten, holten wir dann im Hilton unsere reservierten Karten um dann zum Bellagio zu eilen um am dortigen Buffet unsere Mittags/abendration Kalorien abzuholen. Das Bellagio hat DAS Buffet Las Vegas und es gibt unter Eingeweihten den Trick kurz vor 16:00 Uhr den ermäßigten Lunch-Preis zu zahlen um dann ab 16:00 aus dem vollen Dinner-Programm auswählen zu können. Dumm nur, dass auch viele andere den Trick kannten und so waren wir zwar schon um 15:00 im Bellagio, schafften es aber aufgrund der langen Schlange gerade noch um 15:50 Uhr zu bezahlen um so in den Genuß des preiswerten Essens zu kommen. Das Essen selbst war unschlagbar gut und ich kann es wirklich nur empfehlen. (Im Gegensatz zu dem Dinnerbuffet des Flamingos, das wir den Tag vorher hatten: Das machte satt aber war bei fast dem selben Preis von der Auswahl und insbesonders der Qualität her kein Vergleich)
So gestärkt machten wir uns dann schick für den Abend und fuhren ins Hilton. Ab 18:30 Uhr sollte Einlass zur Zaubershow sein und wir waren gegen 18:40 Uhr da. Wurden aber nicht eingelassen ohne dass uns ein weiterer Grund genannt wurde. Wir sollten uns noch mal umsehen und dann gegen 19:00 Uhr wieder kommen. Wir schlenderten zur Bar und gönnnten uns mal wieder 2 Magaritas (unseren neuen Lieblingslongdrink) um dann endlich zur Show zu kommen.
Während wir auf unseren Plätzen auf den Begin der Show warteten kam auf einmal ein Mann auf den Platz hinter uns, fragte uns wie es uns so geht, wie wir heißen und wo wir denn herkämen um dann Jutta zu fragen ob sie bereit wäre bei der Show mitzuhelfen. Nachdem er versprach, dass sie nicht auf die Bühne muss erklärte sie sich bereit und bekam konspirativ per Händerdruck einen Ring überreicht, den sie sich anziehen soll. Der Rest käme dann während der Show.
Jutta wurde ganz aufgeregt, genoss aber sichtlich die vielen tollen Zauberkunststücke mit großen Augen. Steve Wyrick zersägte seine Assistentin, bezog immer wieder das Publikum mit in seine Show ein und verzauberte uns mit seinen Zauberreien. Irgendwann war dann Jutta dran. Nachdem Steve endlich verstanden hatte wie Jutta auszusprechen ist, musste sie ihren Ring wieder hergeben, der dann in einer Vase verschwand und dann an dem Finger einer Assistentin steckte, die aus dem Nichts heraus nur mit einem Bikini bekleidet in einem Aquarium auftauchte. Jutta bekam den Ring dann wieder zurück und wir hatten schon die Hoffnung, dass sie ihn behalten darf. Aber nachdem die Show dann mit einem spektakulären Trick, bei dem ein richtiger Düsenjet auf der Bühne auftauchte, zu Ende war, kam dann der Manager vom Anfang und wollte den Ring wieder zurück haben. Schade eigentlich. Das wäre ein nettes Souvenier gewesen, auch wenn der Ring vermutlich nichts Wert war. 🙂
Nach einem weiteren Abendspaziergang durch den mittleren Strip bei dem wir mit einem Magarita in der Hand noch die Wasserspiele des Bellagios betrachteten ging es dann müde aber glücklich wieder ins Hotel. Diesmal verlief die Nacht ruhiger und wir begannen den Tag mit dem oben erwähnten Frühstück mit echten Croissant in einem Straßencafé in Paris um dann im Anschluß durch Rom zu schlendern und uns in Mirage die weißen Tiger und Löwen von Siegfried und Roy anzusehen und zwei Delfinbabys bei seinen lustigen Spielen im Wasser zu beobachten.
Jetzt sind wir im Hotel, erholen uns noch ein wenig. Packen dann für morgen zusammen und werden am Abend noch die Lichtspiele in der Fremont Street in Downtown Las Vegas ansehen.
Morgen heißt es dann um 6:00 das Hotel verlassen und zurück nach Hause. Und ganz ehrlich, so schön die letzten drei Wochen waren: Wir freuen uns auch wieder einen normalen Lebenstrott zu haben und nicht mehr aus dem Koffer zu leben. Das ist eigentlich immer das schöne am Urlaub: Man erlebt viel neues, kann unbekannte Eindrücke sammeln, merkt aber auch immer wieder, wie schön es ist ein Zuhause zu haben. 🙂
Anmerkung von Jutta: Und außerdem muss ich DRINGEND zum Frisör;-)
Unsere letzte Route:
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