30.04.2018 Glen Coe und Glenfinnan Viadukt

Heute hatten wir ein international besetztes Frühstück. Unser B&B ist sehr familiär und die Gäste frühstücken gemeinsam am Familientisch. Zuerst trafen wir ein deutsch-spanisches Pärchen, das bedauerte, heute nicht den Ben Nevis besteigen zu können, da dies aufgrund der Eis- und Schneesituation oben nicht möglich sei. Ja, Schottland hatte dieses Jahr einen langen, harten Winter. Das hatten wir bereits von mehreren Seiten gehört und das sieht man den Bergen hier im Gebiet auch an.

Anschließend gesellte sich ein französisches Pärchen an den Tisch. Auch hier kam es zu einer netten Unterhaltung, da die beiden heute auf die Isle of Skye weiterreisen wollten und nach unseren Erfahrungen gefragt hatten.

Auf unserem heutigen Plan stand das Glen Coe und natürlich das Glenfinnan Viadukt mit dem berühmten “Hogwarts Express”.

Auf dem Weg machten wir einen kurzen Zwischestop bei dem kleinem Örtchen Ballachulish für einen kleinen Rundweg am am Loch Leven. Besonders spannend ist hier ein kleiner Friedhof, der auf eine Inse ausgelagert wurde.

Weiter gings mit einen kleinen Umweg (Ralf als Navigator meint ja das wäre beabsichtigt gewesen) nach Kinlochleven den Loch Leven entlang bevor wir dann das Glen Coe erreichten.

Das Glen Coe ist ein wunderschönes, beeindruckendes Tag mit einer leider grausigen Geschichte, denn hier fand im Jahr 1692 ein derart blutiges Massaker statt, dass es glatt in der Serie “Game of Thrones” Vorbild war. Der Clanchef der Mac Donalds of Glen Coe hatte einen Treuschwur etwas zu spät abgegeben. Deshalb ordnete der neue König an, dass der Clan vernichtet werden musste. Zu diesem Zweck marschierte Captain Robert Campbell of Glenlyon mit 120 Clansmen nach Glen Coe und gab vor, dort Quartier zu suchen, was ihm natürlich auch gewährt wurde. Fast zwei Wochen ließen sich die Campbells dort aushalten, zechten in der Nacht zum 13. Februar 1692 noch miteiander um massakrierten um 5 Uhr morgens den kompletten Clan einschließlich aller Frauen und Kinder. Aufgrund dieser schlimmen Tat (für die Schotten war daran fast noch der Missbrauch der Gastfreundschaft das schockierenste) ist heute noch der Name Campbell in Schottland nicht sehr beliebt.

Die Überreste des Glen Coe Village, wo das Massager stattfand

Trotzdem ist das Tal unglaublich schön. Wir machten ein paar kürzere Wanderungen und fuhren einige Parkplätze an, an denen wir die Aussicht genossen und Fotos schossen.

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Schließlich kamen wir zum Rannoch Moor, das wir bereits von Pitlochry an der Rannoch Station besucht hatten und das wir heute bei bestem Wetter von der anderen Seite sahen.

Da wir den zweiten heutigen Programmpunkt, das Glenfinnan Viadukt mit dem Zug darauf sehen wollten, mussten wir dann wenden und uns auf den Weg dorthin machen.

Vor ungefähr 2 Monaten hatte ich versucht, Karten für eine Fahrt mit dem Jacobite Steam Train, dem “Harry-Potter-Zug” zu ergattern, was mir leider nicht gelungen war. Die Plätze sind monatelang im voraus ausgebucht und nur mit viel Glück kann man vor Ort einen Restplatz bekommen. Das wollten wir uns nicht antun und stattdessen nur das Viadukt mit dem Zug darauf anschauen und fotografieren. Auf diese Idee kommen natürlich außer uns sehr viele Menschen und so war es nicht sehr leicht, einen Parkplatz zu finden, obwohl wir bereits um kurz nach 14 Uhr dort waren, bei einer geschätzten Durchfahrtszeit von 15 Uhr.

Zunächst erstiegen wir den Hügel beim Visitor Center, an dem ein View Point angezeigt war. Von hier oben hatte man das Viadukt zwar im Blick, jedoch nur aus weiter Ferne. Deshalb wählten wir, wie viele andere auch den Weg über ein Wiesengelände und suchten den perfekten Platz für ein tolles Foto.

Um ganz bestimmt ein gutes Ergebnis zu erhalten, wählten wir sogar unterschiedliche Plätze.Mit uns warteten noch einige Menschen mehr auf die Gelegenheit für ein Foto des Hogward Express.  Der Zug ließ lange auf sich warten und das Ereignis war natürlich auch schnell vorbei, denn das Viadukt ist ja nicht so sehr lang, aber es war trotzdem ein schönes Erlebnis. Leider hat mein Smartphone, mit dem ich die Fahrt filmen wollte, seine Arbeit nicht gemacht und so gibt es leider kein Video.

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Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft machten wir noch einen kurzen Abstecher zu Neptune’s Staircase, erneut eine Schleusenanlage. Hier werden jedoch die Boote und Schiffe über 8 Stufen angehoben und abgesenkt. Auch das war interessant anzuschauen und außerdem konnten wir endlich eine Kleinigkeit essen.

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Danach hatten wir für heute genug erlebt. Bei immer noch strahlendem Sonnenschein fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück, wo wir nach einem kleinen Plausch mit unserer Gastgeberin, die genauso wie wir von der ungewöhnlich langen sonnigen Periode begeistert war, den Tag gemütlich ausklingen ließen.

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29.04. Von Skye nach Fort William

  • Das Motto heute: Der Weg ist das Ziel.

Nachdem wir recht früh aus den Federn waren, machten wir uns noch einmal ein kleines schottisches Frühstück mit Porridge und Toast, reinigten noch unser Cottage und verabschiedeten uns von unserer herzlichen Vermieterin, die uns Anbetracht der seltsam fahrenden Touristen auf Skye noch eine sichere Fahrt wünschte.

Da wir heute knapp 3 1/2 Stunden reine Fahrzeit vor uns hatten, verließen wir diese interessante – aber am 2. sonnigen Tag in Folge schon recht gut gefüllte – Insel, da wir unterwegs noch das eine oder andere, was uns auf dem Weg interessant erscheint besuchen wollten. Wir schauten noch kurz in unseren Reiseführer, was so auf den Weg liegen könnte und beschlossen zunächst einmal das südliche Ende von Loch Ness bei Fort Augustus anzusteuern.

Erste Station war jedoch ein kurzer Stop beim Eilean Donan Castle, das wir diesmal mit blauen Himmel fotografieren wollten. Wir hatten Glück, der Parkplatz war trotz des guten Wetters noch nicht überfüllt und so machten wir ein paar nette Fotos aus allen Perspektiven, die man ohne Eintrittsgeld sehen konnte.

Danach ging es weiter auf die A87. Die Landschaft hier war wieder einmal total anders als in den bisherigen Gegenden und nach ein paar Fotostops an der Straße, sahen wir kurz vor Fort Augustus ein Hinweisschild zu den Invermoriston Falls. Wasserfälle sind immer gut und außerdem machte sich inzwischen bei uns eine kleine Müdigkeit breit, bei der ein paar Schritte an der frischen Luft nicht schaden könnten. Also raus aus de Auto und rein in die Wanderschuhe, die sich in Schottland, aufgrund der aufgeweichten Wege, als die ideae Fußbekleidung für alle Wege außerhalb von Städten erwiesen. Unterwegs merkten wir die unterschiedlichen Wärmeeindrücke. Einheimische in kurzärmeligen Shirts und dick vermummte Touristen waren bunt gemischt. Wir irgendwo dazwischen mit T-Shirt und leichter Jacke. 🙂

Die Wasserfälle selbst waren ganz nett anzusehen, aber soooo besonders auch nicht. Auf jeden Fall ein netter Zwischenstopp um mal Luft zu holen und sich die Beine zu vertreten. Aber man verpasst auch nichts, wenn man daran vorbei fährt.

Fort Augustus war bald danach erreicht. Der Parkplatz ließ nichts Gutes erahnen. Reisebus an Reisebus und auch der Fish & Chips-Stand direkt am Parkplatz war überfüllt. Da wir aber beide inzwischen einen guten Hunger hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem netten Café oder Pub um dort eine Kleinigkeit zu essen. Beim 2. Anlauf fanden wir über einen Hintereingang eine Hotelbar, in der es noch ein paar Plätze gab. Inzwischen geübt, bestellte ich an der Theke inzwischen mein drittes mal auf dieser Reise Haggies für mich und Cullen Skink (eine Fischsuppe) für Jutta. Das Essen war schnell serviert und schmeckte auch diesmal wieder wirklich gut. So gestärkt machten wir noch einen Spaziergang den Kanal entlang, sahen dem interessanten Treiben an der Schleuse zu (hier wird der Bootsverkehr in 5 Stufe vom Niveau des Loch Ness auf die Höhe des Caledonian Canal angehoben) und besuchten noch einmal Loch Ness. Leider ließ sich Nessie auch diesmal nicht blicken, was aber Anbetracht des nicht unerheblichen Touristentrubels eigentlich auch kein Wunder war.

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Also programmierten wir Google Maps auf unsere nächste Unterkunft und machten uns wieder auf den Weg. Unterwegs machten wir noch ein paar nette Fotos bei der Bridge of Oich und beim Commando Memorial. Letzeres war aufgrund der Ankunft von 4 Reisebussen direkt nach uns schnell total überlaufen, so dass wir nur schnell ein paar Fotos machten und weiter fuhren.

Auf den letzten Kilometern wurden wir immer müder und als wir den verkehrsreichen Ort Fort William fast hinter uns gelassen hatten, fuhren wir kurz links ran um sicherzugehen, dass wir das Navi nicht falsch programmiert haben, da es immer noch 15 Kilometer Weg anzeigte. Aber ein kurzer Zwischencheck der Zimmerbuchung ergab, dass wir wirklich in einem kleinen Weiler weiter östlich von Fort William wohnen werden.

Das B&B war bald gefunden. Von außen wirkt es doch eher bescheiden und als wir kamen, war auch niemand im Haus um uns zu begrüßen. Die Zimmerwirtin im benachtbarten B&B, informierte uns, dass unsere Vermieterin erst gegen 17:00 wieder bereit zum einchecken ist und empfahl uns, in der Zwischenzeit im einzigen Restaurant des Ortes erst einmal einen Kaffee zu trinken Dies taten wir dann auch und reservierten uns sicherheitshalber auch gleich einen Tisch fürs Abendessen. Etwas verunsichert waren wir von der Zeitangabe 6:15 to 6:45. Wir befürchteten nur eine halbe Stunde Zeit zum Essen zu haben, aber was soll man machen, wenn es nur ein Lokal im Ort gibt.

Beim B&B angekommen, war dann auch die Vermieterin da. Eine quirlige junge Frau, die uns die ganze Familie vorstellte und uns dann zu unserem Zimmer führte. So abschreckend das Äußere wirkte, so nett war dann das Zimmer anzusehen. Wir richteten uns ein und machten uns dann gegen 18:00 auf den Weg zum Restaurant.

Es waren noch einige Tische frei, so dass sich unsere Befürchtungen dann schnell in Luft auflösten. Ich genoss gekochtes Schweinefleich in süßlich würziger Soße und Jutta bestellte sich orientalische Nudeln. Beides schmeckte wirklich gut, auch wenn ich beim Essen an Obelix mit dem gekochten Wildschwein in Pfefferminzsoße denken musste. 🙂

Nachdem wir noch einen kleinen Spaziergang zum nächsten Wanderparkplatz machten um die 10000 Schritte Tagessoll voll zu bekommen, landeten wir dann schlußendlich wieder in unseren B&B. Unser Wirtspaar saß mitten beim Abendessen im Esszimmer und plauschte noch kurz mit uns, bevor wir uns in unser Zimmer begaben. Dieses B&B ist wirklich mal sehr familär.

28.04.2018 2. Tag auf Skye

Eigentlich hätte es heute ein Wandertag in die Berge von Skye werden sollen, aber dann kam alles ganz anders. Aber am besten fange ich von vorne an.

Nachdem unsere Vermieterin gestern so von dem Sonnenaufgang auf unserer Seite der Insel geschwärmt hatte, wagte ich heute früh, als ich zwischendurch wach wurde einen kurzen Blick nach draußen. Und sie hatte Recht: Erst war der Himmel Orange gefärbt von der Morgendämmerung, und als ich einen Stunde später wieder wach wurde, konnte ich die Sonne am Horizont sehen.

Nach ein paar kurzen Fotos schlummerte ich aber noch ein wenig weiter, denn wir wollten heute den Quiraing erorbern, der von unserer Unterkunft aus leicht erreichbar sein soll. Den Boiler zum Duschen beidente ich diesmal routiniert, so dass das Duschen kein Abenteuer mehr war. Dann frühstückten wir noch einen leckeren Porridge und ein paar Toast um uns dann auf den Weg zu machen. Wir wollten früh da sein, denn die Reiseführer warnten, dass die wenigen Parkplätze schnell überfüllt sind.

Sorgfältig wie ich bin, erkundigte ich mich auch im Netz nach der Strecke, nachdem Google Maps diesmal keine große Hilfe war. Ich lotste Jutta nach Norden, denn nach der Beschreibung sollte die Einfahrt schon kurz nach Staffin, den Ort in dem wir übernachteten liegen. Nach einigen Meilen gab es keine Felsen mehr, sondern nur noch eine durch die karge Landschaft führende Single Track Road mit lauter Touristen, die das Prinzip der Passing Places nicht verstanden haben. Jutta wurde immer genervter, da wir in einige brenzlige Situationen kamen.

Ich hatte in Erinnerung, dass von der anderen Seite der Halbinsel ein weiterer Einstieg sein soll und redete Jutta Mut zu, aber auch hier, nach schier unendlicher Single Track Road, war weiterhin keine Einfahrt zum Quiraing zu sehen. Wir gaben den Plan auf und Jutta wollte jetzt nach Portree um sich ihren zweiten Wunsch für diese Insel zu erfüllen, eine Bootstour, die bei solchen Reisen eigentlich nie fehlen darf. Also auf nach Portree, das wir inzwischen besser kannten. Routiniert fuhren wir den kostenlosen Parkplatz an und kauften am Hafen zwei Tickets für die Bootstour. Da die nächste Tour erst in 1 1/2 Stunden losgehen sollte, suchten wir eine Gelegenheit zu einem 2. Frühstück.

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Das Café von gestern ließen wir diesmal aus und wir fanden am Townsquare ein Lokal mit Außensitzplätzen. Da die Sonne schien und es nicht nach Regen aussah, gönnten wir uns dort einen Platz. Ein etwas überforderter Kellner nahm unsere Bestellung auf: Zwei Kaffee, einmal Waffle with Baccon and Egg für mich und Toast für Jutta. Der Kaffee kam schnell, die mit Sirup getränkte Waffel, die mit einem Spiegelei bedeckt war auch bald – aber der Toast kam und kam nicht. Als ich mit meinem kulinarischen Genuss fertig war, sprachen wir die Bedienung auf die fehlenden Toast an und ihm war es sichtlich peinlich. Diesmal ging es schneller – auch wenn diesmal die Marmelade fehlte – aber dafür wurde mir später der Toast von der Rechnung gestrichen.

Dann war es schon Zeit für die Bootstour. Wir warteten brav am Pier und gelangten dann nach einem kurzen Fußweg auf die “Stardust”. Beworben wird die Tour mit der Sichtung seltener “Golden Eagle”und anderer Tiere, wie z.B. Seelöwen, aber der Skipper erklärte uns gleich, dass es möglich sei, dass wir die Adlerdame nicht zu Gesicht bekommen, da gerade Brutzeit ist, er aber sein bestes versuchen wird. So schipperten wir los und in der Tat, nach einigen Hin und Her entdeckte die Copilotin (Keine Ahnung, wie das auf Seemännisch heißt) etwas. Angestrengt versuchten wir, den Fleck über dem gezeigten Dreieck in der riesigen Felswand zu erkennen. Und tatsächlich, mit etwas Geduld, konnte man den Adler im Horst sehen. Als der Skipper dann einen Fisch durch die Luft wirbelte und ins Wasser warf, kam er dann auch angeflogen. Ein wirklich imposanter Anblick. Auch wenn ich ihn nicht mit der Kamera erwischen konnte, ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Nach der Tour machten Jutta und ich uns dann total durchgefroren (trotz warmer Jacken, war es auf dem Meer doch recht windig und kalt) zur Touristeninformation um uns eine Karte der Insel zu holen und uns noch einen Tageshöhepunkt auszusuchen (Die Reiseführer waren ja zuhause im Cottage, denn wir wollten ja wandern …)

Dort entdeckten wir den Fairy Glen, eine geologische Formation, die auch bei diversen Filmen, wie zum Beispiel in “BFG – Big Friendly Giant” den Hintergrund bildete. Der Legende nach sollen hier Feen leben und eine Felsnadel soll ihre Burg sein. Im Internet fanden wir diesmal Koordinaten für das Navi und machten uns auf den Weg. Nach einer sehr abenteuerlichen und noch engeren Single Track Road konnten wir unseren Wagen parken und durch die interessanten Hügel inmitten von Schafen unseres Weges über die Hügel ziehen.

Bei der Formation dann eine kleine unangenehme Überraschung, zwei kleine Busse mit Reisegruppen standen davor und laute Menschen verschiedenster Nationen standen im Weg rum sobald es schöne Fotomotive gab. Aber als erfahrene Reisende wissen wir ja, sobald man ein paar Meter von der Hauptattraktion weg ist hat man seine Ruhe und auf dem Rückweg konnten wir dann die “Burg” und einen künstlichen Feenkreis auch ohne Menschen darin sehen und fotografieren.

Damit war es schon später Nachmittag und wir machten uns auf den Weg nach Staffin (mal wieder mit spannenden Begegnungen auf der Single Track Road) um im Columba 1400 Café zu Abend zu essen. Beim Columba 1400 handelt es sich um eine gemeinnützige Initiative um Problemjugendlichen eine Perspektive zu geben. Wir genehmigten uns dort zwei leckere Steaks um dann im Cottage die Beine hoch zu legen bevor es dann morgen weiter zur vorletzten Station nach Fort Williams  geht.

Beinahe hätte ich das Wichtigste vergessen: Heute hat es den ganzen Tag keinen Tropfen geregnet. Wer Schottland kennt, weiß wie ungewönlich das ist. 🙂

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27.04.2018 Skye

Heute sind wir besonders früh aufgestanden. Einerseits, weil wir am heutigen Tag viel sehen wollten, andererseits, um der asiatischen Familie von gestern im Frühstücksraum zu entgehen. Beides ist geglückt. 🙂

Erstaunlicherweise präsentierte sich die Skye-Bridge in schönstem Sonnenschein, was natürlich auch ein tolles Bild abgibt. 😉 Trotzdem waren wir froh, diese seltsame Unterkunft verlassen zu dürfen. Nur den 35-kg-Welpen hätte ich nach einer letzten Knuddelrunde am liebsten mitgenommen.

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Der Verkehr auf Skye ist, wie bereits erwartet, wesentlich dichter als auf dem Festland. Wie wir von mehreren Seiten gehört hatten, ist die Insel extrem beliebt bei Besuchern aus aller Welt, und diese halten sich natürlich auch auf den Straßen auf. Deshalb war ich froh, als wir unseren ersten Halt, die Sligachan Old Bridge, erreichten. Die Brücke liegt in malerischer Umgebung und zieht viele Besucher an, die alle auf der Jagd nach einem guten Foto sind. Wir liefen ein wenig am Fluss entlang und Richtung Berge. Ein wunderschönes Stück Natur findet sich, wenn man ein paar Meter von der Brücke und den Besuchermassen entfernt seiner Wege geht.

Anschließend führte uns der Weg zum Dunvegan Castle, dem Stammsitz der MacLeods. Die Straße dort hin gewährte unglaublich schöne Ausblicke und wir mussten immer wieder anhalten, um diese genießen und fotografieren zu können.

Auch das Castle mit seinen ausgedehnten Gärten hat mir richtig gut gefallen, wenn auch die Gärten jetzt im Frühjahr noch nicht in voller Pracht stehen.

 

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Auf unserem Weg zurück Richtung Portree machten wir einen kurzen Mittagshalt an einem Imbissstand an der Straße, an dem wir schon auf dem Hinweg einige Autos haben halten sehen und der auch jetzt gut frequentiert war. In fröhlicher Runde wurde uns das Bacon-Roll empfohlen, das sich Ralf dann auch schmecken ließ. Ich wollte es ein bisschen “gesünder” und wählte das BLT-Roll. Zusammen mit unserer ersten Dose “Irn Bru”, einem schottischen Softdrink nach einem “Geheimrezept” hat uns das Mittagessen ausgezeichnet geschmeckt.

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Unser Plan für heute Abend in unserem Cottage sah eigentlich vor, dass wir uns in einer Whisky-Destillerie einen leckeren Whisky aussuchen und diesen gemütlich zuhause trinken. Deshalb steuerten wir als nächstes die Tallisker-Destillerie an. Der Weg führte uns über die schlechteste Straße, die wir auf dieser Reise bisher vorfanden zur Destillerie direkt am Meer. Hier buchten wir eine Besichtigung, bis zu deren Beginn wir allerdings noch eine ganze Stunde Zeit hatten. Deshalb machten wir noch einen kleinen Spaziergang am Meer entlang und um das Freitagsritual nicht ausfallen lassen zu müssen, genehmigten wir uns einen Kaffee und Kuchen.

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Beim Anstehen hierzu kamen wir mit einem älteren (noch wesentlich älter als wir!!) Ehepaar ins Gespräch. Ich war ziemlich erstaunt, dass der ältere Herr auf seine Frage, woher wir kämen, gestand, dass er dachte, ich käme aus Schottland, weil ich einen schottischen Akezent hätte. Na, da sieh mal einer an! *lach*

Die Besichtigung war recht informativ. Leider hat mich der Whisky, den es im Anschluss zum Probieren gab, ziemlich schockiert. Er schmeckte unglaublich rauchig, was eine Spezialität des Tallisker-Whiskys sein soll. Mit zwei Tropfen Wasser gemischt, war es zwar erträglicher, aber von Genuss kann keine Rede sein. Deshalb machte die Destillerie mit uns kein weiteres Geschäft mehr und wir zogen ohne Whiskyflasche von dannen.

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Da der Weg zu unserem Cottage sowieso über Portree, die Inselhauptstadt, führte, machten wir auch dort noch einen kleinen Stopp. Der Hafen ist ganz nett anzuschauen, aber ich war etwas genervt, weil es mir dort zu viele Menschen und zu viel Verkehr gab. Deshalb legten wir nur einen kurzen Stopp ein und fuhren bald weiter.

 

Obwohl wir eigentlich keinen weiteren Stopp mehr machen wollten, legten wir doch noch einen solchen am Kilt-Rock ein. Auch hier bot sich eine atemberaubende Szenerie mit einer tollen Felsenküste und einem Wasserfall, der tief ins Meer stürzt.

Dann wollte ich aber endgültig am Ziel ankommen. Die Einfahrt zu unserem Cottage war etwas knifflig zu finden, aber das Häuschen entschädigte für alles. Wunderschön eingerichtet, ruhig gelegen mit phänomenalem Blick aufs Meer – einfach ein Traum. Die Gastgeberin, die ein paar Meter weiter ein B&B betreibt, begrüßte uns herzlich und versorgte uns mit allen nötigen Informationen für unseren Aufenthalt.

 

 

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Nach dem Abendessen, für das wir gestern schon Nudeln und Fertigsoße eingekauft hatten, machten wir noch einen kleinen Spaziergang Richtung Meer. Es ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde hier! Rundherum sind Wiesen mit Schafen, deren Lämmer fröhlich herumspringen. Für die Schäfer gibt es aber auch viel zu tun. Das merkten wir nach unserer Rückkehr ins Cottage, als auf der Wiese direkt neben unserem Fenster der Schäfer einen seiner 5 Border Collies trainierte, indem der Hund auf Sprach- oder Pfeifkommando die armen Schafe über die Weide treiben musste. Trotzdem ein beeindruckendes Schauspiel.

 

Jetzt freuen wir uns auf unseren Aufenthalt auf dieser traumhaft schönen Insel und hoffen, dass der Wetterbericht, der für die nächsten Tage sonniges Wetter voraussagt, dieses Mal Recht hat. (Bisher war das Wetter immer besser als vorhergesagt…)

26.04.2018 Ein Ausflug die Küste entlang nach Applecross

Trotz des Gerumpels, das gestern Abend über unseren Köpfen zu hören war, war die Nacht erstaunlich ruhig. Gut erholt machte Ralf sich an die Morgentoilette in dem winzigen Baderäumchen mit seiner lustigen Duschvorrichtung. Dieser Verschlag ist wirklich nur für die allernötigsten Verrichtungen zu gebrauchen, aber für die beiden Morgen, die wir hier sind, reicht es aus. Immerhin ist alles ganz neu und recht sauber, man soll ja schließlich nicht alles schlecht reden.

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Das Frühstück war dann wieder eine ganz andere Herausforderung. In dem kleinen Frühstücksraum wurde ein bescheidenes kontinentales Frühstück bereitgestellt. Das (für uns) Problem war die asiatische Familie, die offenbar gestern Abend für das Getrampel zuständig war. Beide Kinder waren stark erkältet und zogen auf äußerst unappetitliche Weise ihre Nasen hoch. Da es ansonsten im Raum absolut ruhig war (die Familie flüsterte bei gelegentlichen Unterhaltungen), war das gut zu hören. Naja, eine natürliche Appetitbremse für mich, schadet auch mal nicht. 😉

Nachdem die Familie endlich fertig war, kamen wir mit dem einzigen anderen Gast ins Gepräch. Dieser US-Amerikaner bereiste, eigentlich Biker, das Land seit gestern mit dem Auto und kämpfte ziemlich mit dem Linkssverkehr hier. Ein nettes Gespräch, das für den unerfreulichen Start entschädigte.

Noch entzückter war ich, als der Herr zum Bezahlen seiner Rechnung die Wirtin aus ihrem Zimmer lockte und zusammen mit ihr der Hund des Hauses erschien. Ein 6 Monate alter absolut entzückender Bernhardiner. Riesig groß mit weichem Babyfell und weicher Schlabberschnauze, der sich begeistert knuddeln ließ. Ein Traum!

Anschließend machten wir uns auf unsere Fahrt für heute. Wir wollten heute die “North 500” die Westküste entlang Richtung Norden fahren, so weit wir eben Lust hatten. Dieser Plan entpuppte sich als eine tolle Sache, denn die Straßen führten uns heute zu unglaublich schönen Szenerien und Ausblicken, obwohl wir gar nicht so sehr weit gekommmen sind.

Unser erster Halt war in Plockton, das im Sommer als Anlegestelle für Hobbysegler dient und ganz hübsch sein soll. Leider hatten wir absolut kein Glück mit dem Wetter, denn bis auf kleine Pausen regnete es während unseres Rundganges die ganze Zeit sehr heftig. Und trotz eines kleinen Zwischestops in einem kleinem Café hissten sowohl meine als auch Ralfs Regenjacke die weiße Fahne und ließen nach einiger Zeit den Regen einfach durch, so dass wir, wieder im Auto angekommen unsere Ersatzregenjacken aktivieren mussten.

Unser nächstes anvisiertes Ziel war das Örtchen Applecross. Die Fahrt soll laut Reiseführer und verschiedener Videobeiträge, die wir vor unserer Reise bei Youtube gesehen hatten, auch über die berüchtigte Passstraße Bealach-na Bo erreichbar sein. Diese Straße wurde jedoch nur bei schönem Wetter empfohlen und sei nichts für schwache Nerven. Obwohl inzwischen die Sonne schien, traute ich dem Wetter nicht so recht über den Weg und aufgrund mehrerer Erfahrungen in den Alpen wissen wir, dass es keinen Spaß macht, bei Regen und Nebel in den Bergen unterwegs zu sein. Außerdem hatte ich kurz zuvor auf einer Single-Track-Road eine unliebsame Begegnung mit einer Autofahrerin, die mir plötzlich gegenüberstand und sich keinen Meter bewegte. Obwohl auf unserer “Seite” kein Passing-Place in Sichtweite war, war ich gezwungen, ein ordentliches Stück rückwärts zu setzen, damit wir weiterfahren konnten. Ich bin ja sowieso keine gute Rückwärts-Fahrerin und bei unserem BMW, den ich hinten sehr unübersichtlich finde und der nicht über eine Heckkamera verfügt, war das absolut kein Spaß. Das wollte ich auf einer engen Passstraße unbedingt vermeiden.

Deshalb fuhren wir die Costal Route, die auch für LKW erlaubt ist und die rund um die Halbinsel führt und etwa 45 km lang ist. Die Strecke führt durch eine herrliche Landschaft und bietet tolle Ausblicke, so dass wir die versprochenen Ausblicke der Passstraße nicht vermissten. Und der Nervenkitzel war für unsere Ansprüche durchaus ausreichend. So machte ich ein weiteres Mal die Erfahrung, dass sich manche Touristen offenbar nicht mit der Fahrweise auf einer Single-Track-Road vertraut machen und die Passing Places auf ihrer Seite, also der linken, ignorieren. So kann es von Zeit zu Zeit zu vermeidbaren kniffligen Situationen kommen. Schön ist aber immer das gegenseitige Grüßen, manchmal auch mit Daumen-hoch der Einheimischen, wenn alles gut geklappt hat.


So landeten wir mit vielen Fotostopps (bei einem konnten wir sogar ein fahrendes U-Boot beobachten) endlich in Applecross, wo wir uns den wohlverdienten Lunch genehmigten. Für mich gab es leckere geräucherte Makrele mit Salat, Ralf genehmigte sich eine kleine Portion Haggis. Als Dessert für uns beide zusammen eine Portion Cranachan und natürlich wieder ein kleiner Plausch mit der netten Bedienung.

Der Rückweg führte uns zwar auf dem gleichen Weg zurück, aber bot natürlich aufgrund des Perspektivenwechsels ganz neue Aussichten und es wurden viele weitere Fotos gemacht.

Zurück in unserer Unterkunft machten wir dann noch einen kleinen Spaziergang auf die Skye-Brücke, machten dort (oh Wunder!) noch ein paar Fotos, bevor wir dann ins Pub zum Abendessen gingen. Leider gab es heute keine schottischen Kerle am Nebentisch, aber trotzdem hat es uns wieder so gut gefallen, dass Ralf sich sogar ein T-Shirt dort gekauft hat.

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Auf dem Rückweg in unsere Unterkunft entdeckten wir noch einen kleinen Pfad zu einem Kriegerdenkmal, mit dem die Bewohner des kleinen Inselortes an den Blutzoll der beiden Weltkriege ihres Ortes gedachten. Von dort aus konnten wir noch ein spektakuläres Lichtspiel fotografieren, bevor es endgültig ins Zimmer ging.

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Zurück im Zimmer meinte Ralf, dass man sich langsam daran gewöhnt. Hmmm, naja, ich werde nicht traurig sein, wenn wir morgen unsere Rundfahrt fortsetzen und abends unser Cottage im Norden der Insel beziehen. Bis auf den Hund – ja, den würde ich natürlich gerne mitnehmen.

25.04.2018 von Loch Ness nach Isle of Skye

Heute morgen starteten wir zunächst mit einem sehr herzhfaften und guten Frühstück. Jutta bekam ihren ersten hausgemachten Porridge und war sehr zufrieden damit, während ich (mal wieder) mein schottisches Frühstück mit Black Pudding, Sausages, Eggs und Ham zu mir nahm. Danach hieß es Koffer packen und Abschied nehmen von dieser außergewöhnlichen Unterkunft. Marisley, unsere Gastgeberin, gab uns noch einige Tipps für die nächste Strecke und ich revanchierte mich mit einigen Tipps für eine Deutschandreise, die sie evtl einmal machen will, wenn sie mal wieder in den Urlaub kann. (Bei einem Bed & Breakfast in einer beliebten Urlaubsregion nicht ganz so einfach.)

Trotz der netten Tipps, südlich des Loch Ness zu fahren entschieden wir uns für unseren ursprünglichen, mehr nördlich gelegenen Weg. Jutta verabschiedete sich noch sehr ausführlich von den beiden lieben Hunden und dann ging es los.

Unser erster Zwischenstop war Strathpeffer, einen kleine Kurort aus Victorianischen Zeiten, in dem wir einen kleinen Spaziergang machten. Besonders gefallen hat uns dort der ehemalige Bahnhof, der von den Einheimischen liebevoll hergerichtet wurde und in dem nun verschiedene kleine Geschäfte und ein Spielzeugmuseum untergebracht sind. In dem Geschenkeladen kamen wir mit der Inhaberin/Verkäuferin in ein kurzes Gespräch, wie es hier in Schottland üblch ist. Sie erkannte uns anhand unseres markanten Akzents sofort als Deutsche und nach kurzer Zeit kam sie auf das Thema, des vor kurzem in Hamburg vermissten und tot aufgefnunden jungen Schottens zu sprechen. Ein Thema, das hier wohl tagelang die Presse beschäftigt hatte.

Da der Ort sonst nicht viel zu bieten hatte machten wir uns weiter auf den Weg zur nächsten Station. Wir wollten auf jeden Fall noch einen schottischen Wasserfall sehen und hatten uns dazu die Rogie Falls ausgewählt. Ein netter kleiner Wasserfall, an dem auch eine Lachstreppe angebracht ist, an der die Lachse zur Laichzeit zu ihrem Geburtsort zurückkehren können. Aber da wir jahreszeitlich zu früh waren, waren sie nicht zu sehen, und nachdem der schottische Regen es eine Spur zu gut mit uns meinte, machten wir uns weiter auf den Weg.

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Als nächstes Ziel hatten wir uns diesmal ein in unserem (gedruckten!) Reiseführer empfohlenes Lokal ausgesucht. Eine gute Wahl, nachdem Jutta aufgrund ihres leichten Frühstückes schon die ersten Unterzuckerungsanzeichen zeigte. Unterwegs zeigten sich die Highlands von ihrer besten Seite. Die Landschaft war einfach atemberaubend und muss sich hinter den Landschaften der USA nicht verstecken.

Das Carron Restaurant entäuschte uns nicht. Es gab leckeren Fisch und zu Gedenken meines verstorbenen Großvaters, der heute Geburtstags hätte, gönnte ich mir noch einen leckeren Marzipankuchen.

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Dann ging es los zu dem Höhepunkt des heutigen Weges: Dem Eilean Donan Castle, eine der meist fotografierten Sehenswürtigkeiten Schottlanda, da diese restaurierte Burg in vielen Filmen, unter anderem in “Highlander – Es kann nur einen geben” als Kulisse diente. Die Besichtigung war wirklich nett, vor allen die stilecht nachgebaute Küche, die mit den vielen Details beindruckte.

Danach ging es weiter zu dem Ziel der nächsten vier Tage, der Isle of Skye. Nach einem kurzen Weg, fanden wir unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Einem – nunja – wie sagt man es freundlich – für Isle-of-Skye-Verhältnisse preiswerten und gutgelegenen Bed & Breakfast. Nach den letzten beiden Unterkünften eine eher bescheidene Unterkunft – aber da die Isle of Skye sehr begehrt ist und wir nicht zu viel für unsere erste Unterkunft hier ausgeben wollten, passt es. Wie heißt es in Amerika so schön: “You get what you pay for”. Und es gibt ein Bett und wie es aussieht  morgen auch ein Frühstück und dazu einen unverbauten Blick auf die Brücke zur Insel.

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Nach einem kleine Rundgang entschieden wir uns in dem Lokal, in dessen Hinterhof unsere Unterkunft liegt, zu essen. Das Essen war recht gut, und die Bedienung sehr nett. Leider wurde unser Mahl durch eine deutsche Familie, deren Kind eine absolute Katastrophe war, getrübt. Das Kind der schlecht erzogenen Eltern, rannte die ganze Zeit laut schreiend durch das Lokal, umfasste der armen Bedienung während sie lief, die Knie und war laufend am Nöhlen. Mal wieder ein absoluter Fremschämgrund.

Daraufhin beschlossen wir bald zu zahlen und verzogen uns in die Bar/das Pub, die ebenfalls zu dem Lokal gehört. Hier nur unter Einheimischen, genossen wir noch zufrieden einen letzten Absacker bevor wir uns wieder in der Abenddämmerung auf den Weg zu unserem bescheidenen Zimmer machten.

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Mal sehen was der Wetterbericht sagt. Wenn er wieder so daneben liegt wie heute (angesagt war den ganzen Tag Regen, in Wirklichkeit hatten wir neben ein paar Schauern auch immer wieder Sonnenschein), dann fahren wir morgen ein Stück die legendäre Westküste entlang. Wir werden sehen.

24.04.2018 Von Pitlochry zu Loch Ness

Nach einer wieder ruhigen, erholsamen Nacht nahmen wir ein wieder hervorragendes Frühstück in unserem B&B ein. Die Unterhaltung mit unseren schottischen Mitbewohnern war wieder lustig und nett und wir haben uns nur ungern voneinander verabschiedet. Auch von dem tollen B&B mit seiner netten Wirtin haben wir uns nicht gerne verabschiedet, gerne wären wir noch länger geblieben. Davon abgesehen gäbe es in Pitlochry noch einiges zu sehen, was wir gestern nicht geschafft haben. Insbesondere um die zwei Whisky-Destillerien tut es mir echt Leid!

Schon kurz nach dem Start erreichten wir unser erstes Zwischenziel Blair Castle. In diesem Schloss, dessen Besitzer in Südafrika lebt und nur einmal im Jahr zur Parade seiner Privatarmee (der einzigen, die heute noch in Europa existiert) anreist, gibt es so einiges zu sehen. Zuvor aber hat Ralf mir einige Schreie entlockt, indem er vom unteren Parkplatz, auf dem wir zuerst gestanden sind, zum Hauptparkplatz direkt beim Schloss gefahren ist. Nein, dieser nahe Straßengraben und dass auf “meiner Seite” kein Lenkrad ist, ist nix für mich. Ich glaube, den Rest der Reise werde ich das Auto steuern, das ist besser für unser beider Nerven…

Im Schloss selbst hatten wir leider eine große französische Reisegruppe vor uns, die wir nur mit Mühe und vielen Pardons überholen konnten. Trotzdem war der Besuch lohnenswert, auch, weil wir hinterher noch ein echtes Mitglied der Privatarmee des Dukes bewundern konnten, der eine zeitlang dudelsackpfeifend im Schlosshof patroullierte. Auch die Gärten des Schlosses sind sehr sehenswert, auch wenn leider die große Blütenpracht aufgrund der frühen Jahreszeit noch nicht zu sehen ist.

Anschließend fuhren wir durch großartige Highland-Landschaften weiter Richtung Inverness. Das Wetter hat uns nicht enttäuscht – wir hatten den einen oder anderen kurzen Regenschauer. Überwiegend konnte sich aber tatsächlich die Sonne gegen die Wolken durchsetzen und Ralf konnte viele Fotos mit interessantem Himmel machen. Als positiv denkender Mensch versucht er mir ja immer die Himmel mit vielen Wolken schmackhaft zu machen, indem er mir erläutert, dass ein eintönig blauer Himmel auf Fotos sehr uninteressant und langweilig sei. So ganz hat seine Überzeugungsarbeit bei mir allerdings noch nicht gefruchtet.

Die nächste Station war das Highland Folk Museum in Kingussie. Dies ist ein liebevoll hergerichtetes, ausführliches Freilichtmuseum über die früheren Zeiten in den Highlands, hauptsächlich über die Zeiten des frühen bis mittleren letzten Jahrhunderts. Viele freiwillige Helfer erläuterten die ausgestellten Anwesen, was für mich nicht immer leicht zu verstehen war. Unsere Prüfung legten wir dann im Schulhaus ab, als wir in den Schulbänken Platz nehmen durften und mit alten Füllfederhaltern ein paar Schreibübungen absolvieren durften.

Der gelungene Besuch wurde mit einer Tasse Tee und einem Scone im angeschlossenen Café abgerundet, was ich leider absolut nicht empfehlen kann. Der Scone war trocken und sowohl Ralf und ich hatten nach dem “Genuss” ein unangenehm pelziges Gefühl im Mund. Nein, das war leider nix!

Die letzte Etappe bis zu unserem B&B verlief problemlos und anhand der zugesandten Wegbeschreibung in Zusammenarbeit mit Tante Google konnten wir unser Ziel auch auf Anhieb finden. Das Haus liegt traumhaft ruhig mitten im Nichts, direkt an einem kleinen Loch. Zwei freundliche Irish Setter und eine Katze machten es mir natürlich umso sympathischer. Die Gänse sind seit ein paar unfreundichen Attacken auf die Gäste sicher hinter einem Zaun an einem großen Teich untergebracht und die Ziegen kamen begeistert angerannt als sie die neu angekommenen Gäste sahen. Die Zimmer und der gesamte Gastbereich waren auch hier wunderschön und die Gastgeberin, eine junge Frau ist auch wieder super nett und um das Wohl ihrer Gäste bemüht. Einzig, dass sie wirklich viel zu erzählen hatte (ich glaube, sie ist aufgrund der einsamen Lage ihres Zuhause froh um die Abwechslung, die ihre Gäste ihr bringen) war für mich etwas anstrengend.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten und einen kurzen Erkundungsspaziergang um das Haus herum gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Abendessen. Dieses nahmen wir im Dores Inn in Dores, dem einzigen Lokal in der näheren Umgebung ein. Nachdem ich auf dem Weg dorthin aufgrund einer massiven Hungerattacke nicht mehr besonders gut gelaunt war, schmeckten Fish & Chips besonders gut.

Und das ganz Besondere an dieser Location im kleinen Ort Dores ist: wir sind direkt am Ufer des Loch Ness! Auf den ersten Blick in der untergehenden Sonne ein sehr hübsches Stückchen Erde. Nessie haben wir zwar heute nicht gesehen, aber vielleicht haben wir ja morgen mehr Glück.

23.04.2018 Pitlochry – Queens View und Rannoch Station

Nach den für uns Landeier doch eher etwas lauten Nächten in Edinburgh, haben wir heute in dem gemächlichen Pitlochy in unserem großen Bett geschlafen wie ein Stein. Nachdem ich die Wunder der Wasserinstallationen des britischen Empires überstanden hatte und mit der gewünschten Temperatur duschen konnte machten wir uns auf den Weg zum Frühstücksraum unseres B&B. Hier wurden wir von unserer Zimmerwirtin herzlich begrüßt und suchten uns aus der Menükarte ein traditionelles schottisches Frühstück, mit Ei, Speck, Black Puding und allem was dazugehört aus.

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Mit am Tisch saß ein älteres Ehepaar (also noch älter als wir 🙂 und stellte uns nach kurzer Zeit die in Schottland obligatorische Frage “Where are you from?”. Als wir unsere Standard-Antwort “From Germany, near Munic” antworteten, erzählte unser Tischgenosse auf deutsch, dass er als Kind schon auf Bestreben seiner Eltern im Goethe-Institut in Glasgow deutsch gelernt hat, da sie immer wieder gerne Urlaub in Deutschland mit den Kindern machten. Seine jüngere Schwester war dann auf Schüleraustausch in der Nähe von Hannover und daraus hat sich eine langjährige Freundschaft der Familien mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen entwickelt, bei der er dann regelmäßig übersetzen durfte.

Alsdann machten wir uns auf den Weg zum Queens View, den einzig für heute fest geplanten Programmpunkt. Von diesem Punkt aus hatte Königin Viktoria den Blick auf den Loch Tummel genossen und seitdem ist es einer der meist besuchten Ausflugspunkte in Schottland. Klar, dass wir da auch hinmussten. Jutta meisterte den Linksverkehr inzwischen sehr routiniert und auch die kleine Straße ohne Mittelstreifen, konnten wir trotz Gegenverkehr sicher befahren. Im Gegensatz zu unseren ersten Fahrten in Irland, saß ich sehr entspannt auf dem Beifahrersitz und versuchte derweil das Audiosystem von BMW zu verstehen, damit wir endlich unseren Schottland-Soundtrack genießen konnten.

Queens View war wirklich schön, aber halt nur ein einzelner Punkt. Aber beim Visitorcenter konnten wir Wanderkarten aus einem etwas eigenwilligen Spender ziehen und so beschlossen wir einen kleinen Rundweg zu begehen. Erst versuchten wir es direkt vom Queen’s View aus. Aber der Weg, den wir wählten war so abenteuerlich, dass wir in Anbetracht von Juttas lädiertem Knie bald Kehrt machten. Am Visitor-Center stellte wir dann fest, dass der von uns gewählte Weg einige 100 Meter weiter die Straße entlang beginnt. (Ja – Ralf und Kartenlesen – immer ein Abenteuer …)

Noch schnell ein paar Souvenirs gekauft und dann ging es los zum Allean Forest trail. Vom Parkplatz aus erreichten wir dann problemlos den Einstieg und machten uns auf die harmlosere der beiden angebotenen Varianten. Ein wirklich schöner Weg, bei dem uns auch ein paar nette Hunde samt netter Hundebesitzer begegneten. Etwas, was uns schon gestern aufgefallen ist: Schottland scheint das ideale Reiseland für Hundebesitzer zu sein.

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Auf dem Weg fanden wir ein paar Hausruinen aus der Zeit, als die englischen Landlords, die Schottland unter fester Knute hatten, festgestellt hatten, dass Schafe mehr Gewinn erbringen als die dort ansässigen Landwirte und dieselbigen einfach vertrieben um mehr Land zu haben. Kein Wunder, dass die Schotten so sehr mit ihrem eigenen Brexit liebäugeln.

Nach der Wanderung war dann die Überlegung, wie wir weitermachen. Also fuhren wir erst einmal die Straße, den Loch Tummel entlang. Eigentlich dachten wir, dass wir am Ende des Sees einfach zum anderen Ufer wechseln und dann hinterher in Pitlochry noch ein wenig wandern und dann endlich mal eine Whisky-Verkostung mitmachen. Aber bei dem Ort Tummel Bridge sahen wir ein Hinweisschild auf die “Rannoch Station”. Dieser Ort war uns aus einer Reisesendung im deutschen Fernsehen bekannt. Eine einsamer Bahnhof mitten im schottischen Moor, in dem ein legendärer Teeroom auf die Gäste wartet. Klar, dass wir da hin mussten.

Arme Jutta: Die Straße wurde immer enger und abenteuerlicher und noch dazu wegen einiger Bau- und Baumfällarbeiten durch einige LKWs frequentiert. Aber auch diese Hürden meisterte Jutta vorbildlich. Die Landschaft war einfach atemberaubend, aber leider gab es kaum Möglicheiten anzuhalten, so dass es wenige Fotos (dafür aber um so mehr Erinnerungen) gibt.

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Der Bahnhof war dafür seine Reise wert. Wirklich mitten im Moor gelegen – dieser kleine Bahnhof mit einerm überfüllten Tea Room. Wir hatten Glück und ergatterten noch 2 Sitze am Fenster und genossen unsere Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade, stilecht mit einem Tee mit Milch.

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Am Platz gab es wieder Karten für kleine Wanderwege und so machten wir uns auf zu einem kleinen Trip durchs Moor an einen kleinen See. Leider machte sich Juttas Knie wieder bemerkbar und auch der Regen wurde immer hartnäckiger. Aber wir schafften es noch rechtzeitig zurück zum Bahnhof, als einer der wenigen Züge, die dort Stop machten ankam. Kaum zu glauben, aber es stiegen tatsächlich einige Touristen mit Koffern aus, die zum Hotel nebenan gingen. Also – als Geheimtipp für absolute Ruhe, garantiert ohne WLAN und Internet, ist Rannoch Station auf jeden Fall zu empfehlen.

Mit dem Plan, wenigstens jetzt noch die Distellerie zu besuchen und evtl. ein wenig zu den Wasserfällen zu gehen, machten wir uns auf den Weg zurück. Inwischen fuhr Jutta den Linksverkehr so routiniert, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Aber trotzdem war es leider zu spät für die geplanten Aktivitäten. Also suchten wir uns einen Platz zum Essen. Das von der Wirtin empfohlene Old Mill Inn erschien uns ein wenig zu exklusiv, so dass wir als Alternative ein Café wählten, dass von außen recht originell aussah. Es stellte sich als Pleite heraus. Die Empfehlung des Tages, ein Lammburger mit Knoblauch-Kräuter-Soße war vom Geschmack her eher langweilig und trocken. Egal – es machte zumindestens ein wenig satt und es gibt ja in Pitlochry weitere Einkaufsmöglichkeiten. Dann gibt es halt auf dem Zimmer Dosenbier und Chips.

 

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Wir kamen an einem kleinen Supermarkt vorbei, aber ich meinte, weiter die Straße entlang noch einen Supermarkt gesehen zu haben. Juttas Knie schmerzte immer mehr, aber sie gab nach. Dummerweise gab es bis zum Ende des Ortes keinen Supermarkt mehr, so dass wir den ganzen Weg wieder zurücklaufen mussten. Erst kurz vor unserem B&B sahen wir dann einen großen Supermarkt. Da es aber nicht der war, den ich meinte gesehen zu haben, nehme ich weiterhin die Schuld für den Umweg auf mich.

Nachdem wir jetzt noch zwei Unterkünfte in Richtung Westen gebucht haben ist es jetzt an der Zeit, die letzten Bilder ins Netz zu stellen und dann geht es morgen in den Norden um Nessie zu besuchen.

22.04.2018 Von Edinburgh nach Pitlochry

Fasane sind ganz schön doof – und ich bin’s auch. Das war das heutige Tagesmotto.

Heute machten wir uns auf unseren Roadtrip. Zu diesem Zweck durften wir unsere erste Unterkunft, deren winzige Zimmer und schlechtes Frühstück die Location nicht unbedingt empfehlenswert machen, verlassen. Angesichts dessen, dass die Haltestelle des Airlink 100-Busses, der direkt zum Flughafen fährt eben leider nicht direkt vor dem Hotel liegt, sondern einen Fußweg von einigen hundert Metern erforderte, hatten wir uns schon gestern Abend dazu entschlossen, wieder die Dienste eines Taxi in Anspruch zu nehmen.

Das war eine gute Wahl, denn so wurden wir mitsamt unserer schweren Taschen direkt bei der Mietwagenstation abgsetzt und das zu einem Mehrpreis von lediglich 3 Pfund gegenüber dem Bus. Da unsere Taschen jetzt doch größer waren als ursprünglich geplant, fragten wir nach einem Wagen mit großem Kofferraum in unserer gebuchten Klasse (untere Mittelklasse). Der ausgesprochen nette Sixt-Mitarbeiter überlegte kurz und überließ uns dann einen 3er BMW, für den wir lediglich den Aufpreis des Navis, also 100 Pfund für den gesamten Zeitraum zahlen mussten. Die Taschen passten hier locker in den Kofferraum, was uns natürlich gut gefallen hat. Aber das Auto war schon ziiiiemlich groß und jagte mir einen gehörigen Respekt ein. Die Mietwagenassistenten sahen die Sache allerdings locker. Ich sei doch über den “ÄIDIAIßI” super vollkaskoversichert und alles kein Problem, ich müsse eigentlich nur den Schlüssel zurückbringen, alles andere sei egal …

Also einmal durchatmen und los ging’s. Mit viel Konzentration begann das Abenteuer Linksfahren. Was soll ich sagen? Ja, es ging wieder, aber es erfordert schon eine gehörige Portion Aufmerksamkeit und Mithilfe des Beifahrers. Zumindest heute, am ersten Tag, konnte ich auf keinen Fall fahren und navigieren gleichzeitig. Aber mit vereinten Kräften haben wir es dann doch geschafft.

Unser erster Stop war in Perth. Dieses Städtchen soll laut Reiseführer ganz interessant und teilweise schön sein. Naja – zumindest ein nettes Café (Eigentlich ein Blumenladen) haben wir aufgetan, in dem wir einen echten Kaffee tranken und dazu einen ersten Scone verzehrten, während draußen der erste Regenschauer in diesem Urlaub vorbeizog. Anschließend bummelten wir durch die Ortschaft, die wirklich nicht sonderlich sehenswert ist und trafen auf einen ganz interessanten Straßenmarkt mit internationalen Essenständen. Als erstes natürlich deutsche Bratwurst, präsentiert von zwei echten Ruhrpott-Jungs, die sich köstlich über Ralfs Scherz, die Bayern seien die Highländer Deutschlands, amüsierten.

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Anschließend verließen wir die A9, die ganz anders aussieht als die deutsche A9 und statteten dem kleinen Touristenort Dunkeld einen Besuch ab. Dieser hat uns mit seinen kleinen Geschäften und Lokalen, seiner historischen Kathedralen-Ruine und seinen weitläufigen Parks mit Baumsammlung wirklich gut gefallen. Nach einem kleinen Zwischenstopp in dem “Scottish Deli“, bei den man nicht nur wie in einem Tante Emma Laden ausgewählte hochwertiges Essen kaufen kann, sondern auch leckere Kleinigkeiten essen kann, machten wir uns auf unseren ersten Spaziergang in die wilde Natur. Leider hat mich das nicht davon abgehalten, über einen Stein zu stolpern und mir das Knie schmerzhaft zu verletzen. Immmerhin ist es dieses Mal nur das Knie und nicht Knie und Knöchel, wie vorletztes Jahr auf Kreta. Trotzdem war ich am Boden zerstört und sah die geplanten Wandertouren in den Highlands zerplatzen. Ich hoffe sehr, dass ich es mit Aspirin und einer Nacht Schlaf wieder einigermaßen heilen kann!

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Das B&B Roseburn, das wir nach diesem Unfall schließlich in Pitlochry erreichten, ist absolut entzückend. Es sieht so typisch aus, dass es fast schon wieder kitschig ist. Unser riesiges Zimmer ist ein Traum. Wunderhübsch eingerichtet mit geschmackvollen Möbeln und mit einem zentimeterdicken Teppichboden ausgelegt, einem herrlichen Ausblick und einem süßen Bad mit toller Badewanne, mit liebevoll hergerichteten Getränken und selbstgebackenen Lemon-Shortbreads und einer absolut netten und herzlichen Wirtin. Mein erster Gedanke: “Hier geh ich nie wieder weg”.

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Die Wirtin empfahl uns auf Nachfrage einige Lokale in der näheren Umgebung und wir entschieden uns für das Moulin Inn, einen typischen alten Inn mit angeschlossener Microbrewery. Der Fußweg über einen guten Kilometer hat meinem Knie zwar nicht geschmeckt, dafür war das Bier und das Essen sowie auch die Atmosphäre im Inn umso besser. Da alle Tische besetzt waren, wurden wir von einem englischen Paar an den Tisch gebeten und hatten eine nette Unterhaltung. Lustig war, dass sie in England in der Region wohnen, in der einige Rosamunde-Pilcher-Filme gedreht wurden. Sie erzählten, dass es viele deutsche Gäste gäbe, die diese Orte besuchen würden und fragten, wer oder was Rosamunde Pilcher wäre. Sehr lustig. Unsere bisherigen Begegnungen auf dieser Reise waren sowieso alle sehr positiv. Die Menschen hier sind offen und uns Fremden gegenüber ausgesprochen freundlich und nett. Ralf war heute mutig und traute sich Haggies zu bestellen. Haggies sind Schafsinnereien, kleingematscht und in einem Schafsmagen gekocht. Sieht schon sehr gewöhnungsbedürftig aus, aber Ralf hat’s geschmeckt und er hat den Teller leer gegegessen.

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Und wieso sind außer mir auch noch die Fasane doof? Weil ich heute unzählige Fasane (ausschließlich männliche) entlang der Straßen gesehen habe. Teilweise lebendig, aber in der Regel leider tot. Offenbar halten diese bunten Hühnervögel sich mit Vorliebe entlang oder auf den Straßen auf, was sie sehr, sehr oft mit dem Leben bezahlen müssen. Doof also.

21.04.2018 Edinburgh

Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht verließen wir uns winziges Zimmer um unser Frühstück, das im Preis inbegriffen war, einzunehmen. Auf ein Full Scottish Breakfast müssen wir offenbar noch warten, denn hier gab es nur einfachstes Kontinentales Frühstücksbuffet. Toast, abgepackte süße Brotaufstriche, abgepackte Kellogg’s, Fertigporridge, natürlich abgepackt, Tütenorangensaft, Kaffee und Tee. Hm, für einen ersten Energieschub am Morgen reichts, aber ansonsten war das nix. Ach ja, doch – Ralf musste den legendären Marmite-Aufstrich probieren. Legen wir den Mantel des Schweigens auf diese Erfahrung …

Anschließend machten wir uns auf den Weg in die City. Mit dem Bus war das kein Problem, die Bushaltestelle befand sich direkt vor dem Haus. Super also. Kurz die Erklärungen lesen (wichtig, das Geld muss abgezählt sein, da der Fahrer nichts herausgibt) und schon ging es los. Das Wetter war absolut perfekt – strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

Der erste Weg führte uns zum Edinburgh Castle, das man laut Empfehlungen gleich um 9.30 Uhr besuchen soll um den Massen aus dem Weg zu gehen. Dabei machten wir erste Erfahrungen mit dem Gelände der Stadt. Es geht immer steil rauf und runter, für Training ist also gesorgt. Außerdem durften wir unsere erste Schlange hinter uns bringen, bevor wir das Castle betreten durften.

Ach ja: an den Ticketschaltern konnten wir lesen, dass heute um 12 Uhr ein Salutschießen anlässlich des 92. Geburtstags der Queen sein sollte. Das erklärte die Massen an Soldaten, die rumliefen und die “wichtigen”  Menschen, die später in großen Autos mit Chauffeur vorgefahren wurden. Die Salutschüsse werden übrigens nicht, wie in den meisten anderen alten Burgen gesehen, mit viel Brimborium aus gemütlichen, dicken, alten Kanonen abgefeuert, sondern es standen extra dafür hochmoderne, martialisch aussehende Geschosse bereit. Damit wurde mir mal so richtig bewusst gemacht, welch grausame Waffen Kanonen eigentlich sind, fernab von dem folkloristischen “Wr feuern mit viel Theater mal einen Schuss ab”

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Das Castle hat uns gut gefallen, insbesondere die tolle Aussicht, die man von dort oben hat. Auch die schottischen Kronjuwelen mit ihrer wechselvollen Geschichte haben uns beeindruckt. Und die Soldaten in ihren repräsentativen Uniformen, die mit unbewegten Gesichtern Wache standen und es über sich ergehen lassen mussten, wenn sie als Fotoobjekt missbraucht wurden.

Als wir dann raus gingen, wurde uns bewusst, dass wir gut daran getan hatten, so früh dort zu sein. Um die Menschenmassen zu steuern, gibt es nämlich schon weit vor dem eigentlichen Eingang des Castle ein Ampelsystem. Steht die Ampel auf Rot, müssen die Menschen auf dem Platz vor dem Castle warten. Und das taten ganz schön viele…

Dann bummelten wir die Royal Mile mit ihren unzähligen Cashmere-, Tweed-, Kilt-, Whisky- und sonstigen Souvenirgeschäften entlang und bewunderten immer wieder die tollen Gebäude und das Ambiente. Unser Ziel sollte der Holyrood-Palast und Arthur’s Seat sein. Erst mal den Hügel erklimmen und dann sehen wir weiter…

Als wir den Hügel dann erblickten, beschlossen wir, erst einmal eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen. Der war nämlich größer als gedacht und der Weg sah aus der Ferne ganz schön steil aus. Deshalb besuchten wir einen entzückenden Tea Room und genossen ein Sandwich und eine große Kanne Tee. Dann machten wir uns auf den Weg.

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Dieser war tatsächlich sehr steil und steinig. Außerdem fand gerade ein Rennen statt und ich fand es sehr bedenklich, wie die Läufer sich teilweise dort raufquälten. Da wir auch nicht das richtige Schuhwerk trugen, kehrten wir rasch um und spazierten auf einem bequemeren, besseren Weg in diesem Park in Richtung Gipfel herum. Arthur’s Seat ist nämlich Teil des Holyrood Parks, der seinerzeit königliches Jagdrevier war. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, das von den Einheimischen und Touristen intensiv als Naherholungs- und Sportgebiet genutzt wird.

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Das ist mir heute den ganzen Tag aufgefallen: das Wetter war ja, wie bereits berichtet, einfach perfekt. Und ich hatte den Eindruck, dass alle an der frischen Luft waren. Überall spazierten Menschen, trieben Sport und saßen und lagen auf allen verfügbaren Grünflächen herum, feierten oder machten Picknick. Alles sehr entspannt und harmonisch.

Nach unserem Bergspaziergang machten wir uns auf den Weg Richtung New Town, die aber auch schon im 18. Jahrhundert erbaut wurde und somit nicht wirklich “neu” ist. Inzwischen hatten wir jedoch müde Beine und großen Durst. Deshalb waren wir heilfroh, dass wir einen Platz mit einem großen Obelisken und Grünfläche herum fanden, wo sich die Menschen auf dem Rasen niedergelassen hatten. Wir kauften uns zwei Flaschen Wasser, hatten das große Glück, dass gerade zwei Liegestühle frei wurden und genossen einfach die Sonne und den Moment. Wir haben schließlich Urlaub!

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Dann beschlossen wir, einen Hop-on-Hop-off-Bus Richtung Meer zu nehmen. Sich einfach etwas rumfahren lassen und außerdem wollte ich gerne die Royal Yacht “Britannia” ansehen. Die Fahrt in dem offenen Doppeldecker-Bus war sehr interessant und kurzweilig. Leider war der Tag schon so weit fortgeschritten, dass wir die Königliche Jacht nur noch unter Zeitdruck hätten besichtigen können und dafür war es uns dann doch zu teuer. Deshalb warfen wir nur einen kurzen Blick aus der Ferne darauf (nette “Jacht” ist das…) und fuhren dann weiter.

Nach Ende der Fahrt suchten wir uns einen netten Pub, in dem wir unser Abendessen zu uns nahmen und anschließend bummelten wir ein letzes Mal bei herrlichem Abendlicht durch die Stadt.

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Auf dem Weg zum Bus trafen wir noch auf eine Band, die mit Dudelsack, Gitarren und Schlagzeug tolle Musik machten. Bei “Wish you were here” von Pink Floyd war Ralf dann endgültig im 7. Urlaubshimmel.

Wish you where here - schottische Version.

Nachdem wir den richtigen Bus zurück gefunden hatten und wieder zurück im Hotel waren, genehmigten wir uns nach diesem perfekten Tag in Edinburgh noch ein Bier im angeschlossenen Pub und werden heute Nacht bestimmt wieder gut schlafen.

Morgen holen wir uns unseren Mietwagen für den Rest des Urlaubs ab und es geht Richtung Norden. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die nächsten Tage – auch wenn der Wetterbericht nichts allzu gutes verspricht. Typisch wechselhaftes Schottland-Wetter statt perfekten, trockenen Frühlingstagen.