Archiv der Kategorie: 2009 – Große Städte und Große Seen

Eine Rundreise von Philadelphia aus rund um die großen Seen bis Chicaco

Tag 6: Von Cleveland nach Tawas

Eigentlich dachten wir, dass dieser Tag absolut ereignislos sein wird, da wir eine extrem lange Fahrtstrecke von Cleveland nach Tawas am Lake Huron fahren wollten. 542 km, für die wir laut Google Maps fünfeinhalb Stunden brauchen werden. Das hörte sich nicht nach viel Spaß an, der heutige Bericht hätte ganz schön kurz ausfallen können. Hätte … 🙂

Das Frühstück im Best Western Cleveland hält eine Überraschung bereit. Frisch gebackene Waffeln im Self Service. Nach kurzem Studium der Bedienungsanleitung wagen wir den ersten Versuch und siehe da: es funktioniert! Die Waffeln, die mit Butter und Ahornsirup gegessen werden, schmecken richtig gut und füllen den Magen enorm. So gestärkt machen wir uns gegen 8.30 Uhr auf den Weg.

Wir lassen uns von der Navi-Tante das erste Stück am Eriesee entlang führen. Das Wetter ist wieder phantastisch und der See liegt wunderschön in der Morgensonne da. Entlang der Straße sind wieder diese hübschen amerikanischen Häuser gebaut und man sieht sogar ziemlich viele Fußgänger. Walker! Auf diese Idee kommen wir erst, als wir an einem Parkplatz am See anhalten und dort sehen, dass dort ein Rundkurs für Walker über ½ Meile ausgewiesen ist. Vielleicht sollte irgendwer den Walkern aber mal erklären, dass Sport erst dort anfängt, wo man den Körper auch richtig fordert. Dieses relaxte Spaziergangtempo wirkt zumindest auf mich nicht anstrengend.

Dafür ist aber der Ausblick auf den See wunderschön. Wellen schlagen an den Sandstrand, die Sonne scheint, ein ganz leichter Wind geht. Hach, Urlaub!

Kleiner Zwischenstopp am Erie-See
Kleiner Zwischenstopp am Erie-See

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Zwei Stunden lang fahren wir diese schöne Straße entlang. Siedlungen mit Sims-Häusern in großen Gärten wechseln sich ab mit Elektrizitätswerken und Gewerbeparks. Danach, völlig ohne Übergang wieder Siedlung. Es ist – ich wiederhole mich – wie bei den Sims und Sim-City. (Und ich habe mich immer gewundert, wie unrealistisch es bei Sim City ist, dass die E-Werke und Industriegelände direkt neben Wohnsiedlungen liegen – es ist tatsächlich Realität!) Was allerdings sehr auffällig ist, sind die vielen „For Sale“-Schilder an den Häusern. Ich mag mich täuschen, aber in dieser Gegend waren bestimmt 10% aller Häuser zu verkaufen. Traurig. Vor vielen anderen Häusern stehen schicke Autos und Motorräder „For Sale“ und vor anderen stehen Haushaltsgegenstände oder Ständer mit Kleidung zum Verkauf. Zusammen mit den vielen leer stehenden Gewerbegebäuden lässt das schon nicht so schöne Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Lage dieser Region zu.

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Irgendwann verlässt die Straße das Seeufer und wir fahren daher auf die Autobahn um zügig voranzukommen. Wir machen eine kurze Pause an einer Food Plaza (Die Bezeichnung für die Rastplätze auf dem Turnpike) und essen eine Kleinigkeit, dann geht es gleich weiter. Die Landschaft ist recht eintönig und sowohl Ralf als auch ich werden müde. Vor Langeweile fangen wir sogar an, die irgendwann als Snack gekauften Nüsse zu essen….

Dann stehen am Straßenrand große Schilder mit Werbung für „World`s largest Christmas Store“ in Frankenmuth. Den Namen dieses Örtchens, wo eingewanderte Bayern aus Franken ihre Kultur amerikanisch vermarkten, kenne ich aus diversen Reiseführern und wir entschließen uns spontan, diesen kleinen Umweg in unsere Route einzubauen.

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Der Laden ist einfach gigantisch. Ein Riesenkomplex mit Riesenparkplätzen, alles amerikanisch weihnachtlich hergerichtet – und an 361 Tagen im Jahr geöffnet. Heute ist allerdings nicht wirklich viel Betrieb im Laden und so können wir in aller Ruhe bummeln, schauen, staunen und natürlich einkaufen. Ja, in Amerika ist alles viel größer, aber dieser Laden sprengt alle mir bekannten Dimensionen an Größe, Auswahl und Kitsch. Lichter, Musik, Kugeln, Schmuck, es gibt nichts, was es nicht gibt. Zu jedem Thema ist ein eigener Bereich eingerichtet. So gibt es kompletten Weihnachtsbaumschmuck zu allen möglichen Sportarten oder Kugeln der verschiedensten Themenbereiche. Seien es Footballmannschaften, Firmen aber auch die Armee sind Kugeln gewidmet. Eine riesige Auswahl an Hummel-Figuren ist vorrätig und natürlich gibt es Beleuchtung und Weihnachtsbäume in allen möglichen Größen und Farben. Und so schöne Bäume waren das! Wir haben ja seit Jahren einen Plastikbaum, aber gegen diese Prachtexemplare ist dieser absoluter Müll. Gott sei Dank sind wir gepäckmäßig extrem eingeschränkt, sonst hätte ich einen wunderschönen Baum für 279 Dollar gekauft. So ist es nur ein bisschen Baumschmuck aus der Kategorie „Candies“ geworden, der uns an unseren Urlaub erinnern wird.

Das ist jetzt die Sektion 6 in dieser riesigen Halle
Das ist jetzt die Sektion 6 in dieser riesigen Halle
Weihnachtskugeln ohne Ende
Weihnachtskugeln ohne Ende
Jutta im Glück
Jutta im Glück
Eine Weihnachtspalme - so etwas gibt es bei uns nicht
Eine Weihnachtspalme – so etwas gibt es bei uns nicht

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An der Kasse werden wir wieder einmal als Ausländer identifiziert (warum bloß?) und die ältere Dame überrascht uns mit einigen deutschen Worten. Alle sind wieder sehr freundlich und gut gelaunt.

Downtown Frankenmuth durchqueren wir nur mit dem Auto, weil es uns nicht lohnend erscheint und die Zeit drängt. Schließlich haben wir eineinhalb Stunden im Weihnachtsparadies verbracht.

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Leaving Frankenmuth
Leaving Frankenmuth

Die restliche Fahrt verläuft wieder unspektakulär und zieht sich gegen Ende doch sehr in die Länge. Meine Aufmerksamkeit lässt nach und Ralf muss mich mehrere Male auf Tempolimits aufmerksam machen. Ich hatte die Schilder einfach nicht mehr wahrgenommen.

So sind wir auch froh, gegen 18.30 Uhr endlich im Days Inn in Tawas anzukommen. Das Zimmer ist schön mit einem riesigen Kingsize-Bett. Wir richten uns im Zimmer ein, entspannen kurz und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant.

On the Beach of Tawas
On the Beach of Tawas

IMG_1668 IMG_1669Tatsächlich werden wir fündig mit einem von außen etwas schäbig wirkenden Lokal „Crystal Bay“, in dem wir das bisher besten Essen auf unserer Reise essen. Der nette Kellner empfiehlt uns die Spezialitäten des Hauses, frischen Fisch aus dem See, gebraten in gesundem Öl (ja, natürlich war das Essen fett – wir sind schließlich in Amerika!). Dazu gab es frisch gemachten Kartoffelbrei und einen frischen Salat mit hausgemachtem Dressing. Es war richtig gut. Zum Nachtisch genehmigten wir uns noch Kuchen, der ausgezeichnet war. Der Kuchen war von der Mutter des Kellners bzw. des Besitzers gebacken und wir waren voll des Lobes dafür. Shawn, wie unser Gastgeber hieß, freute sich total und zeigte uns noch eine Flasche vorzüglichen Weines aus Germany. Natürlich war es ein Riesling von der Mosel und Shawn ist begeistert als er hörte, dass ich von der Mosel stamme. Wir machen noch ein paar Fotos und Shawn schießt noch ein Foto von Ralf und mir, wofür er extra noch ein LED-Teelicht auf den Tisch stellt und die Beleuchtung runter dimmt Ein rundum gelungener Abend.

Chrystal Bay in Tawas
Chrystal Bay in Tawas
Jutta und Ralf glücklich beim Nachtisch
Jutta und Ralf glücklich beim Nachtisch

So, und das war mein kurzer Bericht von einem ereignislosen reinen Fahrttag.

Anmerkung von Ralf:

Und wieder einmal ist Juttas Bericht nicht mehr viel (außer ein paar der hunderten Bilder und der Route des Tages) nicht mehr hinzuzufügen.

Eine kleine Anmerkung noch für diejenigen, die diese Tour auch einmal machen wollen: Von Cleveland aus, sollte man auf jeden Fall nicht gleich die I80 nehmen sondern ein Stück die OH6 am Ufer entlang fahren. Es lohnt sich auf jeden Fall. Die Strecke nach Norden ist dann, wenn man wie wir keinen Stopp in Detroit machen will (Irgendwann hat man erst einmal genug Großstädte besucht 🙂 ), eine ziemliche Tortur. Deswegen lohnt sich auf jeden Fall ein Zwischenstopp in Frankenmuth um mal Luft zu holen.

Tawas war eigentlich eine Verlegenheitslösung, weil über 500 km an einem Tag im gemütlichen Highway-Tempo schon an der Grenze des machbaren ist. Aber ganz ehrlich: Es ist ein netter Geheimtipp (zumindest für uns Deutschen). Tawas ist ein netter kleiner Urlaubsort und wer in Tawas ist und nicht das Chrystal Bay besucht um sich dort mit dem (meiner Meinung nach 🙂 ) besten Essen des mittleren Westens verwöhnen zu lassen (und das zu sehr zivilen Preisen!), ist selbst schuld. Ich habe noch nie in meinem Leben einen derart leckeren Fisch gegessen. Und die hausgemachten mashed potatoes sind ein Traum und nicht mit dem zu vergleichen, was man sonst in den Staaten serviert bekommt.


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Tag 5: Cleveland

Der Morgen beginnt mit einem kontinentalen Frühstück im Best Western. Besonders ist in diesem Hotel, dass es nur große runde Tische gibt, so dass man mit Fremden zusammen sitzt und isst. Sehr seltsam für die USA, wo doch so viel Wert auf Abstand und Privatsphäre gelegt wird. Es ist wirklich unglaublich, wie viele „Excuse me“ man am Tag hört. Sobald man auch nur ansatzweise jemandem in die Quere kommt, macht dieser eine Vollbremsung und entschuldigt sich für sein Versehen. Eigentlich bilde ich mir ein, kein unhöflicher Mensch zu sein, aber hier in den Staaten beschleicht mich langsam das Gefühl, der Nummer-1-Egoist zu sein.

Nach dem Auschecken machen wir uns auf den Weg nach Cleveland. Das Navigationsgerät verwirrt uns mal wieder mit seinen Ansagen und so bin ich ruckzuck falsch gefahren. Gott sei Dank rechnet das Navi aber blitzschnell die Alternative aus und so bin ich auch genauso schnell wieder auf dem richtigen Weg – wenn auch im Stau.

Heute führt uns der Weg hauptsächlich über Autobahnen, da wir möglichst früh in Cleveland ankommen wollen, um uns die Rock`n`Roll Hall of Fame anzuschauen. Heute ist die Straße, die wieder eine Turnpike ist, nicht so stark befahren wie gestern. Ganz entspannt gleiten wir dahin durch eine Landschaft, die manchmal richtig klischeehaft schön ist mit kleinen Farmen mit weißen Zäunen, hinter denen eine Herde Pferde steht oder kleine Seen mit lauschigen Bootsstegen. Spontan kommt mir der Gedanke, dass das doch nicht echt sein kann, sondern nur für die Touristen da hingebaut worden ist.

Außerdem fällt mal wieder auf, dass es hier wirklich aussieht wie bei den Sims (dem Computerspiel). Diese kleinen Häuser mir ihren Wandverkleidungen, die Anlage der Gärten – man merkt wirklich, dass das Spiel auf den US-amerikanischen Geschmack ausgerichtet ist. Jetzt verstehe ich auch, dass meine Sims manchmal so gar nicht begeistert sind, wenn ich ihnen ein nach meinem Geschmack wunderschönes Haus hingestellt habe. Es ist dann ganz einfach zu Deutsch.

Bilderbuchlandschaft in Ohio
Bilderbuchlandschaft in Ohio

Kurz vor Cleveland machen wir am Welcome-Center des Staates Ohio halt, versorgen uns mit Informationen und trinken bei Starbucks einen Kaffee. Ich probiere den „Flavour you love“, der jetzt endlich wieder „back“ ist, einen Pumpkin-spiced Latte. Das muss man doch einfach, wenn man in dieser Zeit in den USA ist, oder? Er schmeckt übrigens gar nicht mal so schlecht, auch wenn er schrecklich süß ist.

An der Mautstation staunen wir dann nicht schlecht, als es ans Bezahlen geht. Gestern hatten wir ja nicht mitbekommen, wie viel wir für die Fahrt über den Turnpike zahlen mussten, da der Preis elektronisch beglichen wurde, aber heute war der Preis in bar zu zahlen. Wir zahlten für ungefähr 160 km Fahrt auf der gut ausgebauten, baustellenfreien Autobahn 2,25 Dollar! Da hat die Gebühr doch wirklich eher nur symbolischen Charakter finde ich, freue mich natürlich aber darüber.

Dann fahren wir in die Stadt hinein und sehen zum ersten Mal den Erie-See. Er ist wirklich imposant, wie ein Meer. Ein großes Frachtschiff ist am Horizont zu sehen und ein Leuchttum steht am Ufer. Es ist ziemlich windig und so ist das Wasser sehr unruhig.

Das ist kein Meer - das ist einer der 5 großen Seen Nordamerikas: Der Eriesee
Das ist kein Meer – das ist einer der 5 großen Seen Nordamerikas: Der Eriesee

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Nach einigem Rätseln ob der Ansagen unserer ollen Navi-Tante, einigem falschen Abbiegen wegen Fehlinterpretationen und schließlich einem gewagten Fahrmanöver quer über 4 Fahrspuren haben wir endlich einen Parkplatz gefunden, der zudem noch richtig billig ist. 3 Dollar für den ganzen Tag finde ich sehr günstig. Dass der Parkplatz gar nicht weit weg von der Rock`n`Roll Hall of Fame ist, ist allerdings ehrlich gesagt Zufall. Ich hatte einfach keine Lust mehr, durch diese Stadt zu fahren.

Wir machen einen ersten Spaziergang am See, Ralf macht die ersten Fotos und ich freue mich über das gigantische Panorama bei herrlichstem Sonnenschein. Dann gehen wir ins Museum. Nein, falsch, zuerst gehen wir noch mal zum Auto zurück, denn Ralf befürchtet die übliche Sicherheitskontrolle am Eingang, nachdem ihm eingefallen ist, dass er natürlich sein Taschenmesser in der Hosentasche hat. Außerdem ist Fotografieren im Museum verboten und so packen wir die Kamera gleich ins Auto.

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Viele gelbe Blätter :-)
Viele gelbe Blätter 🙂
Jutta und das Rock'n Roll Museum of Fame
Jutta und das Rock’n Roll Museum of Fame

Das Museum selbst ist unbeschreiblich. Die Ausstellung umfasst 6 Stockwerke in einem architektonisch sehr interessanten Gebäude direkt am See und ist fantastisch mit sehr, sehr vielen Erinnerungsstücken an viele Stars aus der Geschichte des Rock`n`Roll. Daneben gibt es Filme und Videopräsentationen und natürlich viel Musik. Einfach klasse, und nach über 3 Stunden Aufenthalt zwingen wir uns dazu, wieder Richtung Ausgang zu gehen, da uns der Hunger plagt und wir zum Hotel fahren wollen. Vorher besuchen wir natürlich noch den Museumsshop und kaufen einiges an Erinnerungsstücken, Postern und CDs ein.

Skyline von Cleveland
Skyline von Cleveland
Das Cleveland Stadium
Das Cleveland Stadium

Die Fahrt zum Hotel ist mal wieder aufregend. Ja, es ist nicht ganz einfach, sich in amerikanischen Großstädten zurecht zu finden. Besonders verzwickt wird die Angelegenheit dadurch, dass man auf Autobahnen oft auch links abbiegt und natürlich durch die schlechten Ansagen der Navitante. Zu guter Letzt sehe ich natürlich wieder einmal nicht das Hotelgebäude, das Ralf schon längst erspäht habe und fahre fast daran vorbei.

Das Einchecken ist schnell erledigt. Paul, der Mitarbeiter am Empfang erzählt und noch, dass sein Sohn seit ein paar Wochen in Frankfurt die International School of Business besucht, dort erstaunt darüber ist, wie viele Deutsche gutes Englisch sprechen und sehr den Wein genießt.

Nachdem wir unser Zimmer gefunden haben, machen wir uns auf den Weg zum Essen. Gleich gegenüber unserem Hotel liegt ein Bob Evans Restaurant, in dem wir wieder ziemlich lecker unseren Riesenhunger stillen.

Blick aus dem Motelzimmer
Blick aus dem Motelzimmer

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Jetzt müssen wir noch den morgigen Tag planen, da wir weder wissen, was genau wir unternehmen wollen, noch, wo wir übernachten werden. Es wird spannend werden, aber die Wettervorhersage sagt uns wieder schönes Wetter voraus.

Unsere heutige Route:


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Tag 4: Pittsburgh

Der Abschied von Gettysburg und seinem Motel 6 fiel heute Morgen nicht schwer, obwohl die Nacht doch recht ruhig war. Gegen 6 Uhr musste der Zimmernachbar dann aber niesen und weckte damit das ganze Stockwerk auf – zumindest aber uns. Da kein Frühstück im Zimmerpreis eingeschlossen war, sind wir dann erst einmal zum Frühstücken ins Restaurant gefahren. Unser erstes echt amerikanisches Frühstück also mit gebratenen Eiern, Schinken, Bratkartoffeln und Toast bzw. Pancakes. Dazu echten gebrühten Kaffee – ein richtig guter Start in den Tag.

Das Wetter war klar und kühl, das Auto wieder rundum beschlagen. Wir hatten sogar den Eindruck, es könnte leicht angefroren sein..

Die Fahrt führte uns zuerst 100 km über freies Land. In einem der vielen kleinen Orte auf dem Weg wagten wir unseren ersten Tankversuch, der aber (natürlich) bestens funktionierte. Das Gebirge, das die ganze Zeit irgendwo im Hintergrund zu sehen war, tauchte dann plötzlich vor uns auch und wir fuhren eine ganze Zeit lang durch ein Gebirge, das wir als Appalachen identifizierten. Die Straße war sehr gut ausgebaut, wenn auch lustig gewellt und gekippt, mit sehr langen, steilen Abfahrten. Ich hoffte immer, dass die Trucks, die sich teilweise einen Teufel um die Geschwindigkeitsbegrenzungen scherten, wussten, was sie ihre Bremsen zumuten konnten.

Wenn Elektriker sich austoben dürfen :-)
Wenn Elektriker sich austoben dürfen 🙂

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Auf dem Weg nach Pittsburgh
Auf dem Weg nach Pittsburgh

Die Straße war übrigens überzogen mit Straßenbauarbeiten. Hierbei wird kilometerlang die rechte Fahrspur mit Pylonen abgesperrt ohne dass ein einziger Bauarbeiter zu sehen ist. Irgendwo am Anfang oder am Ende dieser Absperrung sieht man dann endlich ein paar Arbeiter. Diese sind absolut cool. Der Verkehr, der ja sonst meiner Meinung nach extrem in der Geschwindigkeit gebremst wird (auf dieser Straße 65 Meilen pro Stunde), fließt in den Baustellen mit 55 Meilen weiter, auch wenn etwa ein Meter vom fließenden Verkehr die Arbeiter zugange sind. Die Autos werden keines Blickes gewürdigt. Ich will nicht wissen, wie da die Unfallzahlen aussehen.

IMG_1568Genauso wenig will ich Unfallzahlen von LKWs, deren Bremsen in den immer noch langen Abfahrten auf dieser Autobahn versagen, wissen. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass ich die einzige Blöde bin, die sich an vorgegebene Geschwindigkeitsbegrenzungen hält. Ich werde laufend überholt.

Von Pittsburgh wissen wir nicht allzu viel. Dort angekommen finde ich einen Parkplatz in einem Parkhaus ganz nah am Fluss. Wir bummeln durch den Komplex der staion square, der ein stillgelegtes Bahnwerk ist und kaufen uns unser erstes Eis in den USA. Ich begnüge mich mit einer Sorte, Strawberry-Cheesecake, die ich in einem Becher bestelle. Ralf kann sich nicht entscheiden und bestellt zwei Sorten in der Waffel. Der Riesenberg Eis war wirklich kaum unfallfrei zu bewältigen, aber Ralf hat sich tatsächlich nur ein ganz kleines bisschen eingesaut. Aber lecker war das Eis auf jeden Fall.

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Weg zur Zahnradbahn
Weg zur Zahnradbahn
An die Eisportionen muss man sich erst einmal gewöhnen
An die Eisportionen muss man sich erst einmal gewöhnen

Danach fahren wir mit der Zahnradbahn auf den Mount Washington und genießen den großartigen Blick auf die Skyline von Pittsburgh. Entlang der Kante dieses Berges sind verschiedene Aussichtsplattformen gebaut, die wir alle besuchen. Dabei bewundern wir auch die Häuser, die dort stehen. Klar, ein paar hässliche Hochhäuser sind auch dabei, aber hauptsächlich handelt sich um kleine schnuckelige Einfamilienhäuser. Der Blick auf die Stadt ist wirklich einmalig schön, aber der Lärm der Stadt klingt schrecklich laut nach oben. Nein, dort wollte ich nicht wohnen und deshalb rufen wir auch nicht bei der Immobilienvermittlung an, die dort zwei Häuser als „Rarität“ und „Gelegenheit“ verkauft.

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Auf dem Mount Washington
Auf dem Mount Washington

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Übrigbleibsel vom G20 Pittsburgh Summit 2009
Übrigbleibsel vom G20 Pittsburgh Summit 2009

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Wieder unten angekommen gehen wir zu Fuß über eine der vielen Brücken nach Downtown. Es ist gerade Feierabendzeit und die Straßen sind voll von Menschen, die nach der Arbeit nach Hause möchten. Es ist laut und hektisch, die Busse stinken und stoßen heiße Auspuffwolken aus. Das ist die Atmosphäre, die man sich für eine amerikanische Großstadt vorstellt. Wir streifen durch die Straßen, lassen diese Atmosphäre auf uns einwirken und Ralf fotografiert fleißig.

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Brücke nach Downtown
Brücke nach Downtown
Alt trifft neu
Alt trifft neu
Und sofort fühlten wir uns willkommen.  (Überreste vom G20 Pittsburgh Summit 2009)
Und sofort fühlten wir uns willkommen. (Überreste vom G20 Pittsburgh Summit 2009)

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Auf einmal wurde es laut in den Häuserschluchten
Auf einmal wurde es laut in den Häuserschluchten

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Als wir endlich bei dem auffälligsten Hochhaus (das der Firma PPG Industries), das von vielen Türmchen gekrönt ist, angekommen sind, macht Ralf wieder die obligatorischen Fotos. Ich witzele noch über den Securitymann in Uniform, der ein paar Meter weit weg steht und herschaut. Wir überqueren den Platz zwischen den Hochhäusern des Komplexes und als wir schon wieder auf der Straße sind steht plötzlich der Securitymensch hinter uns. Wir mögen doch bitte für die Zukunft das Fotografieren des Gebäudes unterlassen… *schluck* So weit geht die Terrorangst, dass man als harmloser Tourist nicht ein paar harmlose Fotos eines stinknormalen Hochhauses machen darf? Ähm ja, geht’s noch?

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Auch wenn die Bitte freundlich vorgetragen wurde und wir die Fotos noch nicht einmal löschen mussten (der Typ hat seinen Job also eindeutig schlecht gemacht – was sollte das dann?) ist mir die Stimmung verdorben.

Also machen wir uns auf den Rückweg und bahnen uns den Weg durch den Berufsverkehr zu unserem Motel – heute wieder ein Best Western. Dort angekommen ist alles wieder gut. Der Empfang ist freundlich, das Zimmer groß und schön und im Zimmerpreis sind drei freie Getränke an der Bar zwischen 5 und 7 Uhr eingeschlossen. Wir bringen unser Gepäck ins Zimmer und bestellen uns erst einmal ein Bier, nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, nicht mehr mit dem Auto loszufahren.

Leider hat das chinesische Restaurant in der Nachbarschaft geschlossen, genauso wie die meisten Geschäfte in der Mall ein paar hundert Meter weiter. Wir kaufen im Kmart ein paar Sachen ein und essen in dem angeschlossenen Fast-Food-Lokal eine amerikanische Pizza für 5 Dollar, die überraschend lecker war. Naja, zusammen mit einem Getränk für jeden haben wir ungefähr 8,50 Dollar bezahlt, so dass der zusammen mit dem kostenlosen Bier und dem inkludierten Frühstück morgen früh der höhere Zimmerpreis fast schon wieder reingeholt ist. 😉

Leider war es bei unserer Rückkehr schon später als 7 Uhr, so dass die letzten beiden Freigetränke verfallen sind. 🙁 Aber wir werden es überleben.

Anmerkung von Ralf:

Ich kann es ja nicht lassen mit meinen Anmerkungen – und das, wo ich doch Jutta immer wieder drängele doch noch das Tagebuch zu schreiben, bevor uns die Augen zu fallen. Die Zeitumstellung macht einen doch noch zu schaffen. Wir haben jetzt 23:00 – das heißt in Deutschland ist jetzt 5:00 morgens. Ich bin eh erstaunt, dass wir tagsüber munter sind und nachts vernünftig schlafen können.

Etwas Wichtiges fehlt noch in dem Bericht: Ich habe in den höheren Gebirgslagen endlich die ersten bunten Bäume gesehen. Auch wenn der Wetterbericht ab Ende der Woche für unsere Reiseziele kälteres Wetter (teilweise mit Schauern) ankündigt, so versöhnt mich die Aussicht dann endlich den berühmten “Indian Summer” zu sehen damit, dass wir die Pullover und das Regenzeugs whl doch nicht umsonst eingepackt haben. Gut, dass ich so viele Speicherkarten für die Kamera mitgenommen habe.

Mein Eindruck von Pittsburgh: Es ist eine gemütliche Großstadt ohne viel Hektik und ich vermute mal für den Security-Menschen war ich das aufregendste, was er in seinem unterbezahlten Job die letzten Jahre erlebt hat: Ein bärtiger Ausländer mit Rucksack, der das heilige Bürogebäude von allen Seiten fotografiert hat. Dass es mir dabei um die Spiegelungen in der Glasfront und weniger um große Firmengeheimnisse ging konnte er ja nicht ahnen. 🙂

Sehr positiv an Pittsburgh ist mir aufgefallen, dass die Menschen selbst für amerikanische Verhältnisse sehr aufgeschlossen sind. Fast jeder mit dem wir es zu tun hatte, war stolz auf seine Stadt und freute sich, dass man sich als Besucher für ihre Heimat interessiert (der Wachmann jetzt mal ausgenommen – der war nur freundlich 🙂 ) Der Stadt selbst merkt man an, dass sie ziemlich mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat. Ging es ihr ja schon vor dem großen Crash nicht wirklich gut. Und trotzdem wirkt zumindest die Innenstadt aufgeräumt und geschäftig. Klasse finde ich die Mischung zwischen alt und neu. Wenn Jutta nicht manchmal ein wenig genervt gewirkt hätte, wäre ich mit dem Fotografieren der vielen interessanten Ecken nie fertig geworden.

Achja – etwas ganz wichtiges habe ich mir für zukünftige USA-Besuche gemerkt: Hier ist wirklich alles größer. Selbst die Eiskugeln sind viermal so groß wie in Europa!

Unsere heutige Tour:


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Tag 3: Lancaster und Gettysburg

Motto des Tages: Schulbusse. Viele Schulbusse. Noch mehr gelbe Schulbusse.

Ich bin traumatisiert. Heute sind wir durch das Amish-Land über Lancaster nach Gettysburg gefahren und in der Zeit von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr bin ich von Schulbussen verfolgt worden. Unglaublich, wie viele Schulbusse unterwegs waren, aus allen Seitenstraßen kamen sie und brachten mich zum Schwitzen. Wie war das noch mal? Ja, in den USA genießen Schulbusse einen ganz besonderen Status. Wenn sie mit ihren großen Leuchten blinken, darf man nicht an ihnen vorbei fahren. Egal, ob sie einem entgegen kommen oder ob sie vor einem fahren. Zusammen mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen von 15 Meilen vor den Schulen war das ein ganz schöner Stessfaktor auf der heutigen Fahrt.

Juttas Albtraum: Die gelben Monster
Juttas Albtraum: Die gelben Monster

Heute Morgen haben wir uns von King of Prussia verabschiedet. Unser Weg sollte uns zuerst nach Lancaster führen, wo wir verschiedene Amish-Ansiedlungen besichtigen wollten. Die Fahrt über den Freeway wurde uns schnell zu langweilig und so verließen wir ihn und fuhren von da an nur noch über Land. Der Trick dabei war, unserer Navigationstante einfach zu befehlen „Autobahnen zu vermeiden“ – So braucht man zwar länger kommt aber dafür durch nette Landschaften und Orte, die man sonst nie sehen würde.

Erst einmal landeten wir dann gleich in einen riesigen Supermarkt, wo wir uns mit Wasser und Snacks eindeckten und natürlich schauten und staunten. Amerikanische Supermärkte sind für mich einfach immer ein Erlebnis. Ralf wird mal wieder angequatscht. Ein älterer Mann erzählt ihm ungefähr eine Viertelstunde lang seine Lebensgeschichte, wovon Ralf tatsächlich ungefähr 35 % verstanden hat. Gut, die Artikulation des alten Mannes war aufgrund eines schlecht sitzenden Gebisses etwas gestört, von daher sei Ralf die schlechte Quote verziehen. An der Kasse löste ich mit vielen Schwierigkeiten meinen letzten Traveller-Cheque, den ich noch vom letzen USA-Urlaub übrig hatte ein. Merke: Traveller-Cheques sind, auch wenn es alle USA-Ratgeber anders sehen, überflüssiger Schnickschnack, die in Zeiten von Plastikgeld kein Mensch mehr braucht!

Ein paar Häuser weiter sehe ich eine Hertz-Vertretung und fahre kurz entschlossen hin, da wir die Cruise Control unseres Luxusschlittens noch nicht dazu gebracht haben, auch tatsächlich die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Der Angestellte ist verzweifelt, weil er uns kein Ersatzfahrzeug geben kann. Aber dann stellt sich heraus, dass der Fehler doch hinter dem Lenkrad sitzt. Nachdem der Angestellte uns erklärt hat, wie die Cruise Control zu bedienen ist, funktioniert alles bestens. Sowohl wir als auch er sind glücklich.

Die Fahrt nach Lancaster ist sehr schön, auch wenn die Landschaft ziemlich europäisch aussieht. Dafür sind die Häuser wirklich wunderschön. Besonders gefallen mir die Veranden, auf denen tatsächlich – wie man es aus Filmen kennt – oft Schaukelstühle stehen. Spontan überlegen wir, an unser Haus auch eine Veranda zu bauen.

Typisches Warnschild rund um Lancaster
Typisches Warnschild rund um Lancaster
Und das ist der Grund dazu
Und das ist der Grund dazu
Und überall gibt es eine Veranda (Wenn wir mal viel Geld haben gönnen wir uns das auch!)
Und überall gibt es eine Veranda (Wenn wir mal viel Geld haben gönnen wir uns das auch!)

Schließlich kommen wir beim Amish-Village an, wo wir eine Führung durch das Anwesen buchen. Diese ist sehr interessant und wir erfahren viel über die Lebensweise dieser tief gläubigen Menschen, die ursprünglich aus Deutschland gekommen sind und auch heute noch ihr traditionelles Leben führen. Spannend ist zum Beispiel, dass die Kinder erst einmal Englisch lernen wenn sie in die Schule kommen. Zu Hause sprechen die Familien ihre eigene Sprache, die eine Art deutscher Dialekt ist. Anschaulich wurde dies im Schulhaus dargestellt. So gibt es zum Beispiel die Wörter Maedle, Boo, Dela (Teller), Leffly (Löffel) und ganz besonders gefällt mir das Wutz (Schwein).

Eine Amish Wohnstube. Alles ohne diesen neumodischen Strom (auch der Kühlschrank)
Eine Amish Wohnstube. Alles ohne diesen neumodischen Strom (auch der Kühlschrank)
Ein deutscher Tourist
Ein deutscher Tourist
Übersetzung "Deitsch" zu Englisch
Übersetzung “Deitsch” zu Englisch
Jutta macht sich gut als Lehrerin
Jutta macht sich gut als Lehrerin

Eigentlich wollten wir noch zum Visitor Center des Amish-Landes, haben es aber nicht gefunden. Deshalb machten wir uns auf den Weg nach Gettysburg. Der Weg dorthin war sehr schön, aber es fuhren viele Schulbusse…

In Gettysburg haben wir uns zuerst einmal im Motel 6 eingebucht. Das erste Mal in Amerika, dass wir 1. im Motel 6 sind und 2. ohne Reservierung ankamen. Aber es klappte recht gut. Ich habe mir erst einmal das Zimmer angeschaut. Das erste Zimmer hatte doch tatsächlich ein Fenster zum Hallenbad und war vollgestellt mit drei Betten. Nein, das hätte ich nicht genommen. Das zweite Zimmer, in dem wir heute auch übernachten, war ok und deshalb haben wir die Buchung gleich perfekt gemacht. 65,99 Dollar einschließlich Taxes kostet die Übernachtung. Ein sehr guter Preis für Gettysburg. Aber wie heißt es so schön: You get what you pay for. Wir sind jetzt seit ungefähr eineinhalb Stunden auf dem Zimmer und haben jetzt schon für morgen im Best Western Pittsburgh reserviert. Nein, Motel 6 gefällt uns nicht. Wir hören den Fernseher im Nebenzimmer, wenn nebenan die Zimmertür geschlossen wird wackelt hier die Wand und direkt vor unserem Zimmerfenster läuft die Bahnlinie entlang. Darauf habe ich Schlaumeier halt beim Zimmerangucken leider nicht geachtet. Mal sehen, wie die Nacht wird…

Nachdem wir das Zimmer gebucht hatten, sind wir los Richtung Visitor Center der Battlefields. Wir waren spät dran, aber zu einem Schwätzchen auf dem Parkplatz mit einem Mann, der als Regierungsbeamter in Rosenheim, genauer gesagt in Bad Aibling (also da, wo die große Abhöranlage steht) gearbeitet hatte. Im Besucherzentrum erhalten wir eine Karte, mit der Tour zur Besichtigung aller historischen Schlachtfelder. Ja, hm, die Landschaft war ja ganz schön, aber ansonsten bin ich leider zu wenig bewandert in amerikanischer Geschichte, um alles richtig würdigen zu können. Für Ralf war es interessanter, da er sich mit den Fakten auch auskennt, aber ich musste mich leider als Dummie outen und deshalb sind wir auch nicht die ganze Tour abgefahren.

In den Wäldern rund um die Gedenkstätte
In den Wäldern rund um die Gedenkstätte
Gettysburg Battlefield
Gettysburg Battlefield
Gedenktafeln für die Gefallenen beider Seiten
Gedenktafeln für die Gefallenen beider Seiten
Gettysburg Historisches Viertel
Gettysburg Historisches Viertel
Touristenbus für die "Ghost Tours"
Touristenbus für die “Ghost Tours”
Verandaschmuck in Gettysburg
Verandaschmuck in Gettysburg

Wir wollten uns noch die historische Altstadt von Gettysburg anschauen und noch etwas essen. Die Häuser der Altstadt waren natürlich wieder sehr malerisch, aber uns fehlte so ein bisschen die Muße dazu, da sich unsere Mägen doch sehr arg bemerkbar machten. Ein ansprechendes Lokal fanden wir auch in all dem Touristennepp nicht und so setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder Richtung Ortsausgang, wo sich die Fast-Food- und Familienlokale angesiedelt haben. Wir entschieden uns für ein Ruby Tuesday und aßen sehr leckere Chicken-Gerichte mit Salat. Auffällig war hier die wirklich kurze Frequenz für das Nachfragen, ob alles in Ordnung sei. Viermal während dem Verzehr des Hauptgerichtes empfand ich als etwas viel… Aber so ist es nun mal in den Staaten und sicher werden wir es zuhause wieder vermissen.

Draußen empfängt uns ein wunderschöner Abendhimmel. Es ist noch schön warm, aber das Auto beschlägt schon ein bisschen. Ach ja: Wir hatten heute wieder schönes, sonniges Wetter mit Temperaturen um die 26 Grad (Celsius), auch wenn der Himmel zwischendurch bewölkt war. Aber heute Abend war es wieder ganz klar. Ich hoffe, das bleibt die nächsten Tage auch weiter so.

Abendstimmung auf dem Parkplatz von Ruby Tuesday
Abendstimmung auf dem Parkplatz von Ruby Tuesday

Nachtrag von Ralf:

So sicher bin ich mir über die Geschichte von Gettysburg auch nicht. Hier fand eine der entscheidenden Schlachten des amerikanischen Bürgerkrieges statt. Warum der Bürgerkrieg für die USA so bedeutend sind – und das Gerücht widerlegt, dass auf amerikanischen Boden in der Geschichte der USA kein Krieg stattgefunden hat, habe ich durch einen tollen Beitrag bei der Webseite “USA erklärt” gelernt.

Unsere heutige Tour:


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2. Tag: Philadelphia

Ganz bis 22 Uhr haben wir (oder jedenfalls ich) es gestern nicht ganz geschafft, aber wir haben bestens geschlafen und das sogar mit nur kurzen Unterbrechungen bis 6.30 Uhr. Das im Übernachtungspreis eingeschlossene Frühstück war gut und die Unterhaltung im Frühstücksraum auch. Als Ralf beim Müsli holen eine mittlere „Überschwemmung“ fabrizierte, weil der Spender eine Riesenmenge auf einmal ausspuckte, und er sich dafür entschuldigte, wollte die ältere Dame, die dort beschäftigt war, wissen woher wir kämen. Unsere Antwort „Germany, near Munich“ rief wahre Begeisterungsstürme hervor, da sie auch schon einmal in Deutschland war und sogar eine deutsche Großmutter besaß. All die Verwicklungen, die die Lüge ihres Vaters während dem 2. Weltkrieg, die Großmutter sei belgisch hervorrief, waren filmreif, aufschreiben tue ich sie an dieser Stelle aber nicht. Ich glaube, ich verkaufe das Drehbuch gleich nach Hollywood… 😉 Auf jeden Fall war es eine nette Unterhaltung, die wir sogar größtenteils verstanden haben, was uns zu der Feststellung veranlasste „unser Englisch ist gut“.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Philadelphia. Ralf hatte ein Parkhaus in der Innenstadt nahe den historischen Attraktionen ausgesucht und die Tante führte uns zuverlässig in die Stadt. Natürlich bin ich am Parkhaus vorbeigefahren, da ich es einfach nicht gesehen habe. In den USA ist die Beschilderung halt anders als in Deutschland, manchmal einfach zu unauffällig für mich deutsches Landei. Wir sind dann auf einem Parkplatz in der Market Street nur zwei Blocks vom Visitor Center der historischen Innenstadt gelandet, der sich als äußerst preisgünstig herausstellte. 10,50 Dollar für den ganzen Tag sind doch wirklich nicht schlecht, oder?

Wandgemälde am Parkplatz Market Street Ecke 9th
Wandgemälde am Parkplatz Market Street Ecke 9th

Im Visitor Center besorgten wir uns gleich Eintrittskarten für die Independance Hall. Nach einer Sicherheitskontrolle, bei der die Taschen durchsucht, aber Gottseidank keine Leibesvisitation durchgeführt wurde (sonst wäre Ralf sein geliebtes Taschenmesser los gewesen), durften wir in den Komplex hinein. Ein strenger Ranger gab einen Einblick in die amerikanische Geschichte und den Weg Amerikas in die Unabhängigkeit. Dabei sparte er nicht an Zwischenfragen. Uaaaaahhh, ich kam mir vor wie in der Schule. Zu allem Unglück saßen wir auch noch in der ersten Reihe. Ich war so froh, als wir endlich die Räumlichkeiten besichtigen durften und ich mich dabei in den hinteren Reihen verstecken konnte. Bei dieser Führung merkten wir allerdings beide, dass unser Englisch doch noch an der einen oder anderen Stelle verbesserungswürdig ist – nach einer gewissen Zeit sind wir beide geistig “ausgestiegen”.

Hier wurde die amerikanische Verfassung diskutiert
Hier wurde die amerikanische Verfassung diskutiert
Eine Fremdenführerrin im Historic District
Eine Fremdenführerrin im Historic District

Nach der Führung spazierten wir noch eine ganze Zeit lang durch das historische Viertel. Alles ist liebevoll hergerichtet und man spürt an jeder Stelle, wie stolz Amerika (oder Pennsylvania? Oder Philadelphia?) auf seine Unabhängigkeit und seine Verfassung ist. Irgendwann meldet sich dann aber doch der Hunger und wir machen uns auf den Weg zur “Bourse“, wo wir extrem leckere “Philadelphia Cheesesteak” essen.

Bourse
The Bourse
Bourse von innen
Bourse von innen

Frisch gestärkt machen wir uns entlang der Market Street auf den Weg zur City Hall. Die Geschäfte laden zum Bummeln ein und die Atmosphäre ist einfach schön. Ralf kommt aus dem Fotografieren nicht mehr heraus, weil sich an jeder Ecke, fast bei jedem Schritt neue Perspektiven auftun. Die City Hall, das Rathaus, ist einfach atemberaubend. Zu gerne wären wir auf die Aussichtsplattform herauf gefahren, aber leider arbeiten Beamte der Stadtverwaltung auch in den USA sonntags nicht und so ist das Gebäude geschlossen.

Parkplatz für Ausflugsboote :-)
Parkplatz für Ausflugsboote 🙂
Fröhliche Touristin
Fröhliche Touristin
Die Gegend um die City Hall
Die Gegend um die City Hall
Alt gespiegelt in neu
Alt gespiegelt in neu
Touri an der City Hall
Touri an der City Hall

Wir beschließen, zum Museum of Art zu spazieren. Der Weg dorthin entlang der Franklin Parkway ist extrem kurzweilig, weil sooo schön. Man merkt es meinem Bericht vielleicht schon an, aber mir gefällt Philadelphia richtig, richtig gut. Die Architektur, das Nebeneinander von Alt und Neu ist einfach klasse. Ja, und Ralf fotografiert wie ein Weltmeister. Das obligatorische Erinnerungsfoto neben der Rocky-Statue, die beim Museum of Art steht (das mit der Treppe, die Rocky bei seinem Training rauf gelaufen ist – siehe auch http://www.youtube.com/watch?v=JyvrdEKLEw0), mache natürlich ich, denn neben Rocky lassen sich ausschließlich Männer fotografieren. 😉

Museum of Art - Die meisten Besucher kommen aber wegen der Treppe
Museum of Art – Die meisten Besucher kommen aber wegen der Treppe
Ralf kann das auch :-)
Ralf kann das auch 🙂
Museum of Art - Jutta flirtet mit einem Native American :-)
Museum of Art – Jutta flirtet mit einem Native American 🙂
Rocky und sein Konkurrent
Rocky und sein Konkurrent

Von ganz oben genießen wir noch eine ganze Zeit lang den herrlichen Ausblick und gehen dann weiter zum Schuylkill, neben dem Delaware River der zweite Fluss in Philadelphia. Dort unten stehen historische Bootshäuser, die von verschiedenen Ruderclubs genutzt werden. Die Gegend ist wieder einmal wunderschön und voller Leben. Jogger, Radfahrer und Spaziergänger existieren einträchtig nebeneinander. Wir machen viele Pausen und genießen die schönen Bilder.

Skyline of Philadelphia
Skyline of Philadelphia
Delaware River
Delaware River
Delaware River
Delaware River

Dann machen wir uns auf den Rückweg, den wir wieder mit vielen Pausen zurücklegen. Wir wollen uns noch nicht von dieser schönen Stadt trennen.

Auf dem Rückweg verfahre ich mich zum ersten Mal, weil die Tante hier in den Staaten offenbar ein Problem damit hat, rechts und links zu unterscheiden. Die Sprachansage behauptet rechts, auf dem Display ist aber eindeutig links zu sehen. Tja, und dann kommt es halt schon mal zu Fehlinterpretationen. War aber alles halb so schlimm, die Tante führt uns schnell wieder auf den richtigen Weg und gegen 18 Uhr sind wir zurück im Motel. Wir sind froh, die Schuhe ausziehen zu können, denn wir haben heute doch einiges an Wegstrecke zurückgelegt.

In der Nachbarschaft unseres Hotels, vielleicht 200 m weit weg aber ohne offizielle Möglichkeit, zu Fuß hinzukommen (wir haben aber die Trampelpfade durch die Grünanlagen benutzt), liegt ein Steakhouse. Dort genehmigen wir uns als Abschluss des Tages leckere Steaks mit Steak Fries und Salat. Beim Bezahlen ereilt mich ein mittlerer Schock, denn meine Kreditkarte ist nicht an ihrem Platz im Portemonnaie. Da ich sie zum Zahlen des Parkplatzes benutzt hatte, war klar, dass sie nicht allzu weit weg sein konnte und wir vermuteten, sie sei im Auto. Nachdem sie dort nicht war, beschleunigte sich kurzfristig noch einmal mein Puls – ich fand die Karte schließlich im Kleingeldfach meines Geldbeutels. Wer sie dorthin gesteckt hatte, war nicht mehr nachzuvollziehen. Ralf bekennt sich jedenfalls nicht schuldig… 🙂

Morgen geht’s auf ins Lancaster County zu den Amish. Das Wetter soll wieder (wie heute – ich hab ja noch gar nicht das absolut geniale Wetter, das wir heute hatten, erwähnt….) toll werden. 26-28 Grad C und sonnig. Was will man mehr?

1. Tag: München – Philadelphia

Ich kann es noch nicht glauben: Wir sind tatsächlich wieder in den USA! Genauer gesagt in King of Prussia, einem „kleinen Vorort“ von Philadelphia. Klein ist halt relativ zu sehen – für unsere Verhältnisse ist der Ort doch eher groß…

Aber fangen wir mit dem Anfang an.

Nachdem ich gestern noch mal eben den Vertrag für meinen neuen Job unterschrieben hatte, wir die letzten Einkäufe getätigt hatten und Anka in die Hundepension gefahren hatten, haben wir dann tatsächlich schon die Koffer gepackt. Das Packen erfolgte also, genau wie die Planung dieser Reise, eher auf den letzten Drücker und nicht so ganz genau. Von daher habe ich momentan so die Befürchtung, dass ich nicht alles dabei habe, was ich eigentlich brauche. Aber man wird sehen.

Heute Morgen dann ein frühes Aufstehen, 5.45 Uhr um genau zu sein, schnell eine Kleinigkeit essen und einen Kaffee trinken und um 7 Uhr geht es los. Als erstes Ziel steht die Tiefgarage bei Ralfs Firma auf dem Plan, wo der Golf abgestellt werden soll. Von dort aus fahren wir mit der S-Bahn zum Flughafen. Nachdem der Flug um 12.30 Uhr geht wollten wir spätestens um 10 Uhr am Flughafen sein und wollten (ja, wir sind seeeehr vorsichtig in unserer Zeitplanung!) daher die Bahn um 9.09 Uhr erreichen. Gut, die Abfahrt um 7 Uhr war dafür sehr frühzeitig bemessen, aber wir sind seeehr vorsichtig in unserer Zeitplanung oder so.

Wir erreichen dann natürlich die Bahn um 8.08 Uhr und sind dementsprechend mal wieder viel zu früh am Flughafen und warten beim US-Airways-Schalter darauf, dass er öffnet. Wir hatten am Vorabend schon online eingecheckt und mussten nur noch unsere Koffer loswerden. Tatsächlich sind wir dann die ersten, die sich den Fragen der Angestellten stellen dürfen. Haben Sie die Koffer selbst gepackt? Wo waren die Koffer seitdem sich gepackt wurden? Nehmen Sie Dinge für andere im Auftrag mit? Welche elektronischen Geräte transportieren Sie? Solche und andere Dinge müssen wir beantworten und dürfen dann weiter um unsere Koffer aufzugeben.

Nach dieser ersten Hürde sind wir dann erst einmal zum Zeitschriftenladen und danach zu einem zweiten Frühstück ins „Airbräu“. Die Zeit vergeht schnell und wir machen uns auf zur Sicherheitskontrolle. Auch wenn Ralf ungefähr 1500000 Dinge abgelegt, ausgepackt und aufs Band gelegt hatte, hat er es aber tatsächlich (Premiere!) geschafft, ohne Piepsen und damit manueller Nachkontrolle durch den Personencheck zu gehen. Respekt! Danach nur noch Passkontrolle und schon sind wir am Abfluggate H32.

Reisefieber
Reisefieber
Unser Flugzeug
Unser Flugzeug

Das Boarding beginnt pünktlich und wir haben keine Probleme, unsere Sitze 13 F und G einzunehmen. Auch fürs Handgepäck ist genügend Platz. Fast langweilig also. Auch der Flug ist ziemlich ereignislos. Das Essen ist einigermaßen genießbar, die Getränkeversorgung erfolgt durch Selbstbedienung. Leider gibt es keinen Snack zwischendurch, wie es vor zwei Jahren bei unserem Lufthansa-Flug war. Daher kommt dann nach einiger Zeit doch Hunger auf, der erst kurz vor dem Landeanflug auf Philadelphia durch ein Sandwich gestillt wird. Ehrlich gesagt war der Flug also ok, aber auch nicht mehr. Sowohl der Service durch die Flugbegleiter als auch vor allem die Information über den Flug waren bei weitem nicht so gut wie bei der Lufthansa. Ich habe es wirklich vermisst, dass wir nicht z.B. über die Flugroute oder wie lange der Flug noch dauert informiert wurden. Fand ich doof – Daumen runter!

Philadelphia von oben
Philadelphia von oben
Philadelphia von oben
Philadelphia von oben

Die Landung erfolgt ziemlich pünktlich und da wir so weit vorne sitzen, sind wir auch schnell aus dem Flugzeug draußen. Bei der Immigration ist genauso wenig los wie bei der Gepäckausgabe – die Ankunft des letzten internationalen Fluges ist schon über 40 Minuten her. Schnell finden wir den Shuttlebus zum Mietwagenzentrum, der uns zur Hertz-Vermietstation brachte. Dort muss Ralf einiges an Formularen unterschreiben, was ihm ein etwas mulmiges Gefühl einbringt da er befürchtet, dass ihm irgendwelche Sonderleistungen, die natürlich auch gesondert gezahlt werden müssen, untergejubelt wurden, (Inzwischen hat er sich die Verträge angeschaut und glaubt, dass alles ok ist). Unser Auto lässt mich so überhaupt nicht jubeln. Ein weißer, schäbiger Honda irgendwas. Als erstes checke ich die zahlreichen Schrammen außen. Als ich die Tür öffne, vergeht mir die Lust aufs Autofahren spontan. Eine total dreckige, siffige beige Innenausstattung. Neiiiiin, das will ich nicht! Wir reklamieren und bekommen einen wunderschönen, funkelnagelneuen Toyota Camry in anthrazitmetallic. 967 Meilen hat er gerade auf dem Tacho und gefällt mir wirklich gut.

Dank Navi finden wir King of Prussia leicht. Wir sind in Amerika, auch wenn der Verkehr und die Landschaft ein bisschen so wie bei uns sind. Im Ort selbst lotst uns die Tante (= das Navi) dann erst einmal falsch, wofür sie aber nichts kann – Ralf hatte ihr als Ziel nur den Ortsnamen genannt. Nach diesem kleinen Umweg finden wir unser Motel, das Best Western aber dann doch schnell. Erst einmal das Zimmer anschauen (das Mädel am Empfang sprach ein fürchterliches Englisch mit einem sehr exotischen Akzent), kurz frisch machen und dann wollen wir ein bisschen die Mall von King of Prussia, die zweitgrößte der Vereinigten Staaten, erobern.

Bald aber schon stellen wir fest, dass wir nicht mehr wirklich aufnahmefähig sind. Immerhin ist es zu hause jetzt schon Mitternacht. Deshalb geht es zurück Richtung Motel. Gegenüber gibt es einen kleinen Supermarkt, wo wir uns mit Getränken eindecken und direkt neben dem Motel essen wir ein Stück Pizza bei „Peace a Pizza“ zum Abendessen. Ist vom Geschmack her ungewöhnlich (Ralf meinte, seine Salamipizza schmeckt nach Zimt und meine Pizza mit Hühnchen war statt mir Pizzasauce mit Barbecuesauce gemacht), aber doch ziemlich lecker. Meine traumatische Erfahrung aus San Francisco mit amerikanischer Pizza ist schon fast wieder wettgemacht.

Hier sind wir jetzt:

Chicago und die großen Seen auf einer größeren Karte anzeigen

Wir sind aber wirklich froh, als wir das Auto wieder auf dem Parkplatz des Motels abstellen können. Jetzt ist es hier 20.30 Uhr, in Deutschland also 2.30 Uhr. Mein Körper will jetzt endlich ins Bett, aber eigentlich wollen wir noch bis 22 Uhr durchhalten *seufz*.

Blick aus unserem Motelzimmer
Blick aus unserem Motelzimmer

Die Wettervorhersage sagt uns für morgen 26 Grad C und im Laufe des Tages immer sonnigeres Wetter voraus. Ich bin gespannt, was Philadelphia für uns bereit hält und werde jetzt noch ein bisschen im Reiseführer lesen. Müde bin ich, freue mich aber wie verrückt auf die nächsten beiden Wochen.