8. Tag: Grand Canyon

Heute werden wir den Grand Canyon wandernd erleben.

Obwohl wir ein kontinentales Frühstück im Preis unseres Motels inbegriffen haben, entschließen wir uns im nebenan gelegenen Café zu frühstücken, um eine gute Grundlage für unser Vorhaben zu haben.

Danach geht es wieder Richtung Grand Canyon Nationalpark. In Grand Canyon Village suchen wir uns einen Parkplatz und danach den Eingang zum Bright Angel Trail. Leider ist es nicht mehr ganz so früh wie wir eigentlich geplant hatten loszukommen und so herrscht schon lebhafter Betrieb an der Bright Angel Lodge, in deren Nähe sich der Eingang zum Trail befindet.

Die andere Methode das Land zu erobern
Die andere Methode das Land zu erobern

Am Anfang des Weges steht noch einmal eine Tafel mit den verschiedenen Stationen des Weges. Wie immer wieder wird davor gewarnt, an einem Tag in den Canyon hinabzusteigen und wieder heraufzugehen. Für uns Weicheicher kommen eigentlich nur die Minitouren zur 1 ½ Meilen Station oder zur 3 Meilen Station in Frage, wobei ich eher die erstere Station bevorzuge. Aber das wollen wir vor Ort entscheiden. Mutig machen wir uns auf den Weg. Mit uns gehen eine Menge anderer Leute, hauptsächlich Touristen mit kurzer Hose und Turnschuhen, also keine „echten Wanderer“.

Das Abenteuer kann beginnen
Das Abenteuer kann beginnen

Es geht auf einem recht breiten Weg moderat bergab. Meistens ist der Weg eher sandig, nur stellenweise muss man mit Steinen und Felsbrocken kämpfen. Außerdem gibt es mehrere Stellen mit Stufen. Wieder einmal sind die sich bietenden Aussichten grandios. Gerade auch der Blick nach oben ist klasse. Die Temperatur wird, je weiter man nach unten kommt, immer höher. Schon nach kurzer Zeit wird es Zeit, die Jacke im Rucksack zu verstauen.

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Was mich eingermaßen beunruhigt sind die entgegenkommenden Wanderer. Diese keuchen und stöhnen zum großen Teil herzerweichend. Allerdings haben sie auch ein Tempo drauf, als ob der Puma hinter ihnen her wäre. Wirklich nur zum Kopfschütteln – wem wollen diese Männer (ja, nur Männer rennen so blöde!) etwas beweisen und was??

Wir gehen ein langsames Tempo und sind recht bald an der 1 ½ Miles Station, wo wir eine Pause machen und die Restrooms besuchen. Natürlich wieder einmal Plumpsklos, aber erstaunlich sauber und vor allem absolut geruchsfrei. Ich staune immer wieder über die sauberen öffentlichen Toiletten in den USA.

Besonders auffällig an diesem Platz sind die aufdringlichen Eichhörnchen, die einem fast das Essen aus der Hand stehlen und in den Rucksack klettern wollen. Schlimm, wie sie von unvernünftigen Leuten offensichtlich immer wieder gefüttert werden, obwohl auf zahlreichen Schildern immer wieder darauf hingewiesen wird, das zu unterlassen.

Rast nach 1 1/2 Meilen
Rast nach 1 1/2 Meilen
Berittener Ranger
Berittener Ranger
Mulis auf dem dem Weg zurück
Mulis auf dem dem Weg zurück

Der Weg nach unten war so angenehm und leicht zu gehen, dass die Versuchung groß ist, weiterzugehen. Ich habe allerdings großen Respekt vor dem Aufstieg und so gehen wir nicht weiter bergab, sondern kehren um. Im Bereich der Station werden wir von einem anderen Wanderer gefragt wo wir herkommen und es entspinnt sich ein kurzer Smalltalk. Er arbeitete übrigens für eine deutsche Firma, die in Norderstedt ansässig ist und er verabschiedete sich stolz mit einem „Auf Wiedersehen“.

Den Aufstieg bewältigten wir wieder in unserem langsamen Tempo, daher war er problemlos zu bewältigen. Pausen wurden wieder eingelegt, weil wir von anderen Wanderern angesprochen wurden und ein Schwätzchen fällig war. Alle waren begeistert, dass wir aus „Germany“ kommen und jeder hatte seine eigenen Erfahrungen dazu.

Auch auf dem Weg nach oben treffen wir völlig erschöpfte Wanderer. Bei einem hatte ich wirklich Angst, dass er zusammenbricht. Allerdings kam dieses Pärchen auch vom Grund des Canyon und wer weiß, in welchem Zustand ich mich befunden hätte, wenn ich einen solchen Weg hinter mir hätte.

Bei einer kurzen Pause kommen zwei Ranger des Weges. Sie sprechen einen jungen Mann an, der kurz unterhalb von uns eine Pause macht und fragen, wie viel Wasser er dabei hat. Als er sagt, er hätte „one gallon“ dabei, sind sie zufrieden und gehen weiter. Auch wir werden gefragt, ob alles in Ordnung sei. Offensichtlich nehmen die Ranger ihre Aufgabe sehr ernst.

Zwei Ranger auf Patrouilliere. Und ja, wir haben genug Wasser dabei.
Zwei Ranger auf Patrouilliere. Und ja, wir haben genug Wasser dabei.

Nach knapp eineinhalb Stunden sind wir oben angelangt. Nachdem wir noch einiges an Reserven haben, bedauern wir, nicht doch weiter bergab gestiegen zu sein.

Ein Überblick über den Weg und jede Menge Warnhinweise.
Ein Überblick über den Weg und jede Menge Warnhinweise.
Der helle Stich in der Mitte ist der Trail, den wir hätten weiter gehen können.
Der helle Stich in der Mitte ist der Trail, den wir hätten weiter gehen können.
Das ist der Weg, den wir gegangen sind.
Das ist der Weg, den wir gegangen sind.

Daher beschließen wir, den Rim Trail Richtung Hermit`s Rest zu gehen. Dieser Trail führt direkt am Rand des Canyons entlang und wird von einer Shuttlebusroute begleitet, so dass man, wenn man erschöpft ist, mit dem Bus weiter- bzw. zurückfahren kann.

Anfangs ist der Weg asphaltiert und sehr bequem zu gehen. Wieder einmal bieten sich grandiose Ausblicke. Nur die vielen Leute, die insbesondere an den Viewpoints, die ja vom Bus angefahren werden, herumstehen, regen mich auf. Aber der Canyon gehört uns ja nicht allein.

Der Rim Trail. Manchmal ganz schön nah am "Rand"
Der Rim Trail. Manchmal ganz schön nah am “Rand”
Stolzer Wandersmann
Stolzer Wandersmann

Irgendwann wird der Weg unbefestigt und ist nicht mehr ganz so bequem zu gehen. Insbesondere führt er jetzt öfters doch sehr nah an der Kante entlang. Gar nicht so einfach, wenn man ständig Angst hat, auszurutschen und runterzufallen. Aber wir sind vorsichtig und daher geht natürlich alles gut.

Am Ende des Trails
Am Ende unserer Wanderung
Dieser kleine Fluss, hat diese grandiose Landschaft geformt
Dieser kleine Fluss, hat diese grandiose Landschaft geformt

Nach etwa der Hälfte der Strecke beschließen wir, mit dem Bus weiterzufahren, da wir inzwischen doch unsere Beine spüren und die Zeit schon fortgeschritten ist. Der Busfahrer ist sehr gut gelaunt und plaudert und singt die ganze Zeit. Die Straße ist allerdings sehr schlecht, so dass man ordentlich durchgeschüttelt wird.

Auf dem Heimweg irritiert mich unser Auto mit der Meldung „trunk ajar“. Sehr seltsam, darauf können wir uns keinen Reim machen. Ich hoffe, dass die Meldung weg ist, nachdem das Auto einmal aus war und wir befürchten schon, die Avis-Pannenmeldestelle anrufen zu müssen. Am Hotelparkplatz angekommen, finden wir durch Zufall heraus (bei offenen Tür sagt das Auto „door ajar“), dass der Fehler darin liegt, dass ein Rucksackband aus dem Kofferraum herausschaut und der entsprechende Sensor offensichtlich meinte, der Kofferraumdeckel sei offen.

Für 8.30 Uhr am Abend haben wir noch Karten fürs IMAX-Kino, um uns den Grand-Canyon-Film anzuschauen und so gehen wir früh essen. Wieder einmal geht’s ins Café Tusayan und wir essen lecker zu Abend.

Der Film im IMAX ist dann die Krönung des Tages. Obwohl ich ihn schon einmal in München gesehen hatte (damals entstand mein Wunsch, eines Tages einmal den Grand Canyon live zu erleben), ist der Film einfach klasse mit seinen beeindruckenden Aufnahmen.

Auf jeden Fall werde ich noch lange an diesen Tag zurückdenken.

Zurück im Hotel, schnell das Tagebuch schreiben.
Zurück im Hotel, schnell das Tagebuch schreiben.