Obwohl unser Flug erst um 16.20 Uhr gehen sollte, haben wir uns nach dem Aufwachen gleich aufbruchbereit gemacht. Nachdem ich gestern Abend schon von dem abendlichen Blick auf Las Vegas mit der dahinter liegenden Wüste Abschied genommen hatte, muss ich heute Morgen endgültig Tschüss sagen. Es fällt mir sehr schwer, auch wenn ich mich sehr auf meine Jungs zuhause freue. Am liebsten würde ich wirklich meine Jungs hierher holen und dann gleich hier bleiben…. Aber es führt ja kein Weg daran vorbei, dass wir weg müssen und so checken wir aus und machen uns auf den Weg zum Flughafen.
Als erstes muss das Auto abgegeben werden. Die Tante führt uns tapfer durch den morgendlichen Verkehr bis zu der Stelle, an der sie die Rückgabestation vermutet. Allerdings ist die Straße dort abgesperrt und das Gebäude verschlossen, da vor ganz kurzer Zeit erst das neue Car Rental Center eröffnet hat. Also folgen wir den Schildern, die gottseidank in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Trotzdem bin ich froh, als wir endlich in das große Parkhaus hineinfahren können. Hier geht es wieder ruckzuck. Ein fröhlicher Mann mit Handscanner kommt auf uns zu, scannt den Wagen ein, notiert den Meilenstand und damit sind wir den Wagen los. Wir räumen das Gepäck auf einen der bereitstehenden Gepäckwagen, werfen noch ein bisschen Müll weg, sagen dem Auto auch noch Tschüss und gehen zum bereitstehenden Shuttlebus, der uns zum Flughafen bringt.
Dort reihen wir uns in die Schlange des United-Schalters ein, um einzuchecken. Das ist hier nur mittels der Automaten möglich, deren Menüführung Gottseidank auch in Deutsch erfolgt. Daher gelingt uns das ohne größere Probleme (wenn man davon absieht, dass der Automat direkt nach Abschluss unseres Vorgangs außer Betrieb ging). Da es erst 11 Uhr morgens war, wurden wir unser Gepäck allerdings leider noch nicht los – United nimmt das Gepäck erst 4 Stunden vor Abflug an.
Daher machen wir uns mit unserem Gepäck auf die Suche nach einem Frühstück und landen noch einmal bei Starbuck`s. Auf einer Bank in einer ruhigen Ecke verzehren wir dann unseren Muffin und trinken dazu einen Cappuccino und warten darauf, unser Gepäck einchecken zu können.
An den Schaltern erleben wir den „Auftritt“ einer aufgeregten deutschen Frau, die sich fürchterlich und lautstark ärgert, weil einer ihrer Koffer zu schwer ist und sie daher umpacken muss. Ralf möchte sie noch auf die bereitstehende Waage aufmerksam machen, sein freundliches Bemühen prallt aber an den Schimpftiraden der Frau ab.
Dann werden wir endlich unsere Koffer los. Wir machen uns auf den Weg, um es uns nach den Sicherheitskontrollen gemütlich zu machen. Diese Kontrollen beinhalten in den USA auch eine Röntgenuntersuchung der Schuhe. Lustig zu sehen, wie alle Passagiere strumpfsockig durch die Kontrollen marschieren. Ansonsten ist die Kontrolle aber problemlos.
Der Inlandsflug mit der United verläuft ohne Probleme und Vorkommnisse. In San Francisco, wo wir noch einmal 4 Stunden auf den Weiterflug warten müssen, nehmen wir noch ein Abendessen zu uns und gehen dann noch einmal durch die Kontrollen, lassen dabei natürlich auch noch einmal unsere Schuhe röntgen. Mit dem laufenden PC, an dem wir rückständige Reiseberichte schreiben, geht die Wartezeit schnell vorbei.
Dann hören wir endlich wieder heimatliche Klänge, als wir von einer fränkischen Lufthansa-Angestellten zum Flug aufgerufen werden. Als wir ins Flugzeug zu unseren Plätzen kommen, herrscht ziemliche Aufregung. Einige kleine Kinder schreien oder quengeln, die Passagiere, unter anderem etliche laute Osteuropäer wuseln herum. Wir sind froh, als wir unser Handgepäck verstaut haben und machen es uns, soweit es geht gemütlich.
Einige Zeit nach dem Start um 22 Uhr, bei dem es ja schon dunkel ist, wird es auch schon wieder hell draußen. Es gibt ein ziemlich ungenießbares„Abendessen“ und danach werden die Klappen an den Fenstern der Maschine herunter gezogen, damit die Passagiere schlafen können. Das machen dann auch die meisten, so dass es ruhig wird. Im Bordprogramm schauen wir uns zwei Filme an, dösen immer mal wieder zwischendurch ohne richtig zu schlafen und so vergeht die Zeit. Nach deutscher Zeit ist es etwa 3 Uhr nachmittags, als Ralf mal aus dem Fenster schaut. Wir fliegen gerade über Island und haben einen herrlichen Blick auf die Insel. Leider kommt gleich ein Flugbegleiter angelaufen, um die Klappe wieder herunter zulassen. „Die Passagiere wollen schlafen“. Ja, und wenn wir heute (es ist dann schon Freitag) um 18 Uhr in München landen, sind die Leute dann fit und können die ganze Nacht nicht schlafen. Irgendwie versteh ich das nicht. Ist aber auch nicht mein Problem.
Wir landen fast eine halbe Stunde früher als geplant, finden unsere Koffer schnell und kommen problemlos durch den Zoll. Mensch, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich in Las Vegas sicher noch mehr eingekauft.
Auch unser Shuttlebus ist schon da, der uns dann zu einer letzen Hotelübernachtung ins Schweigers Landhotel bringt, wo ja unser Auto auf uns wartet.
Im Hotel checken wir ein, „bewundern“ unser Zimmer, das vom Standard her eher unterste Motelkategorie ist, duschen und gehen danach noch ins Restaurant um etwas zu essen. Dort bekommen wir unseren ersten Kulturschock, als der Wirt uns mit inzwischen ungewohnter deutscher Nachlässigkeit bedient. Kein Nachfragen, ob alles in Ordnung ist, kein freundliches, persönliches Wort und Getränkenachschub muss man durch Aufstehen und zur Theke gehen selbst organisieren. Ach, so war das hier…
Danach fallen wir nur noch ins Bett, nachdem wir einen fast 30-Stunden-Tag hinter uns haben.
Morgens bedienen wir uns noch schnell am Frühstücksbüffet, das soooo viel besser als ein amerikanisches Motelfrühstück auch nicht ist und dann wollen wir nur noch ganz schnell nach Hause.
Das Auto würge ich mit einem kräftigen Nach-vorne-Hopser natürlich erst einmal ab, weil ich vom amerikanischen Automatikfahrzeug das Starten ohne Kupplungtreten gewohnt bin und kämpfe etwas mit dem ungewohnten starken Verkehr auf deutschen Straßen. Mensch, ist das wuselig hier. Überall Autos…. Außerdem ist alles so grün hier, man fühlt sich fast wie im Dschungel.
Nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir dann aber endlich wieder zuhause angekommen.
Schön war unser Urlaub. Wunderschön. Ich vermisse das Land und die roten Felsen schon jetzt und hoffe, dass wir bald wieder dorthin kommen. Dieses Mal aber mit den Kindern.
Montag früh gibt es im Quality Inn noch ein Frühstück im angeschlossenen Restaurant und danach ging es ans Auschecken. Da wir uns morgens wirklich über die plappernde, polternde Reisegruppe geärgert hatten, die um 7 Uhr das Haus verlassen hatten, habe ich das „Luke“ gegenüber erwähnt. Es hat ihm wirklich leid getan, konnte es aber natürlich nicht ändern. Aber gut, dass es gesagt wurde…
Danach ging es auf Richtung Las Vegas. Meine Stimmung war etwas gedrückt, weil wir uns heute von den roten Felsen verabschieden mussten und in den Trubel einer Großstadt eintauchen mussten. Andererseits war ich natürlich gespannt auf die Metropole.
Der Weg dorthin führte anfangs noch durch gebirgiges Gelände, dann führte uns die Straße bergab und wir fuhren wieder einmal durch „normale Wüste“. Wieder einmal packte uns die Faszination dieser wilden Landschaft.
Dann war plötzlich in der Ferne Las Vegas zu sehen. Die Spannung wuchs, denn ich hatte schon ganz schön Respekt vor dem Großstadtverkehr, nachdem ich 2 Wochen lang die Einsamkeit und Weite der Straßen des Südwestens genossen hatte. Zumindest hatten wir aber die Tante, die uns den Weg weisen sollte. Die Autobahn führt ja praktisch quer durch Las Vegas. Die richtige Ausfahrt hatte ich mir vorher schon auf der Karte angesehen und die Tante war da mit mir einer Meinung.
Ganz schön spannend. Der Las Vegas Boulevard, der „Strip“, an dem unser Hotel, das Bellagio liegt ist eine sechsspurige Straße, die zu allen Tageszeiten sehr stark befahren ist. Aber irgendwie ging alles ganz schnell. Kaum, dass wir die Autobahn verlassen hatten, sah man schon die ersten Hotels und gleich darauf lag das Bellagio auf unserer linken Seite. Auch das Schild „Entrance Bellagio“ war zu sehen, als die Tante plötzlich aber sehr energisch verlangte, dass ich wenden solle. Kurze Verwirrung, dann bog ich der Anweisung der Tante zum Trotz in die Einfahrt ein und rollte nach weiterem kurzen Zögern, ob ich zum Free Parking solle, dann doch Richtung „Valet Parking“. Schon standen wir vor dem Eingang des Bellagio neben den ganzen Stretchlimousinen. Der Bedienstete kam auf das Auto zu und ich stieg aus, drückte ihm völlig verwirrt den Autoschlüssel in die Hand. Ich bejahte die Frage, ob wir Hilfe bei dem Gepäck bräuchten und schon stand ein weiterer Bediensteter am Kofferraum und räumte mit Ralf zusammen unser Gepäck aus. Gleich darauf standen wir ohne Auto und ohne Gepäck, aber mit zwei Abholzetteln in der Hand vor dem Hotel. Ich war völlig geplättet.
Dann traten wir in die elegante Welt des Bellagio ein. Es war sehr beeindruckend mit der schönen Einrichtung und den Glasblumen als Deko an der Decke. Beim Einchecken erfuhren wir, dass unser Zimmer erst in zwei Stunden fertig sei, da wir schon um 11.30 Uhr eingetroffen waren. Kein Problem, wir hatten ja kein Gepäck mehr und konnten unbelastet einen ersten Erkundungsgang starten.
Das erste Mal sahen wir ein Las Vegas Casino mit seinen blinkenden Slotmachines und den vielen, uns unbekannten Spieltischen. Obwohl es doch noch früh am Tag war, war doch schon einiges los. Auch die Toiletten waren ein Erlebnis – dem Hotel angemessen sehr elegant und gepflegt.
Als nächstes gingen wir zum benachbarten Caesar`s Palace, wo wir den künstlichen Himmel, die nachgemachten römischen Brunnen und Statuen und die Geschäfte bewunderten und in der „Cheesecake Factory“ wie der Name schon sagt ein wunderbares Stück Käsekuchen aßen. Mit dem Charme des Kellners, den meine Wahl fast zur Verzweiflung und zu ein paar ironischen Bemerkungen trieb, bin ich übrigens nicht ganz zurecht gekommen. Hm, muss ja auch nicht jeder verstehen. Danach waren wir übrigens absolut pappsatt, obwohl wir eigentlich nur eine Kleinigkeit essen wollten.
Zurück im Bellagio bekamen wir zwar ein Zimmer zugeteilt, das aber leider immer noch nicht fertig war. Ralf war aber trotzdem beruhigt, weil er im Internet Schaudergeschichten von nicht angekommenen Zimmerreservierungen im Bellagio gelesen hatte. Wir trieben uns also weiter im Hotel herum und rätselten, wo denn wohl unser Zimmer liegen würde.
Dann war es endlich soweit und wir konnten in dem großen Aufzug in den 15. Stock in unser Zimmer 15023 fahren. Wichtig: Zimmernummer merken! Das Zimmer ist natürlich, dem Standard des Hotels, superklasse. Das Bad riesig, mit separater Dusche und Badewanne (die aber, im Gegensatz zum Holiday Inn Express in Ventura ohne Whirlpoolfunktion), alles natürlich aus Marmor. Das Zimmer selbst hochwertig und elegant ausgestattet und der Blick aus dem Fenster ging über die Stadt, die Autobahn (hmpf…) bis zur Wüste. Schön, dass ich noch nicht ganz Abschied von der Wüste nehmen muss!
Wir lassen uns das Gepäck aufs Zimmer bringen und packen das Nötigste aus. Dann beschließen wir, mit dem Auto zum Outlet-Center zum Einkaufen zu fahren. Wieder einmal wird es spannend, denn wir müssen uns das Auto ja wieder vorfahren lassen. Ein seltsames Gefühl, aber eigentlich gar nicht schlecht. Könnte man sich dran gewöhnen.
Die Tante führt uns Richtung Flughafen auf die Autobahn, auf der sich um diese Zeit der Verkehr so richtig staut. Auch ein Erlebnis, das wir bisher in den USA noch nicht hatten.
Das Outlet-Center ist riesig und wir werden im ersten Levi`s Laden gleich fündig. Jeans für 26 Dollar, da muss man doch zuschlagen. Ich finde die richtigen Größen für die Jungs, Ralf ist schon auf der Suche nach den passenden Hosen für sich. Er deckt sich mit zwei Hosen und zwei Hemden ein. Ich kaufe außer den Jeans und noch je einem T-Shirt für die Jungs noch eine dreiviertellange Hose für mich und muss dafür nur 105 Dollar zahlen. Außer diesem günstigen Preis bin ich gut gelaunt wegen der Größe, in die ich reinpasse. Tja, die amerikanische Größenpolitik, das „Downsizing“ macht sich da ganz schön bemerkbar. Jedenfalls könnte ich noch stundenlang shoppen, kaufe allerdings nur noch ein Paar Chucks für Tobias (28 Dollar) und ein paar Adidas-Turnschuhe für mich. Dann stoppe ich mit Blick auf den deutschen Zoll, der nur Mitbringsel im Wert von 175 Euro erlaubt, das Einkaufen.
Zurück im Hotel, entscheiden wir uns dieses Mal für das Free Parking. An der Einfahrt zum Parkhaus stehen zwei Angestellte, die an den einfahrenden Autos Sicherheitskontrollen durchführen, indem sie einen Blick in den Kofferraum werfen. Wir sehen allerdings offensichtlich so vertrauenswürdig aus, dass wir unkontrolliert einfahren dürfen.
Abends gönnen wir uns das Büffet des Bellagio zum Abendessen, was für uns ein echtes Erlebnis ist. Zwar ist der Spaß mit 29,95 Dollar pro Person nicht ganz billig, aber es lohnt sich. Die Auswahl der Speisen ist fantastisch, alles schmeckt richtig lecker. Softdrinks sind im Preis inbegriffen und werden von der aufmerksamen Kellnerin ständig unaufgefordert nachgefüllt. So lässt sich leben.
Später bummeln wir wieder durch Las Vegas. Als erstes genießen wir zwei Aufführungen des Wasserfontänen-Ballets des Bellagios. Ein Erlebnis am Abend, wunderschön. (Auch wenn wir uns über eine nicht richtig synchronisierte Fontäne amüsieren, die ständig in die falsche Richtung sprüht).
Danach geht es am Caesar`s Palace vorbei zum Mirage, wo wir lange Zeit erfolglos auf den imitierten Vulkanausbruch warten, und zum Treasure Island, wo wir eigentlich den Untergang des Piratenschiffs sehen wollten. Leider wurde die Aufführung wegen des wehenden Windes abgesagt und so schlenderten wir weiter bis zum Venetian, wo die Gondeln wegen der fortgeschrittenen Zeit leider schon nicht mehr fuhren. Langsam taten mir auch die Füße weh und so kehrten wir zum Hotel zurück, wo wir an der Baccarat-Bar noch einen Gutenachtcocktail zu uns nahmen, bevor wir todmüde ins Bett fielen.
Was uns vorher noch auffiel, war, dass am Abend noch jemand in unserem Zimmer gewesen sein muss, denn die Vorhänge waren zugezogen, das Bett aufgeschlagen und das Bad, in dem wir uns ja nur kurz frisch gemacht hatten, war schon wieder aufgeräumt und saubergemacht. Ah ja, DAS ist also der Service, den ein 5-Sterne-Hotel ausmacht.
Am nächsten Morgen machten wir uns zuerst einmal auf die Jagd nach einem Frühstück. Wir gingen im Monte Carlo in ein Café, in dem ich ein kontinentales Frühstück bestellte, in der Annahme, dies sei nicht so üppig. Tja, falsch gedacht, ich bekam ein frisch aufgebackenes Teilchen, ein warmes Croissant und ein Muffin. Nach dem Teilchen war ich eigentlich schon pappsatt. Ralf, der eine Waffel mit frischen Erdbeeren bestellt hatte, half mir aber gottseidank aus. So machten wir uns beide wohlgestärkt auf den weiteren Weg.
Die Hotels, die mit ihren unterschiedlichen Stilrichtungen alle beeindruckend und toll anzusehen sind, sind im Grunde genommen natürlich alles riesige Casinos. Unweigerlich wird man durch diese blinkenden und klingelnden Spielhöllen geleitet, die Geräuschkulisse ist sehr eindringlich und Ralf meinte, die Automaten würden versuchen ihn zu hypnotisieren „Wirf Geld in mich, wirf Geld in mich…“ Wir können der Hypnose allerdings spielende widerstehen. Was mich extrem stört, ist, dass kein Automat mehr mit echten Münzen funktioniert sondern nur bargeldlos. Nein, so mag ich das nicht, also spiele ich eben nicht.
Im Excalibur nehmen wir am dortigen Büffet einen späten Lunch ein. Dieses Lunchbuffet war zwar mit 12.99 Dollar nicht einmal halb so teuer wie das Dinnerbuffet des Bellagio, allerdings war selbst dieser günstige Preis noch zu viel für das Gebotene. Kantinenmäßig wird man an einer Vitrine mit Speisen entlanggeführt, an dem man sich erst einmal auflädt, bevor man einen Tisch zugewiesen bekommt. Getränke in den Plastikbecher zapft man sich selbst, alles wirkt ein wenig verkommen und schmuddelig, auch ein Teil der anwesenden Gäste. Abgesehen von diesem wenig einladenden Ambiente schmeckt uns das Essen überhaupt nicht und wir essen wirklich nur das allernötigste, um halbwegs gesättigt fast fluchtartig das Lokal zu verlassen. Nee, das war wirklich ein Griff ins Klo.
Wir schlendern weiter durch die Hotels, begeben uns fast in die Fänge einer der allgegenwärtigen Drückerkolonnen, die uns gegen einen stark ermäßigten Besuch einer Show am folgenden Morgen zu einem halbfertigen Hotel karren wollen, wo wir wohl einen Vertrag über ein Timesharing abschließen sollen, machen im Luxor eine Simulationsfahrt mit und besichtigen im Mandalay Bay das Shark Reef. Die Eindrücke sind einfach überwältigend.
Auch an Dienstagabend können wir uns leider nicht den Vulkanausbruch und den Untergang des Piratenschiffes ansehen, da ein starker Wind weht. Auch die Wasserfontänen des Bellagio werden nicht angestellt. Wie gut, dass wir kein teures Zimmer mit Fountain-View gebucht haben.
Für den Mittwoch haben wir den Besuch der Star Trek Experience im Las Vegas Hilton geplant. Gleich nach dem Aufstehen fahren wir mit dem Auto los, da das Hilton nicht am Strip liegt. Dank unserer lieben Tante finden wir ohne Probleme hin und parken das Auto im kostenlosen Parkhaus. Das kostenlose Parken ist übrigens eine tolle Sache in Las Vegas.
Im Eingangsbereich des Hiltons finden wir ein kleines Café, in dem wir ein Frühstück zu uns nehmen und dann geht es los. Die Star Trek Experience ist ein großes Highlight für Ralf und er ist schon ganz aufgeregt. Schon der Eingangsbereich und sogar das angrenzende Casino sind ganz dem Thema entsprechend eingerichtet. Sogar ein Raumschiff Enterprise hängt an der Decke – echt klasse. An der Kasse fragt die Angestellte, ob wir auch die Backstage-Tour buchen wollen. Ganz spontan ist meine Antwort „nein“, wohingegen Ralf genauso spontan „ja“ antwortet. Also machen wir natürlich auch diese Tour mit.
Wir werden von unserem Führer begrüßt und bekommen einen „Backstage-Ausweis“ umgehängt. Außerdem müssen wir unseren Namen auf einer Liste eintragen – alles seeehr wichtig eben. Die Führung ist wirklich interessant und man merkt unserem Führer an, dass die Arbeit ihm viel Spaß macht. Ein echter Trekkie halt. Auf dem Weg spricht er immer ganz geheimnisvoll in ein Funkgerät und bekommt ebenso geheime Antworten, wenn wir durch eine verschlossene Tür wollen. Das „Beamen“ ist auch klasse gemacht. Wir müssen uns in einem Raum in der Mitte zusammenstellen, dann wird es nach einem kurzen Wortwechsel über Funk plötzlich ganz dunkel, es weht ein kräftiger Luftzug durch den Raum und nachdem es wieder hell geworden ist, sieht es ganz anders aus… Sehr authentisch das Ganze. Klasse sind auch die Mitarbeiter in Original-Star-Trek-Uniformen, uns immer wieder wie zufällig begegnen.
Im original „Kommandoraum“ des Raumschiffs Enterprise dürfen wir uns dann ganz in Ruhe umschauen und uns mal in den Kapitänssessel setzen. Erschreckend für mich war dann, dass der dicke Mann, der sich dann in den Stuhl gesetzt hat, fast nicht reingepasst hat. Der Arme war wirklich sehr dick….
Wir hatten dann Gelegenheit, die Fahrt eines Simulatoren von außen anzuschauen, was auch einmal sehr interessant war und danach ging es noch in einen Star-Trek-Besprechungsraum. Dort haben wir uns alle in ein großes Gästebuch eingetragen und bekamen Urkunden mit unseren Namen.
Im Anschluss an diese Backstage-Tour, die sich wirklich gelohnt hat, haben wir uns das Museum, in dem Original Filmkostüme und –accessoires ausgestellt sind, in Ruhe angeschaut und haben zwei Simulatoren mitgemacht. Einmal haben wir einen Klingonenangriff abgewehrt und einmal wurden wir von den Borg entführt. Auch diese Simulatoren waren mit Schauspielern in echten Kostümen aufwendig und liebevoll inszeniert, so dass sie wirklich Spaß gemacht haben.
Danach sind wir zurück ins Bellagio gefahren und haben uns, nach der schlechten Erfahrung von gestern mit dem Excalibur-Buffet, noch einmal das Bellagio-Buffet gegönnt. Das Lunch-Buffet wird bis 16 Uhr angeboten und kostet 19,99 Dollar, ab 16 Uhr beginnt das Dinner-Buffet für 29,99 Dollar. Glücklicherweise ist uns der Einlass um 15.56 Uhr gelungen, so dass wir nur den niedrigen Preis zahlen mussten. Das Angebot war allerdings identisch mit dem späteren, teureren Buffet, so dass wir für relativ wenig Geld wieder köstlich gespeist haben.
Danach war es Zeit, sich für die gebuchte Show „Zumanity“ des Cirque de Soleil fertig zu machen. Diese Show, über die wir im Internet zum Teil vernichtende Kritiken wegen des fast pornografischen Inhalts gelesen hatten, hat mich ziemlich enttäuscht. Zwar gab es ein paar recht gute akrobatische Einlagen, aber im Grunde genommen habe ich mich des öfteren doch gelangweilt. Schade, da hätten wir sicher etwas Besseres und Spektakuläreres in Las Vegas finden können.
Auf diese Enttäuschung hin haben wir nach einem kurzen erneuten Abstecher ins Venetian in der Bar Baccarat des Bellagio einen Cocktail getrunken. Nett war, dass uns die Kellnerin in der Bar wieder erkannt hat.
Später haben wir noch unsere Taschen und Koffer gepackt, da wir morgens gleich zum Flughafen fahren wollten. Praktischerweise ist das Bad der Zimmer im Bellagio mit einer Personenwaage ausgestattet (die ich eigentlich ja so überhaupt nicht nett fand….), so dass wir das Gewicht gleich kontrollieren konnten um am Flughafen keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Heute hatten wir keine so lange Fahrtstrecke vor uns, so dass wir uns ein bisschen Zeit beim Aufbruch von Ruby`s Inn lassen konnten. Zum Frühstück gab`s leckere Donuts aus der Packung, die wir am Abend zuvor in Ruby`s Store eingekauft hatten und Kaffee aus der zimmereigenen Kaffeemaschine (eine wirkliche klasse Einrichtung in den Motels in den USA!).
Danach ging es ein großes Stück des Weges, den wir gestern von Page nach Bryce fahrend gekommen sind, zurück zum Zion Nationalpark. Über diesen NP hatte ich bereits gelesen, dass er sehr beliebt und im Sommer sehr voll sei. Ich war also in gewisser Weise vorgewarnt.
Ebenso wusste ich, dass man den Scenic Drive im Park nicht mit dem eignen PKW befahren darf, sondern den Shuttlebus benutzen muss.
Die Einfahrt war noch so, wie wir es von den anderen NPs kannten, es schien nicht besonders voll zu sein. Glück gehabt. Die Landschaft natürlich wieder spektakulär, mit hohen Felswänden. Dann ging es durch den ersten Tunnel und der Verkehr wurde dichter. An allen interessanten Stellen mit tollen Aussichten standen die Autos, zum Teil sogar einfach auf der Fahrbahn. Trotzdem dachte ich mir noch nichts Schlimmes, zumal ich die Felswände mit dazwischen wachsenden Wäldern jetzt nicht soooo ungewöhnlich fand. Dazu war mir die Landschaft dann doch den Alpen zu ähnlich.
Der zweite Tunnel war ziemlich gruselig zu fahren. Vor der Tunneleinfahrt stand ein Wohnmobil, daneben winkte mich ein Mann vorbei. Wie wir zuvor im Internet gelesen hatten, ist der Tunnel schon sehr alt, eng und dunkel (entsprechende Warnschilder standen natürlich in großer Anzahl vor der Einfahrt) und größere Wohnmobile werden gegen Bezahlung einzeln durchgelotst. Wir konnten allerdings einfach so durchfahren, allerdings war es schon ein besonderes Erlebnis. Der Tunnel war wirklich stockdunkel, verfügte über keinerlei Beleuchtung oder Lüftung, wie wir es aus Europa kennen. Ich war froh, als wir endlich durch waren.
Dann kamen die Hinweisschilder auf den Shuttlebus und dass Autos entweder den Parkplatz am Visitor Center anfahren oder gleich nach Springsdale durchfahren sollen und von dort mittels Shuttle in den Park zurückfahren sollen. Nur diejenigen, die in der Zion Lodge wohnen, bekommen einen besonderen Erlaubnisschein und dürfen bis dorthin fahren. Ich bin jedenfalls zum großzügig ausgeschilderten und trotzdem kompliziert zu fahrenden, unübersichtlichen Parkplatz des Visitor Centers gefahren. Und dort hat es mich so von Menschen und Autos erschlagen, dass ich am liebsten gleich wieder weggefahren wäre. Anscheinend war ich so von der relativen Einsamkeit in den anderen Nationalparks verwöhnt, dass ich mit diesem Rummel nicht mehr umgehen konnte. Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen und einen Parkplatz, den ich nach ein bisschen Herumkurven finden konnte, ansteuern.
Wir hatten uns vorher schon ein paar kleinere Wanderungen ausgesucht. Eigentlich wäre ich ja gerne zum Angel`s Landing gegangen, aber die Warnungen über schwindelerregende Passagen hatten uns davon Abstand nehmen lassen. Stattdessen hatten wir uns die Emerald`s Pools, den Weeping Rock und den Riverside Trail vorgenommen.
Wir fuhren also bis zur Zion`s Lodge mit dem Shuttle (gefahren von einem netten, redseligen Busfahrer in einem recht komfortablen Bus (ganz anders als der Shuttlebus am Grand Canyon)), von wo aus der Weg losging. Das Stück zu den Lower Pools war asphaltiert und dementsprechend sehr stark begangen, war halt ein richtiger Familienspazierweg. Komischerweise hat mir das aber nicht allzu viel ausgemacht. Die Lower Pools waren wirklich schön, ein kleiner Wasserfall kam vom Fels über dem Weg herunter und floss in kleine Teiche. Überall sah man Schilder, dass man keinesfalls in den Pools schwimmen darf.
Nach den Lower Pools wurde der Weg dann steiler und schwieriger zu begehen, mit längeren Treppenpassagen, ganz schön schweißtreibend an diesem sehr warmen Tag. Dort gingen dann schon weniger Leute.
Auch das letzte Stück von den Middle Pools zu den Upper Pools war anstrengend zu gehen und wir waren froh über unsere festen Schuhe. Die Upper Pools waren ein wunderschönes Stückchen Erde. Hohe Felswände ringsum, wieder ein kleiner Wasserfall in einen kleinen Teich, die Frösche quakten….. und eine Familie mit zwei Kindern (ein Mädchen von schätzungsweise 12 und ein Junge von vielleicht 8 Jahren) belegte diesen Ort des Friedens mit Beschlag. Das Mädchen kletterte auf die Felsen und forderte ihre Mutter lautstark auf, irgendwelche albernen Fotos zu machen und der Junge kam auf die glorreiche Idee, die Hosenbeine aufzukrempeln und durch den Teich zu waten. Klasse. Das musste die große Schwester natürlich gleich nachmachen und tobte ebenfalls durchs Wasser. Dann produzierten sich die Kinder auf einer kleinen Insel im Teich, sprangen, schrieen, befahlen ihren Eltern Fotos zu machen… es war fürchterlich, die Ruhe und die Schönheit des Ortes dahin und wir flohen regelrecht von diesem Ort.
Auf dem Rückweg trafen wir weitere Menschen, die glaubten, sie müssten sich auf weite Strecken akustisch bemerkbar machen. Einfach unverständlich.
Zurück an der Zion Lodge nahmen wir den nächsten Bus und fuhren zur Haltestelle Weeping Rock. Von dort ist es nur ein kleiner, aber steiler Spaziergang zum Weeping Rock, einem überhängenden Felsen, aus dem es von überall her tropft. Auch hier wachsen überall, bedingt durch das viele Wasser, üppige Pflanzen. Und auch hier – Menschen. Laut und störend. Hmpf, nur weg hier.
Dann geht es Richtung Endstation, wo der Riverside Walk, der wiederum in den bekannten „Wanderweg“ zu den „Narrows“ führt. Der Riverside Walk ist bequem zu gehen und bietet viele Zugänge zum Fluss. Auch hier treffen wir viiiiele Menschen, u.a. auch viele mit Stativ und Fotoapparat bewaffnete Japaner. Lustig, wie kompliziert die es sich mit dem Fotografieren machen…
Außerdem wieder unser Aufreger: Überall bitten Schilder darum, nicht durch bewachsenes Gebiet zu gehen, um die Natur nicht zu zerstören. Trotzdem müssen die Leute außerhalb der offiziellen Zugänge zum Fluss in der Botanik rumstapfen. Es ist einfach traurig – die Leute lieben ihren Nationalpark zu Tode.
Es ist ziemlich heiß und so freuen wir uns über die vielen schattigen Stellen auf dem Weg.
Irgendwann ist der Weg zu Ende und von dort aus beginnt dann der „Weg“ zu den Narrows. Dazu muss man durchs Flussbett waten, was auch viele Leute tun. Entweder barfuss, mit normalen Wander- oder Turnschuhen oder ganz professionell mit Neoprenschuhen. Auf jeden Fall scheint es ein Erlebnis zu sein, das wir uns allerdings nicht antun.
Nachdem es nun schon später Nachmittag ist, machen wir uns auf den Weg zum Motel, dem Quality Inn. Direkt nach dem Eingang zum Nationalpark sehe ich ein Motel dieser Kette, kann aber nicht glauben, dass es schon das richtige sei. Also fahren wir weiter durch Springdale, das sich ganz schön in die Länge zieht. Schließlich entschließen wir uns dann aber doch umzukehren und dann finden wir auch den richtigen Weg. Wir werden von einem großen, etwas ruppigen Kerl, einem „Luke“ in Empfang genommen und bekommen unsere Zimmerschlüssel. Das Zimmer ist wieder klasse mit super Ausstattung und Terasse mit Blick auf den Campingplatz. Sehr schön.
Danach geht’s wieder einmal zum Essen in einem urigen Lokal, in dem man aus speziellen Marmeladegläsern trinkt und dann fallen wir ins Bett.
Leider lassen uns die Touristenmassen auch dort noch nicht ganz in Ruhe, denn spät am Abend kommt eine Touristengruppe an, die lautstark ihre Zimmer bezieht. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde, bis jeder sein Zimmer gefunden hat und wieder Ruhe eintritt.
Auch am nächsten Morgen um sieben Uhr wird es schon wieder laut, als die Touristengruppe abreist. Ich versteh`s nicht. Gehen die Leute davon aus, dass sie allein sind? Aber das alles gibt’s doch gar nicht.
Beim auschecken erwähne ich allerdings auch die Belästigung durch die anderen Gäste. „Luke“ ist echt betroffen und bedankt sich für die Information, auch wenn er natürlich nix ändern kann. Aber der gute Wille zählt.
Nach dem wir relativ früh von Page losgefahren sind ging es wieder durch viele rote Felsen weiter bis wir dann durch Ruby`s Inn (eine kleine Siedlung die mal als kleine Ranch angefangen hat und jetzt die Hauptübernachtungsmöglichkeit für den Bryce Canyon bietet) in den Bryce Canyon gefahren.
Auf den ersten Blick meint man „Naja – ist viel Wald – wo ist der Canyon?“ – bzw. „wo sind die Felsen?“. Jutta hatte schon durch das Forum eine Empfehlung für den Wanderweg und so wollten wir den Navajo-Loop und im Anschluss den Queensgarden als Verlängerung nehmen. Spitze, rote Steinnadeln ohne Ende boten schon vom ersten Viewing-Point aus eine fast unbeschreibliche Landschaft. Dummerweise fanden wir den Navajo-Loop-Eingang nicht uns so passierte es, dass wir dann doch zuerst in Richtung Queensgarden gingen. Ich machte ein Foto nach dem anderen, was Jutta fast zur Verzweiflung brachte, weil es regelmäßig den Wanderfluss unterbrach. Lustig war dann am Queens-Garden als eine ältere Frau verzweifelt nach einem Garten Ausschau hielt und nicht mitbekommen hat, dass der „Garten“ eine Felsvertiefung mit Pflanzen an den Wänden war.
Am Ende des Queens-Garten-Trails fand sich dann im Anschluss die Verlängerung zum Navajo-Trail. Hier ging es zum Teil weiter durch die roten Felsnadeln aber auch durch schöne Waldstrecken die in der Sonne die notwendigen schattigen Wege boten. Leider konnte die Navajo-Loop wegen einem Steinsturzes zu unserer Saison nicht mehr ganz gegangen werden, so dass wir den Trail dann abkürzen mussten. Es machte sich leider bemerkbar, dass wir an einem Wochenende unterwegs waren. Waren am Grand Canyon auf den Wanderwegen hauptsächlich Naturfreunde unterwegs, so hatten wir diesmal das zweifelhafte Vergnügen mit den durchschnittsamerikanischen Familien zu tun zu bekommen. Lautes Geschrei und Missachtung von Hinweistafeln, die zum Schutz der Natur aufforderten waren fast die Regel. Bei den zwei Steinbrücken stellten Jutta und ich bei zwei wild rumtobenden Kindern fest, dass „Kinder mit den falschen Eltern einfach störend sind“.
Nach der trotzdem schönen Wanderung landeten wir dann im Visitor Center. Hier verfielen wir dann erstmals in einen richtigen Souvenirkaufrausch. Postkarten, Kalender und ein Poster, das hoffentlich den Heimweg überleben wird, waren unsere Jagdopfer. Rucksackaufnäher und Canyon-T-Shirts haben wir uns dann doch lieber verkniffen. Wir wurden auf eine kleine Tafel aufmerksam, die auf die Möglichkeit eines klaren Himmels und der dazugehörigen Sternenpracht ohne Light-Pollution hinwies. Damit war das Abendprogramm dann entschieden.
Danach ging es dann zum Ruby`s Inn und dem dortigen Best Western Motel. Neben der Tankstelle fand sich die Lobby, in der uns dann der Weg durch das Labyrinth der verschiedenen Wohneinheiten beschrieben wurde. Das Zimmer war gemütlich mit Wildwestbildern ausgestattet. Der Hunger trieb uns zurück in Richtung Lobby. Auf der anderen Straßenseite war ein kleines Wildwest-Städtchen nachgebaut, das sich aber als typischer Touristennepp herausstellte. Gegenüber beim Haupthaus gab es die Auswahl zwischen einem Imbiss und einem teuren aussehenden Lokal. Ein kurzer Blick in den Imbiss machte es uns dann einfach, sich für das Lokal zu entscheiden. Hier hatten wir dann unser erstes Buffet und wir waren vom Preis-Leistungs-Verhältnis einfach begeistert. Nachdem wir uns gestärkt hatten gingen wir in den angrenzenden Souvenirladen/Supermarkt. Auch hier ließ sich der Kaufrausch geraden noch Bremsen weil wir uns erst einmal frisch machen wollten. Einkaufen könnten wir ja auch noch nach der Sternenbesichtigung …
Es wurde dunkel und damit ging es los durch den Wald in Richtung des ersten Viewingpointes. Dutzende von Rehen links und rechts säumten den Weg und zwangen Jutta zum ganz langsamen vorsichtigen Fahren. Vor allem, nachdem eines der Rehe auf der Fahrbahn auftauchte. Am Viewingpoint selbst war dann die Hölle los. Laut jodelnde und grölende Amerikaner ließen uns verzweifelt weiterfahren, bis wir dann nach noch weiteren Rehsichtungen dann auf einen weiteren Viewingpoint stießen. Hier war es ruhig, aber da wir kurz vor Vollmond waren, war der Himmel durch den Mond im klaren Himmel so stark beleuchtet, dass in der Münchner Innenstadt mehr Sterne zu sehen gewesen wären.
Egal so wurde halt versucht Rehe zu fotografieren und dann ging es wieder „heim“. Zurück beim Rubys Inn stellten wir dann fest, dass ein netter Zeitgenosse „unseren“ Parkplatz vor unserer Tür weggenommen hat. Grummel.
Dann im Souvenir-Campingaussstattungs-Lebensmittelsupermarkt wurde dann wieder richtig eingekauft. Seesack, nette Wanderflaschen mit Bryce-Aufdruck, Limo, Donuts für das Frühstück am nächsten Morgen, Rootbier und richtiges Bier (Das paradoxerweise im „trockenen“ Utah billiger ist als im Rest der Staaten) fanden den Weg in unseren Einkaufskorb. Zurück im Zimmer trank ich dann mein erstes Rootbier, das zwar für europäische Zungen recht ungewohnt schmeckt, aber doch nicht sooooo schlimm ist, wie es überall beschrieben wird. Noch ein wenig Wetterbericht, Zionplanung und Email-Abrufen und schon war wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Morgens gibt es ein erstaunlich vielfältiges Frühstück im Hotel, danach geht es gleich los. Wir wollen heute wandern, bevor wir um 16.30 Uhr noch eine Bootstour auf dem Lake Powell machen.
Zuerst wollen wir uns den Horseshoe Bend anschauen. Der Weg dorthin führt eigentlich recht unspektakulär durch ein kleines Stück Wüste, der Weg ist teilweise sandig und stellenweise felsig. Dafür ist die Aussicht, die sich plötzlich auftut umso spektakulärer. Von einer hohen Canyonkante blickt man herab auf den Colorado River, der eine riesige Schleife um ein Felsmassiv herum schlägt. Die Farbenpracht ist unbeschreiblich, das Wasser tiefgrün und die Felsen rot. Das Wasser ist so klar, dass man die Felsen, die unter dem Wasserspiegel und auch den Flussgrund deutlich erkennen kann.
Auch hier kommen wir mit zwei Amerikanerinnen ins Gespräch. Eine erzählt, dass sie auch schon mal in Germany war. Sie haben am „River Mosel“ near dem „Rhine River“ in einem kleinen Village gewohnt und haben die Burg in einem Städtchen namens „Kokem“, also Cochem, besucht und außerdem das Weinfest mitgefeiert. Die Überraschung war riesig, als ich erzählte, dass ich dort zur Schule gegangen bin. Unglaublich, oder?
Danach kam noch ein Pärchen zur Felskante. Er begrüßte uns gleich auf Deutsch und wir erfuhren, dass sie Holländer seien. Auch mit ihm wurde eine zeitlang geplaudert, was nett war.
Danach machten wir eine Wanderung zu den Hanging Gardens. Der Weg dorthin führte zuerst durch ein sandiges Stück Wüste und danach quer über Felsen. Er war mit aufgeschichteten Steinen und ab und zu mit einem Schild gekennzeichnet. Es ging steil bergauf und bergab, sehr abenteuerlich, aber das Auto war zunächst immer noch zu sehen. Als wir zu den Hanging Gardens kamen, einem Felsüberhang, an dem Pflanzen wuchsen, war ein Stück weiter ein weiteres Wegzeichen zu sehen und daher gingen wir weiter.
Allerdings wurden die Zeichen immer seltener und man sah nicht mehr von einem zum nächsten. Ralf wollte trotzdem weiter. Nachdem der Weg eigentlich nur noch intuitiv zu gehen war und keine Zeichen mehr zu finden waren, versuchten wir uns den Rückweg anhand von Felsformationen oder auch mit selbst angefertigten Fußabdrücken zu zeichnen. Wir gingen bis zur Felskante am Lake Powell, wo wir eine Pause machten, einen Müsliriegel aßen und Wasser tranken. Danach ging es an den Rückweg. Tja, der war alles andere als einfach zu finden. Naja, eigentlich war er gar nicht mehr zu finden. Ein blödes Gefühl, gar nicht lustig. Ich konnte allerdings noch die Hanging Gardens sehen und wollte einfach in diese Richtung gehen.
Ralf hingegen versuchte den Weg zu finden und ging nach meiner Meinung kreuz und quer. Als man an den Felsen weit weg andere Menschen sahen, strebte Ralf gleich in diese Richtung. Er ging mit mir einen seeeehr steilen Felsabhang hoch, was mir gar nicht passte, denn ich fand es erstens gefährlich (wenn man dort ins rutschen gekommen wäre, hätte es kein Halten gegeben und außerdem wäre ich dort niemals mehr runtergekommen) und zweitens war ich mir sicher, dass der Weg falsch wäre. Oben angekommen bestand ich dann darauf, in die Richtung zu gehen, die ich für richtig hielt, denn auch oben konnte Ralf nicht genau sagen, wo es hingehen sollte. Es stellte sich dann nach einiger Zeit heraus, dass wir genau oberhalb der Hanging Gardens waren. An dieser Stelle runterkommen war unmöglich, da der Fels dort abstürzte. Daher gingen wir oberhalb weiter und gottseidank konnten wir kurz darauf den gekennzeichneten Weg wieder erkennen. Was für ein Abenteuer!!!
Auf die Bootstour, die wir später noch gemacht haben, habe ich mich besonders gefreut. Einfach nur sitzen und schauen. Kein Abenteuer mehr, kein Verirren.
Die Fahrt durch den Antelope Canyon, den wir uns auf dem Landweg nicht angeschaut hatten, weil uns der Ausflug zu teuer war und wir uns ja noch was für unseren nächsten Trip hierher aufheben müssen, war dann auch sehr klasse. Ich habe es auch sehr genossen, mir keine Gedanken machen zu müssen, sondern einfach nur die Bilder genießen zu können.
Abends haben wir im Steakhaus nebenan vom Motel gegessen und haben, wie bereits mittags bei Denny`s festgestellt, dass Page doch offensichtlich sehr touristisch ist. Keine Spur von der sonst üblichen Freundlichkeit und Aufmerksamkeit beim Bedienungspersonal. Ich habe mich ziemlich geärgert, zumal das Essen auch nicht so toll war. Amerikanisches Steak ist nichts für mich, zu fettig, zu durchwachsen und außerdem auch geschmacklich langweilig. Und Wein werde ich im Lokal auch nicht mehr trinken. Finde ich zu teuer für das, was man geboten bekommt. Ich bleibe beim Wasser, das man problemlos bekommt und das nicht auf der Rechnung auftaucht. Denn irgendwo muss man schließlich anfangen zu sparen… 😉
Heute müssen wir uns leider vom Grand Canyon verabschieden, was uns beiden nicht leicht fällt. Aber zuerst dürfen wir noch einmal den Nationalpark durchqueren, da dies die kürzeste Strecke nach Page, unserem nächsten Ziel, darstellt.
Auf dem Weg zum Desert View kommen wir noch am Museum vorbei, das wir uns noch kurz anschauen. Beim Herausgehen werden wir von der aufsichtsführenden Rangerin angesprochen, wo wir denn herkämen. Auf unsere Antwort „From Germany, near Munich“ ist sie ganz begeistert und erzählt uns, dass sie dieses Jahr auch nach München fliegt und hofft, das Oktoberfest zu sehen. Sie ist auch ganz begeistert davon, wie viel Zeit wir uns für den Grand Canyon genommen haben, da die meisten Besucher nur für 3 Stunden herkommen. Wir kommen ins Plaudern und Ralf erklärt, dass er sich überlegt hätte, ob die Ranger denn vielleicht noch einen Internet- und Computerexperten bräuchten. Sie ist ganz begeistert und erklärt uns, dass IT-Experten bei der Parkverwaltung immer gebraucht würden. Ich glaube, das nagt jetzt an Ralf, denn er möchte, genauso wie ich, eigentlich gar nicht weg vom Grand Canyon.
Die Fahrt ist wieder, wie schon so oft, beeindruckend. Diese Landschaften! Wir kommen jetzt oft an Indianeransiedlungen vorbei, die sich als armselige Wohnwagen- oder Blechbehausungen darstellen. Am Straßenrand und auf Parkplätzen verkaufen sie „Native Arts“ in baufälligen Hütten oder abgerissenen Ständen. Sehr bedrückend.
In Page angekommen, fällt uns zuerst das starke Polizeiaufgebot auf. Überall am Straßenrand stehen sie, ausgerüstet mit Radargeräten. Irgendwie ein blödes Gefühl, auch wenn ich mich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halte.
Nachdem wir geschaut haben, wo denn unser Motel liegt und wir festgestellt haben, dass es hier zwei Best Western direkt nebeneinander liegend gibt, fahren wir zum Glen Canyon Damm. Ein riesiges Bauwerk. Das Besucherzentrum darf man nur ohne Taschen oder Rucksack und nach einer strengen Sicherheitskontrolle betreten. Klar, denn die Anlage versorgt ja große Teile des Südwestens mit Strom und ist auch wichtig für die Wasserversorgung. Bei der Führung, die wir mitmachen erfahren wir auch, dass der immer weiter absinkende Wasserstand des Lake Powell, der vom aufgestauten Colorado River gebildet wird, ein großes Problem darstellt. Zuletzt im Jahr 1999 war der See richtig gefüllt und seither sinkt der Wasserstand. Das kann man auch gut an den weißen Rändern, die überall an den Felsen zu sehen ist erkennen. Da fehlen sicher 10-15 m gegenüber dem Höchststand.
Wir checken im Motel ein, buchen noch eine Bootstour für morgen und danach fahren wir noch zum riesigen Walmart hier in Page. Hier könnte man sich stundenlang aufhalten und bestaunen, was es alles in welcher Auswahl zu kaufen gibt.
Danach gehen wir nur noch zum Mexikaner essen und erledigen unsere allabendlichen Tätigkeiten wie das Sichern der Fotos usw.
Heute werden wir den Grand Canyon wandernd erleben.
Obwohl wir ein kontinentales Frühstück im Preis unseres Motels inbegriffen haben, entschließen wir uns im nebenan gelegenen Café zu frühstücken, um eine gute Grundlage für unser Vorhaben zu haben.
Danach geht es wieder Richtung Grand Canyon Nationalpark. In Grand Canyon Village suchen wir uns einen Parkplatz und danach den Eingang zum Bright Angel Trail. Leider ist es nicht mehr ganz so früh wie wir eigentlich geplant hatten loszukommen und so herrscht schon lebhafter Betrieb an der Bright Angel Lodge, in deren Nähe sich der Eingang zum Trail befindet.
Am Anfang des Weges steht noch einmal eine Tafel mit den verschiedenen Stationen des Weges. Wie immer wieder wird davor gewarnt, an einem Tag in den Canyon hinabzusteigen und wieder heraufzugehen. Für uns Weicheicher kommen eigentlich nur die Minitouren zur 1 ½ Meilen Station oder zur 3 Meilen Station in Frage, wobei ich eher die erstere Station bevorzuge. Aber das wollen wir vor Ort entscheiden. Mutig machen wir uns auf den Weg. Mit uns gehen eine Menge anderer Leute, hauptsächlich Touristen mit kurzer Hose und Turnschuhen, also keine „echten Wanderer“.
Es geht auf einem recht breiten Weg moderat bergab. Meistens ist der Weg eher sandig, nur stellenweise muss man mit Steinen und Felsbrocken kämpfen. Außerdem gibt es mehrere Stellen mit Stufen. Wieder einmal sind die sich bietenden Aussichten grandios. Gerade auch der Blick nach oben ist klasse. Die Temperatur wird, je weiter man nach unten kommt, immer höher. Schon nach kurzer Zeit wird es Zeit, die Jacke im Rucksack zu verstauen.
Was mich eingermaßen beunruhigt sind die entgegenkommenden Wanderer. Diese keuchen und stöhnen zum großen Teil herzerweichend. Allerdings haben sie auch ein Tempo drauf, als ob der Puma hinter ihnen her wäre. Wirklich nur zum Kopfschütteln – wem wollen diese Männer (ja, nur Männer rennen so blöde!) etwas beweisen und was??
Wir gehen ein langsames Tempo und sind recht bald an der 1 ½ Miles Station, wo wir eine Pause machen und die Restrooms besuchen. Natürlich wieder einmal Plumpsklos, aber erstaunlich sauber und vor allem absolut geruchsfrei. Ich staune immer wieder über die sauberen öffentlichen Toiletten in den USA.
Besonders auffällig an diesem Platz sind die aufdringlichen Eichhörnchen, die einem fast das Essen aus der Hand stehlen und in den Rucksack klettern wollen. Schlimm, wie sie von unvernünftigen Leuten offensichtlich immer wieder gefüttert werden, obwohl auf zahlreichen Schildern immer wieder darauf hingewiesen wird, das zu unterlassen.
Der Weg nach unten war so angenehm und leicht zu gehen, dass die Versuchung groß ist, weiterzugehen. Ich habe allerdings großen Respekt vor dem Aufstieg und so gehen wir nicht weiter bergab, sondern kehren um. Im Bereich der Station werden wir von einem anderen Wanderer gefragt wo wir herkommen und es entspinnt sich ein kurzer Smalltalk. Er arbeitete übrigens für eine deutsche Firma, die in Norderstedt ansässig ist und er verabschiedete sich stolz mit einem „Auf Wiedersehen“.
Den Aufstieg bewältigten wir wieder in unserem langsamen Tempo, daher war er problemlos zu bewältigen. Pausen wurden wieder eingelegt, weil wir von anderen Wanderern angesprochen wurden und ein Schwätzchen fällig war. Alle waren begeistert, dass wir aus „Germany“ kommen und jeder hatte seine eigenen Erfahrungen dazu.
Auch auf dem Weg nach oben treffen wir völlig erschöpfte Wanderer. Bei einem hatte ich wirklich Angst, dass er zusammenbricht. Allerdings kam dieses Pärchen auch vom Grund des Canyon und wer weiß, in welchem Zustand ich mich befunden hätte, wenn ich einen solchen Weg hinter mir hätte.
Bei einer kurzen Pause kommen zwei Ranger des Weges. Sie sprechen einen jungen Mann an, der kurz unterhalb von uns eine Pause macht und fragen, wie viel Wasser er dabei hat. Als er sagt, er hätte „one gallon“ dabei, sind sie zufrieden und gehen weiter. Auch wir werden gefragt, ob alles in Ordnung sei. Offensichtlich nehmen die Ranger ihre Aufgabe sehr ernst.
Nach knapp eineinhalb Stunden sind wir oben angelangt. Nachdem wir noch einiges an Reserven haben, bedauern wir, nicht doch weiter bergab gestiegen zu sein.
Daher beschließen wir, den Rim Trail Richtung Hermit`s Rest zu gehen. Dieser Trail führt direkt am Rand des Canyons entlang und wird von einer Shuttlebusroute begleitet, so dass man, wenn man erschöpft ist, mit dem Bus weiter- bzw. zurückfahren kann.
Anfangs ist der Weg asphaltiert und sehr bequem zu gehen. Wieder einmal bieten sich grandiose Ausblicke. Nur die vielen Leute, die insbesondere an den Viewpoints, die ja vom Bus angefahren werden, herumstehen, regen mich auf. Aber der Canyon gehört uns ja nicht allein.
Irgendwann wird der Weg unbefestigt und ist nicht mehr ganz so bequem zu gehen. Insbesondere führt er jetzt öfters doch sehr nah an der Kante entlang. Gar nicht so einfach, wenn man ständig Angst hat, auszurutschen und runterzufallen. Aber wir sind vorsichtig und daher geht natürlich alles gut.
Nach etwa der Hälfte der Strecke beschließen wir, mit dem Bus weiterzufahren, da wir inzwischen doch unsere Beine spüren und die Zeit schon fortgeschritten ist. Der Busfahrer ist sehr gut gelaunt und plaudert und singt die ganze Zeit. Die Straße ist allerdings sehr schlecht, so dass man ordentlich durchgeschüttelt wird.
Auf dem Heimweg irritiert mich unser Auto mit der Meldung „trunk ajar“. Sehr seltsam, darauf können wir uns keinen Reim machen. Ich hoffe, dass die Meldung weg ist, nachdem das Auto einmal aus war und wir befürchten schon, die Avis-Pannenmeldestelle anrufen zu müssen. Am Hotelparkplatz angekommen, finden wir durch Zufall heraus (bei offenen Tür sagt das Auto „door ajar“), dass der Fehler darin liegt, dass ein Rucksackband aus dem Kofferraum herausschaut und der entsprechende Sensor offensichtlich meinte, der Kofferraumdeckel sei offen.
Für 8.30 Uhr am Abend haben wir noch Karten fürs IMAX-Kino, um uns den Grand-Canyon-Film anzuschauen und so gehen wir früh essen. Wieder einmal geht’s ins Café Tusayan und wir essen lecker zu Abend.
Der Film im IMAX ist dann die Krönung des Tages. Obwohl ich ihn schon einmal in München gesehen hatte (damals entstand mein Wunsch, eines Tages einmal den Grand Canyon live zu erleben), ist der Film einfach klasse mit seinen beeindruckenden Aufnahmen.
Auf jeden Fall werde ich noch lange an diesen Tag zurückdenken.
Zum Frühstück ging es über die Straße ins Golden Nugget. Im Preis inbegriffen war ein kontinentales Frühstück oder man hat auf ein Frühstück a la carte einen Rabatt von 2 $ bekommen. Wir haben uns aufgrund des mageren Angebots beim kontinentalen Frühstück für ein amerikanisches Frühstück entschieden und so habe ich zum ersten Mal Pfannkuchen am Morgen genossen.
Lecker waren sie! Es waren drei dicke, aufeinander gestapelte Pfannkuchen. Dazu gab es ein Schälchen Butter und drei Schälchen Sirup. Es war wirklich lecker, aber nach etwas mehr als der Hälfte musste ich aufgeben, da es einfach zu viel war. Die extrem gut gelaunte Kellnerin mit einem ständigen sonoren Lachen meinte (natürlich lachend) dazu: „Oh yeah, a lot of pancakes. Hahahahahaha…“ Ralf schaffte seine zwei Eier mit Bratkartoffeln, Wurst und Toast gerade so und so konnten wir kräftig gestärkt zur Fahrt aufbrechen.
Es ging durch die ständig wechselnde Landschaft von Arizona, zum Teil kräftig bergauf. Einfach wieder einmal atemberaubend schön.
In Williams genehmigten wir unserem Auto einen kräftigen Schluck aus der Benzinpulle und uns bei Denny’s ein kleines Mittagessen bevor es weiter Richtung Grand Canyon ging.
Der Verkehr wurde, je weiter wir zum Canyon kamen, immer dichter. Wieder einmal waren wir froh, nicht zur Hauptreisezeit anzureisen.
In Tusayan, wo wir auch unser Motel, die Red Feather Lodge, gebucht hatten, wollten wir uns erst einmal im National Geographic Besuchercenter informieren. Allerdings ist dieses eher kommerziell ausgerichtet, so dass wir gleich zum Nationalpark gefahren sind. Wir waren inzwischen beide furchtbar aufgeregt. Gleich sollten wir den Grand Canyon sehen!
Noch kurz unseren Nationalparkausweis vorzeigen, dann bekamen wir vom Officer einen Nationalparkführer, sogar in Deutsch, ausgehändigt und dann gings zum Parkplatz am Mather Point, wo wir unseren ersten Blick auf den Canyon werfen konnten.
Er war natürlich noch beeindruckender, als man sich das in den kühnsten Träumen vorstellen konnte. Die Weite, die Farben, diese Felsformationen. Man ist erst einmal völlig sprachlos.
Natürlich ist man nicht allein mit dem Canyon, sondern es halten sich Menschenmassen dort auf, die alle nicht aufhören können zu fotografieren. Auch Ralf kriegt den Finger nicht mehr vom Auslöser weg.
Am Visitorcenter informieren wir uns über die möglichen Trails und entschließen uns, morgen den Bright Angel Train ein Stück lang zu gehen. Es wird eindringlichst davor gewarnt, sich zu übernehmen, da jährlich über 250 Wanderer in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, da sie die Gefahren des Wanderns im Canyon unterschätzen. Das werden wir natürlich nicht! Besonders aufpassen werde ich alter Angsthase, dass wir nicht vom Puma gefressen werden. Es wird nämlich darauf hingewiesen, dass im Bereich des Bright Angel Trails ein erwachsener Puma sein Jagdrevier hat. Schluck. Wird aber schon gut gehen.
Danach machen wir uns auf den Weg zur Red Feather Lodge, wo wir die nächsten beiden Nächte verbringen werden. Das Zimmer ist wieder sehr angenehm, nur gibt es keinen Kühlschrank (egal) und keine Kaffeemaschine (schon doof) im Zimmer. Allerdings kann man sich in der Hotellobby, die nur ein paar Meter weit weg ist, 24 Stunden am Tag mit Kaffee versorgen. Passt also schon.
Gegen 18 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg zum Canyon, da wir den Sonnenuntergang erleben wollen. (Den Sonnenaufgang werden wir sicher nicht schaffen, da dieser schon um 5.14 Uhr ist…) Wir fahren Richtung Desert View Point und halten an allen möglichen Punkten an, fahren aber wieder weiter, da wir eigentlich den Desert View Point erreichen wollen. Als es dann fast 19 Uhr ist, geben wir dieses Vorhaben allerdings auf, da der Sonnenuntergang für 19.14 Uhr angekündigt ist.
Der Ausblick von diesem Punkt ist auch grandios und der Sonnenuntergang ein echtes Erlebnis. Leider kriegt Ralf mal wieder die Digicam wieder nicht vom Auge weg und klettert außerdem noch Richtung Canyonrand, wo ich lieber nicht hin will. So erlebe ich den Sonnenuntergang trotz romantischer Stimmung alleine und bin ein bisschen angefressen. Männer!
Das Restaurant, in dem wir anschließend zu Abend essen wollen, ist voll. Daher gehen wir in den nebenan liegenden Supermarkt und kaufen dort ein. Labberbrötchen, Salami, Müsliriegel, Chips und Dosenbier. Außerdem kaufe ich für morgen eine coole Grand-Canyon-Kappe, denn wir wollen ja perfekt ausgerüstet sein.
Leider kann ich die Salami nicht essen – so riecht einfach zuuuu eklig. Deshalb gibt’s für mich zum Abendessen eine Packung Pringles. Geht auch mal. Danach reicht es nur noch für ein paar Seiten in meinem Buch bevor ich einschlafe.
Nach dieser saukalten Nacht bin ich froh, endlich aufstehen zu können. Die Dusche ist furchtbar – ein dunkles Loch – aber immerhin warm.
Zum frühstücken gehen wir ins Café, wo es mein erstes amerikanisches Frühstück mit 2 Rühreiern, Bacon, Bratkartoffeln und zwei Scheiben süßer Toast mit Zimtgeschmack. Dazu eine Riesentasse Kaffee und dann kann der Tag kommen.
Kurz nach 29 Palms, bis wohin der Verkehr noch relativ dicht ist, beginnt die absolute Wüste. Am Ortsausgang steht noch ein Schild „Next Services 100 miles“ und dann geht es los. Die Straße ist genauso wie ich sie mir vorgestellt hatte. Schnurgerade über viele Kilometer und einsam. Minutenlang fährt man ohne dass man ein anderes Auto sieht. Nur von Zeit zu Zeit kommt ein Wagen von hinten, kommt langsam näher und zieht an einem vorbei. Meistens sind das die typischen Wagen dieser Gegend: riesige Gelände-Pickups. Was man auch von Zeit zu Zeit sieht, sind diese riesigen Wohnmobile in Busgröße mit dem SUV als Anhänger. Das finde ich wirklich den Hammer und hoffe, dass wir davon einmal ein Foto machen können.
Nach 100 Meilen kommen wir nach Desert Center, einer Ansammlung von ein paar Häusern (Market, Café und Tankstelle), wo wir bei einem coolen Tankwart unseren Tank füllen (man weiß ja: die Wüste….) und ein paar Fotos machen.
Danach geht es auf die Autobahn, wo dann natürlich alle paar Kilometer Tankstellen kommen, die aber natürlich alle nicht so cool sind.
Nach recht ereignisloser Fahrt erreichen wir Wickenburg. Die hilfsbereite Dame in der Tourist Information erklärt uns welche Attraktionen das Örtchen aufzuweisen hat und wir gehen ins Wildwestmuseum. Ralf ist in seinem Element und bekommt glänzende Augen. Die Ausstellung ist aber tatsächlich sehr liebevoll gemacht.
Unser Motel, das Best Western, ist dann wieder eine angenehme Überraschung. An der Rezeption treffen wir eine Deutsche, die vor 50 Jahren einen Amerikaner geheiratet hat und in die Staaten gezogen ist. Sie erzählt uns ihre Lebensgeschichte und es ist ganz schön, wieder einmal eine deutsche Unterhaltung zu führen. Auch die Zimmer, mit eigener Terrasse, sind schön.
Nachdem wir uns eingerichtet und kurz ausgeruht haben, machen wir uns auf den Weg ins Städtchen. Es ist einfach nett hergerichtet, so richtig wildwest-like. Wir kaufen auch die ersten Souvenirs, die Kinder bekommen einen Tequila-Lutscher mit eingeschlossenem echtem Wurm. Der wird ihnen bestimmt gefallen. Gegessen haben wir heute das erste Mal typisch amerikanisch Steaks in einem im Wildwestdekor gestylten Lokal. Sehr schön. Man merkt wirklich, wie stolz die Stadt auf ihre Wildwestvergangenheit ist.
Nach einer wunderbaren Nacht in unserer Suite genießen wir noch das im Preis inbegriffene Frühstück im Holiday Inn und machen uns dann wieder auf den Weg.
Die Tante führt uns brav wieder auf die 101 Richtung Los Angeles. Mir fällt wieder einmal auf, dass ich auf der Autobahn, nein, falsch, dem Freeway, mit seiner Geschwindigkeitsbegrenzung von 65 Meilen ständig überholt werde, obwohl ich mittels Cruise Control exakt meine 65 Meilen halte.
Allerdings wird bei weitem nicht so aggressiv gefahren wie in Deutschland. Was mir auch noch schwer fällt, ist, nicht immer rechts zu fahren. Das ist nämlich gerade an Einfahrten ziemlich blöd, weil die Einfahrenden erbarmungslos auf die Spur ziehen. Sie gehen ganz offensichtlich davon aus, dass man schon so rücksichtsvoll sein wird und auf die Bremse steigt. Hmpf, tut man dann ja auch, aber es ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Von daher, und weil manchmal die rechte Spur einfach von der Autobahn runter führt, ist man weiter links besser bedient. Aber es fällt mir trotzdem schwer. Schließlich haben wir Deutschen das Rechtsfahren ja sozusagen schon mit der Muttermilch eingesogen.
Nach ungefähr einer Stunde Fahrt wird der Verkehr merklich dichter. Los Angeles kündigt sich an. Da wir aber Gott sei dank Sonntag haben, gibt es keine Staus und wir fahren dank der Tante ohne Probleme am Nordrand der Stadt vorbei. Da der Verkehr doch recht dicht war, konnte ich leider kaum einen Blick auf die vorbeiziehenden Gebäude erhaschen, aber zumindest die Ausfahrtschilder „Hollywood Next 9 Exits“ habe ich erkannt. Wir waren also tatsächlich dort!
Was ich dort zum ersten Mal gesehen habe, sind Fahrspuren auf der Autobahn extra für Busse und „Carpools“. Carpools sind, wie Ralf mir erklärte, Autos, die mit mindestens 2 Personen besetzt sind. Stellenweise wurde der Begriff „Carpool“ auch noch enger ausgelegt, so dass während der Rushhours nur Autos mit mindestens 3 Personen diese Sonderspuren benutzen dürfen. Für diese gelten also auch besondere Vergünstigungen. Eine gute Idee, wie ich finde.
Kurz nach der Stadtgrenze von Los Angeles wird die Landschaft merklich karger. Die Wüste greift wirklich nach der Stadt oder sollte man sagen, die Stadt greift nach der Wüste? Jedenfalls kann man sich sehr gut vorstellen, dass die Außenbezirke immer wieder durch Waldbrände bedroht werden.
Irgendwann beschließe ich, dass wir mal wieder tanken sollten, denn wir haben ja im Internet gelernt, dass die Tankstellen in der Wüste nicht allzu dicht gesät sind. Das funktioniert jetzt, beim zweiten Mal, ganz gut. Ralf hat die Sache voll im Griff. Nachdem wir einige Male hin und her gefahren sind, gelingt es uns auch wieder, auf die Autobahn Richtung Osten zu kommen (die Tante versucht uns aus unerfindlichen Gründen immer in die falsche Richtung zu schicken) und bald darauf geht es runter von der Autobahn auf den Highway.
Hier bekommen wir einen ersten Eindruck von der Wüste, obwohl der Verkehr immer noch relativ dicht ist und sich auch alle paar Meilen noch eine Ansiedlung am Highway befindet. Aber diese Ansiedlungen sehen zum großen Teil schon so aus, wie man sie in Filmen sieht (abgesehen von den Schildern der Fastfoodketten und der Motels): kleine staubige Häuschen in einem staubigen Garten, in dem allerlei Gerümpel rumsteht.
Wir erreichen Joshua Tree, in dem wir heute übernachten wollen. Allerdings wollen wir vor dem Einchecken, für das es ja eh noch zu früh ist, in den Nationalpark und vorher noch eine Kleinigkeit essen. Joshua Tree ist ziemlich klein und ruckzuck sind wir durchgefahren. Daher beschließen wir, nach 29 Palms weiter zu fahren und dort nach etwas Essbarem Ausschau zu halten. Schließlich wollen wir in der Wüste ja nicht verhungern.
Wir kehren dann bei Taco Bell`s ein und speisen mexikanisches Fastfood. War ganz lecker.
Danach machen wir uns auf die Suche nach dem Eingang zum Nationalpark. Irgendwie ist das alles nicht zu toll beschildert und die Tante kennt sich auch nicht aus. Aber wir bleiben erfolgreich und finden das Visitor`s Center, in dem wir bei einer netten Rangerin den Nationalpark-Pass erstehen. Mit diesem Pass für 80 $ können wir jetzt ein ganzes Jahr lang alle amerikanischen Nationalparks besuchen. Toll, nicht wahr? Allerdings lohnt er sich schon ab dem 3. Park sagt Ralf.
Nachdem wir dann nach ein bisschen rumfahren den Eingang gefunden hatten, machen wir uns den 30 Meilen langen Weg durch den Park. Die Landschaft und die Vegetation sind unbeschreiblich, obwohl es anfangs noch keine Joshua Trees gibt. Ralf fotografiert, was die Kamera hergibt.
Von Zeit zu Zeit gehen Abzweigungen von der Straße ab, die zu besonderen Attraktionen führen. Beim ersten Mal bin ich erschrocken, da der Weg nicht befestigt ist. Aber es ist kein größeres Problem sie zu befahren und wir erreichen den Split Rock, einen riesigen, gespaltenen Felsen (wie der Name schon sagt).
Bei der nächsten Abzweigung wagen wir am Ende der Straße unsere erste Wüstenwanderung. Der Trail ist laut Beschreibung 1,1 Meilen lang und gut erkennbar. Leider ist der Trail kein Rundkurs, so dass wir irgendwann umkehren und ihn zurückgehen. Irgendwie ist das Wandern in der Wüste unheimlich, denn anders als wir es sonst gewohnt sind, gibt es nun einmal keinerlei Anzeichen von menschlicher Zivilisation zu sehen. So weit das Auge reicht nur Landschaft. Kein Haus, keine Hütte, keine Straße sind zu sehen, kein Geräusch ist zu hören, du hast nur den kleinen, sandigen oder felsigen oder steinigen Weg vor dir und irgendwie kein Ziel vor Augen. Es begegnen Dir auch keine anderen Wanderer. Prompt überfällt mich ein mulmiges Gefühl und ich befürchte, obwohl es definitiv keine Abzweigung gab, dass wir uns verlaufen haben könnten.
Natürlich haben wir das nicht und irgendwann sind wir am Parkplatz zurück. Puh, das erste Abenteuer ist überstanden.
Nachdem wir fürs erste genug haben, fahren wir Richtung Motel. Das Safari Motel hatte bei Trip Advisor ganz gute Bewertungen, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Die Zimmer sind alt, verwohnt und siffig. Das Bad ist eine Katastrophe, völlig verkalkt und irgendwie eklig. Die Möbel, die irgendwann mal weiß waren, sind dreckig. Immerhin sind die Betten offensichtlich frisch bezogen und die Handtücher sind auch sauber. Für eine Nacht reicht es dann auch aus.
Zum Essen gehen wir ins Beatnick Café, das im Stefan Loose Travel Handbuch beschrieben und empfohlen ist. Ralf fühlt sich gleich wohl, weil er an seine Jugendzeit erinnert ist. Eigentlich sieht es aus wie der örtliche Jugendtreff. Bunt angemalt, Farbkleckse auf dem Fußboden. Ein paar alte Sofas und Sessel stehen rum und auch ein paar hohe Tische mit Stühlen. Jugendliche sitzen da und erzählen, andere klimpern auf der Gitarre rum und singen. Alles sehr alternativ.
Auf der Karte steht nicht allzu viel und fast nur Dinge, die ich nicht mag. Ralf und ich bestellen Spaghetti mit Chili. Leider ist der Steamer kaputt, wie die Bedienung uns erklärt und es dauere sehr lange, bis das Essen fertig sei. Ob wir denn lieber was anderes möchten? Nein, wollen wir nicht, wir haben Zeit. Insgeheim freue ich mich, denn dann müssen die Spaghetti ja frisch gekocht werden. Zwischenzeitlich kommt der Salat mit einem eklig sauren Dressing, aber man isst ihn, weil man ja ein paar Vitamine braucht. Das Chili wird in der Mikrowelle aufgewärmt und irgendwann kommen unsere Teller. Die Nudeln sind kalt! Offensichtlich sehr gut abgeschreckt. Das Essen ist ziemlich scheußlich, aber dafür berechnet mir die Bedienung auch irgendwie viel zu wenig. Die Rechnung beträgt 11,31 $ und mehr war das Essen auch nicht wert.
Zurück im Motel surfen wir noch im Internet, buchen eine Unterkunft für den Grand Canyon und sichern die Fotos. Dann versuche ich zu schlafen, aber es ist wieder einmal saukalt im Zimmer. Die dünnen Decken schaffen es nicht, mich warm zu bekommen und so schlüpfe ich wieder einmal in meinen mitgebrachten dünnen Schlafsack. Trotzdem schlafe ich nicht besonders gut, weil meine Füße die ganze Nacht nicht warm werden wollen.