Heute wollen wir den Colorado River mit dem Schlauchboot erkunden. Ralf hatte während der Reisevorbereitungen zufällig einen Reisebericht von anderen Reisenden gelesen, in dem von einer Schlauchboottour auf dem Colorado berichtet wurde IN RUHIGEM WASSER. Ansonsten ist dieser Fluss ja eher für seine Raftingtouren bekannt, was definitiv nichts für uns wasserscheue Angsthasen ist, aber dieses Angebot klang optimal für uns. Vom Glen Canyon Dam aus 15 Meilen mit dem Schlauchboot flussabwärts fahren, bevor es dann von Lee’s Ferry, wo die Raftingtouren starten für uns wieder bequem mit dem Bus zurück geht.
Treffpunkt in Page ist schon um 7 Uhr morgens, also ist frühes Aufstehen angesagt. Zum Frühstück gibt es heute nur einen Kaffee, ein paar Kekse und etwas trockenes Brot, das vom gestrigen Grillen übrig geblieben ist. Reicht aber auch mal.
Am Treffpunkt sind schon viele andere, die alle mit auf den Fluss wollen. Bald geht es mit dem Bus los, nicht bevor unsere Rucksäcke einer genauen Kontrolle unterzogen wurden. Da die Tour direkt am Fuss des Glen Canyon Dams beginnt, darf unser Bus über den Versorgungstunnel fahren, der direkt in den Felsen gehauen wurde und ein sehr starkes Gefälle aufweist. In diesem Sicherheitsbereich sind absolut keine Waffen erlaubt, also auch kein Taschenmesser. Ralf hat sein’s natürlich dabei, aber im Laden heben sie es gerne für uns auf.
Den Weg vom Bus zu unserem Boot müssen wir mit aufgesetztem Helm zurücklegen. Dann liegen die Boote vor uns. Wir waren im Bus relativ weit vorne, sind jetzt also auch bei den ersten und dürfen daher aufs erste Boot – ein echter Glücksfall, wie sich später herausstellt. Unser Guide heißt Easy, ein cooler, netter Amerikaner, dem man bei all seinen Erklärungen anmerkt, dass er den Fluss und die Natur liebt. Er erklärt sehr viel über die Entstehung des Dammes, des Lake Powell, aber auch über die Felsen, die Pflanzen und die Tiere des Flusses. Mit sehr viel Geduld und Humor beantwortet er alle Fragen seiner Gäste – einfach toll .
Nach einer Stunde Fahrzeit, immer wieder unterbrochen durch Stopps auf dem Fluss, bei denen erklärt wird, was zu sehen ist, erreichen wir einen Teil des Canyons, an dem uralte Felszeichungen, sogenannte Petroglyphen zu sehen sind. Diese werden uns von einem Ranger erklärt, bevor es weitergeht. Ach ja, Restrooms, also Toiletten sind auch vorhanden. Wie überall in den Nationalparks sind es Plumpsklos, bei denen es ganz schön von unten zieht, die aber in sehr gutem Zustand sind und auch für empfindliche Nasen keine Herausforderung darstellen.
Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt stellt Easy den Motor ab und lässt unser Boot treiben. So schön ruhig wird es! Er lässt die anderen 4 Boote passieren und tut immer noch nichts. Dann fragt er, ob wir gerne Musik hören möchten. Ja, klar. Er greift nach einem alten Gitarrenkoffer, zieht eine Gitarre heraus, von der er erklärt, das wäre seine allererste Gitarre gewesen. Seine Mutter habe die für 85 Dollar bei Ebay gekauft. Daran sieht man wieder, wie jung der Gute war. Bei Ebay! “Zu unserer Zeit” hätte die Mutter die Gitarre vielleicht auf dem Flohmarkt gekauft … Ich werde wirklich alt!
3 Lieder spielt und singt Easy für uns und alle sind begeistert, denn es legt sich eine besondere Stimmung über uns. Danach müssen wir aber wirklich weiter. Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen dreht Easy ordentlich den Motor auf und wir, die wir auf dem äußeren Wulst des Bootes sitzen holen uns noch ordentlich nasse Füße. Aber toll ist es trotzdem.
Bei Lee’s Ferry endet die rasante Fahrt. Wir verabschieden uns von Easy und werden in einer einstündigen Fahrt nach Page zurückgebracht.
Es war richtig, richtig toll. Auch mit dem Wetter hatten wir noch Glück. Zwar lag der Anfang der Fahrt noch im Schatten und es war daher recht kühl, Später ist dann aber die Sonne zwischen den Wolken raus gekommen und wir haben viel Sonne und angenehme Temperaturen genießen dürfen. Von daher hat sich das frühe Aufstehen wirklich gelohnt.
Bevor wir müde in unser Motel zurückkehren, holen wir uns bei Safeway noch ein paar Sandwiches zum Mittagessen. Danach ist Ausruhen angesagt. Währenddessen bricht draußen ein ordentliches Gewitter los, das eine ganze Zeit lang dauert. Es kracht ganz schön und es kommt einiges an Regen vom Himmel. Hm, was fangen wir also mit dem Rest des Tages an?
Kurzentschlossen beschließen wir, dass heute Waschtag angesagt ist. Wir haben ja aufgrund der Gepäckbeschränkungen der Fluggesellschaften nicht Kleidung für 3 Wochen dabei und hatten geplant, einmal einen amerikanischen Waschsalon auszuprobieren. Beim vorbeifahren hatten wir gestern auch schon einen gesehen. Also packen wir die Schmutzwäsche zusammen und starten ins nächste Abenteuer.
Ich war ja noch nie in einem Waschsalon, geschweige denn in einem amerikanischen. Es herrscht ein riesen Gewusel. Ralf entdeckt gleich das “Soap-Center”, wo man am Automaten alles benötigte an Waschpulver, Waschkraftverstärker, Bleiche und Weichspüler kaufen kann. Wir entscheiden uns für eine Sorte und hoffen, dass da die richtige ist. Dann irren wir durch den Salon auf der Suche nach einer freien Waschmaschine. Es gibt sie in allen Größen und Varianten, angefangen von der Junior- über die “normale” bis zur Oversize-Waschemaschine, entweder Front- oder Toplader. Ein freundlicher Mann macht uns darauf aufmerksam, dass die Maschine neben seiner noch frei sei und erklärt uns auch in ein paar Worten die Bedienung. Es gibt eigentlich nur 3 Temperaturen: cold, warm und hot. WIE kalt, warm oder heiß das ist, weiß man natürlich nicht. Oben kippt man Waschmittel rein – für Vor- und Hauptgang getrennt, was uns leider nichts nutzt, weil wir ja nur ein Minipäckchen für den Hauptwaschgang haben. Danach noch 12 Quarters, also 3 Dollar einwerfen und das Spiel beginnt. Ganz einfach also. Wir stehen neben der Maschine und schauen unserer Wäsche beim Karussellfahren zu. Ich hoffe, dass die eingestellte Temperatur von “warm” die richtige ist und dass die Wäsche auch sauber wird. (So richtig sauber war sie dann aber nicht. Vielleicht hätte das Waschmittel im Vorwaschgang noch was gebracht. Keine Ahnung, ist auch egal :-))
Nach etwa 20 Minuten ist die Maschine fertig mit der Arbeit und wir räumen die Wäsche in einen Wäschetrockner. Hier wirft man immer 1 Quarter ein, dafür läuft der Trockner 10 Minuten. Bis die letzte Jeans trocken ist, dauert es dann 40 Minuten. Viel Zeit also, das Treiben im Salon zu beobachten. Es ist richtig viel los, es scheint in Page viele Haushalte ohne Waschmaschine zu geben. Bevor wir gehen, können wir unser erworbenes Wissen noch drei junge Deutsche weitergeben, die genauso ratlos wie wir vor einer guten Stunde vor den Maschinen standen.
Danach gehen wir noch ein bisschen shoppen. Leider haben in Page viele Geschäfte geschlossen, bzw. stehen zum Verkauf. Die Rezession in den USA macht sich hier ziemlich deutlich bemerkbar.
Aufgrund des deutlich abgekühlten Wetters und vieler Wolken am Himmel gibt es heute kein Barbecue bei Lulu. Wir hatten aber sowieso beschlossen, dass wir heute Abend wieder essen gehen werden und speisen ausgezeichnet bei “Bonkers“. Und wieder ist ein spannender Tag zu Ende.
Heute gibt es keine Route, aber als besonderes Schmankerl ein Video einer ähnlichen Tour auf der Easy Joseph singt: