Heute war wandern angesagt. Auf den Gängen unseres Ferienappartement-Hauses hängen viele Bilder des “Gap of Dunloe” und überall in Killnarney findet sich Werbung für eine Tour dahin. Da das ganze etwas außerhalb des Ortes liegt und es sich um eine Einwegwanderung handelt buchten wir gestern Abend noch eine kombinierte Tour bestehend aus einem Transfer zum Ausgangspunkt und einer anschließenden Bootsfahrt zurück nach Killnarny.
Um ja nicht zu spät zu sein, standen wir extra früh auf und frühstückten auch ordentlich damit wir genug Kraft für die 10 km-Strecke haben. Beim Veranstalter angekommen spürten wir zum ersten mal die in verschiedenen Erfahrungsberichten berüchtigte Irische Pünktlichkeit. Es hieß, die Fahrt geht um 10 los im Büro sagte man uns 20 nach 10 und der Bus kam dann irgendwann so um 10:40. Soweit so gut. Im Bus selbst wurde uns dann die Tour erklärt – und siehe da – aus uns unerfindlichen Gründen wurden wir zuerst zu den Booten gebracht um dann von dort aus zum anderen Ende des Gap of Dunloes zu fahren. Jutta war schon ein klein wenig grummelig, weil diese Idee hatte sie auch schon ohne teure organisierte Fahrt. Egal – wir warteten am Steg und wir warteten und warteten und warteten – nach einer gefühlten Ewigkeit nach der vereinbarten Zeit ging es dann los. Todesmutig kletterten wir in das klein, schwankende Boot, bekamen Schwimmwesten um und dann ging es los.
Ich muss zugeben, die Fahrt auf dem kleinen Schiffchen war um einiges beeindruckender als am Montag auf dem großen Schiff. Vor allen als wir die erste Engstelle überwanden eröffnete sich eine neue Landschaft, die man so nur von den Booten aus sehen kann.
Aufeinmal fragte mich unser Bootsführer nach meinem Namen und gab bekannt, dass ich nun für die folgende Stromschnelle sein Volunteer bin. Meine Erste Aufgabe bestand darin, ein Seil zu schnappen und das Boot an einer Anlegestelle festzuhalten, damit alle anderen aussteigen können. Diese sollten zu Fuß um die Stromschnelle herum, während ich wieder ins Boot einsteigen sollte. An der Stromschnelle angekommen, “durfte” ich dann auch aussteigen und unter kräftigen “Pull! Pull”- Rufen sollte ich das Boot zusammen mit der Motorkraft die Stromschnelle heraufziehen. Leider klappte es nicht wie gedacht, so dass ich noch Hilfe aus einem anderen Boot bekam. Mit vereinten Kräften bekamen wir das Boot dann die Schnelle herauf und es konnte weiter gehen.
Nach einiger Zeit erreichten wir dann den Ausgangspunkt unserer Wanderung “Lord Brandons Cottage” – hier bekamen wir dann erklärt, dass wir ca. 3 Stunden Zeit haben die etwas über 10 km lange Strecke zu gehen. Laut Reiseberichten schafft man es gut in 2 1/2 Stunden mit normaler Kondition. Der Bootsführer gab uns noch ein gut gemeintes “Don’t dawdle” mit auf den Weg. Am Anfang des Weges warteten Kutscher auf uns – aber da uns a) die armen Tiere leid taten und b) wir auf jeden Fall wandern wollten machten wir uns auf den Weg, der aufgrund der vielen Pferdeäpfel leicht zu finden war.
Puuuh – normale Kondition – leichte Steigungen – so hieß es in verschiedenen Reiseberichteten. Gut – Kondition hatten wir, aber es ging am Anfang laufend ziemlich hart bergauf. Dafür wurden wir mit einer wunderbaren Landschaft belohnt und als es dann bergab ging eröffnete das Tal seine volle Schönheit. Trotzdem merkten wir bald unsere Füße, da es sich bei dem Weg um die normale Fahrstraße handelt, die auch für Fuhrwerke und Autos gedacht ist. So mussten wir auch immer wieder mal zur Seite gehen, wenn mal wieder ein Wagen an uns vorbei wollte.
Wir waren froh, dass wir in der Nebensaison unterwegs waren. Insgesamt waren wenige Menschen unterwegs und auch die Autos hielten sich in Grenzen. Zur Hauptsaison muss es hier nicht mehr so schön zu laufen sein, auch wenn die Aussichten den Weg auf jeden Fall lohnen. Ich denke weder auf der Kutsche noch im Auto kommt man der Schönheit des Gaps so nahe, wie zu Fuß.
Nach fast genau 2 1/2 Stunden und fast 200% Tagesleistung von Juttas Fitness-Uhr war es dann geschafft. Wir erreichten Kate Keaney’s Cottage auf dem schon der Shuttlebus auf uns wartete. Nach einiger Verwirrung (ob wir den Bus nochmal zahlen müssen oder nicht) ging es dann mit einem sichtlich gut gelaunten Busfahrer wieder zurück in das Zentrum von Killnary. Wo wir unsere Beine ausruhetn um uns dann Abends in einem Pub so richtig verwöhnen zu lassen.
Zunächst besuchten wir den The Danny Mann Pub – ein Lokal, das uns empfohlen wurde, aber das uns doch recht enttäuschte. Die Atmosphäre war eindeutig auf Massentourismus ausgelegt, was sich bestätigte, da die Hälfte des Saales für Bus-Touristen reserviert war. Die Bedienung war langsam und unaufmerksam und ließ uns – auch für irische Verhältnisse – sehr lange warten, und obwohl das Essen nicht schlecht war, gab ich das erste mal seit sehr langer Zeit kein Trinkgeld.
Also machten wir uns auf den Weg ins O’Connors Traditional Pub, wo wir am morgen unsere Buskarten geholt hatten. Hier war dann richtige Atmosphäre angesagt und wir gönnten uns dort ein weltmännisch an den Tresen bestelltes (Man lernt ja durch die Reiseführer 🙂 ) Guinness bis es zurück in die Ferienwohnung ging.