Heute hatten wir keine so lange Fahrtstrecke vor uns, so dass wir uns ein bisschen Zeit beim Aufbruch von Ruby`s Inn lassen konnten. Zum Frühstück gab`s leckere Donuts aus der Packung, die wir am Abend zuvor in Ruby`s Store eingekauft hatten und Kaffee aus der zimmereigenen Kaffeemaschine (eine wirkliche klasse Einrichtung in den Motels in den USA!).
Danach ging es ein großes Stück des Weges, den wir gestern von Page nach Bryce fahrend gekommen sind, zurück zum Zion Nationalpark. Über diesen NP hatte ich bereits gelesen, dass er sehr beliebt und im Sommer sehr voll sei. Ich war also in gewisser Weise vorgewarnt.
Ebenso wusste ich, dass man den Scenic Drive im Park nicht mit dem eignen PKW befahren darf, sondern den Shuttlebus benutzen muss.
Die Einfahrt war noch so, wie wir es von den anderen NPs kannten, es schien nicht besonders voll zu sein. Glück gehabt. Die Landschaft natürlich wieder spektakulär, mit hohen Felswänden. Dann ging es durch den ersten Tunnel und der Verkehr wurde dichter. An allen interessanten Stellen mit tollen Aussichten standen die Autos, zum Teil sogar einfach auf der Fahrbahn. Trotzdem dachte ich mir noch nichts Schlimmes, zumal ich die Felswände mit dazwischen wachsenden Wäldern jetzt nicht soooo ungewöhnlich fand. Dazu war mir die Landschaft dann doch den Alpen zu ähnlich.
Der zweite Tunnel war ziemlich gruselig zu fahren. Vor der Tunneleinfahrt stand ein Wohnmobil, daneben winkte mich ein Mann vorbei. Wie wir zuvor im Internet gelesen hatten, ist der Tunnel schon sehr alt, eng und dunkel (entsprechende Warnschilder standen natürlich in großer Anzahl vor der Einfahrt) und größere Wohnmobile werden gegen Bezahlung einzeln durchgelotst. Wir konnten allerdings einfach so durchfahren, allerdings war es schon ein besonderes Erlebnis. Der Tunnel war wirklich stockdunkel, verfügte über keinerlei Beleuchtung oder Lüftung, wie wir es aus Europa kennen. Ich war froh, als wir endlich durch waren.
Dann kamen die Hinweisschilder auf den Shuttlebus und dass Autos entweder den Parkplatz am Visitor Center anfahren oder gleich nach Springsdale durchfahren sollen und von dort mittels Shuttle in den Park zurückfahren sollen. Nur diejenigen, die in der Zion Lodge wohnen, bekommen einen besonderen Erlaubnisschein und dürfen bis dorthin fahren. Ich bin jedenfalls zum großzügig ausgeschilderten und trotzdem kompliziert zu fahrenden, unübersichtlichen Parkplatz des Visitor Centers gefahren. Und dort hat es mich so von Menschen und Autos erschlagen, dass ich am liebsten gleich wieder weggefahren wäre. Anscheinend war ich so von der relativen Einsamkeit in den anderen Nationalparks verwöhnt, dass ich mit diesem Rummel nicht mehr umgehen konnte. Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen und einen Parkplatz, den ich nach ein bisschen Herumkurven finden konnte, ansteuern.
Wir hatten uns vorher schon ein paar kleinere Wanderungen ausgesucht. Eigentlich wäre ich ja gerne zum Angel`s Landing gegangen, aber die Warnungen über schwindelerregende Passagen hatten uns davon Abstand nehmen lassen. Stattdessen hatten wir uns die Emerald`s Pools, den Weeping Rock und den Riverside Trail vorgenommen.
Wir fuhren also bis zur Zion`s Lodge mit dem Shuttle (gefahren von einem netten, redseligen Busfahrer in einem recht komfortablen Bus (ganz anders als der Shuttlebus am Grand Canyon)), von wo aus der Weg losging. Das Stück zu den Lower Pools war asphaltiert und dementsprechend sehr stark begangen, war halt ein richtiger Familienspazierweg. Komischerweise hat mir das aber nicht allzu viel ausgemacht. Die Lower Pools waren wirklich schön, ein kleiner Wasserfall kam vom Fels über dem Weg herunter und floss in kleine Teiche. Überall sah man Schilder, dass man keinesfalls in den Pools schwimmen darf.
Nach den Lower Pools wurde der Weg dann steiler und schwieriger zu begehen, mit längeren Treppenpassagen, ganz schön schweißtreibend an diesem sehr warmen Tag. Dort gingen dann schon weniger Leute.
Auch das letzte Stück von den Middle Pools zu den Upper Pools war anstrengend zu gehen und wir waren froh über unsere festen Schuhe. Die Upper Pools waren ein wunderschönes Stückchen Erde. Hohe Felswände ringsum, wieder ein kleiner Wasserfall in einen kleinen Teich, die Frösche quakten….. und eine Familie mit zwei Kindern (ein Mädchen von schätzungsweise 12 und ein Junge von vielleicht 8 Jahren) belegte diesen Ort des Friedens mit Beschlag. Das Mädchen kletterte auf die Felsen und forderte ihre Mutter lautstark auf, irgendwelche albernen Fotos zu machen und der Junge kam auf die glorreiche Idee, die Hosenbeine aufzukrempeln und durch den Teich zu waten. Klasse. Das musste die große Schwester natürlich gleich nachmachen und tobte ebenfalls durchs Wasser. Dann produzierten sich die Kinder auf einer kleinen Insel im Teich, sprangen, schrieen, befahlen ihren Eltern Fotos zu machen… es war fürchterlich, die Ruhe und die Schönheit des Ortes dahin und wir flohen regelrecht von diesem Ort.
Auf dem Rückweg trafen wir weitere Menschen, die glaubten, sie müssten sich auf weite Strecken akustisch bemerkbar machen. Einfach unverständlich.
Zurück an der Zion Lodge nahmen wir den nächsten Bus und fuhren zur Haltestelle Weeping Rock. Von dort ist es nur ein kleiner, aber steiler Spaziergang zum Weeping Rock, einem überhängenden Felsen, aus dem es von überall her tropft. Auch hier wachsen überall, bedingt durch das viele Wasser, üppige Pflanzen. Und auch hier – Menschen. Laut und störend. Hmpf, nur weg hier.
Dann geht es Richtung Endstation, wo der Riverside Walk, der wiederum in den bekannten „Wanderweg“ zu den „Narrows“ führt. Der Riverside Walk ist bequem zu gehen und bietet viele Zugänge zum Fluss. Auch hier treffen wir viiiiele Menschen, u.a. auch viele mit Stativ und Fotoapparat bewaffnete Japaner. Lustig, wie kompliziert die es sich mit dem Fotografieren machen…
Außerdem wieder unser Aufreger: Überall bitten Schilder darum, nicht durch bewachsenes Gebiet zu gehen, um die Natur nicht zu zerstören. Trotzdem müssen die Leute außerhalb der offiziellen Zugänge zum Fluss in der Botanik rumstapfen. Es ist einfach traurig – die Leute lieben ihren Nationalpark zu Tode.
Es ist ziemlich heiß und so freuen wir uns über die vielen schattigen Stellen auf dem Weg.
Irgendwann ist der Weg zu Ende und von dort aus beginnt dann der „Weg“ zu den Narrows. Dazu muss man durchs Flussbett waten, was auch viele Leute tun. Entweder barfuss, mit normalen Wander- oder Turnschuhen oder ganz professionell mit Neoprenschuhen. Auf jeden Fall scheint es ein Erlebnis zu sein, das wir uns allerdings nicht antun.
Nachdem es nun schon später Nachmittag ist, machen wir uns auf den Weg zum Motel, dem Quality Inn. Direkt nach dem Eingang zum Nationalpark sehe ich ein Motel dieser Kette, kann aber nicht glauben, dass es schon das richtige sei. Also fahren wir weiter durch Springdale, das sich ganz schön in die Länge zieht. Schließlich entschließen wir uns dann aber doch umzukehren und dann finden wir auch den richtigen Weg. Wir werden von einem großen, etwas ruppigen Kerl, einem „Luke“ in Empfang genommen und bekommen unsere Zimmerschlüssel. Das Zimmer ist wieder klasse mit super Ausstattung und Terasse mit Blick auf den Campingplatz. Sehr schön.
Danach geht’s wieder einmal zum Essen in einem urigen Lokal, in dem man aus speziellen Marmeladegläsern trinkt und dann fallen wir ins Bett.
Leider lassen uns die Touristenmassen auch dort noch nicht ganz in Ruhe, denn spät am Abend kommt eine Touristengruppe an, die lautstark ihre Zimmer bezieht. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde, bis jeder sein Zimmer gefunden hat und wieder Ruhe eintritt.
Auch am nächsten Morgen um sieben Uhr wird es schon wieder laut, als die Touristengruppe abreist. Ich versteh`s nicht. Gehen die Leute davon aus, dass sie allein sind? Aber das alles gibt’s doch gar nicht.
Beim auschecken erwähne ich allerdings auch die Belästigung durch die anderen Gäste. „Luke“ ist echt betroffen und bedankt sich für die Information, auch wenn er natürlich nix ändern kann. Aber der gute Wille zählt.