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4. Tag 3.5. Fahrt nach Silver City

Nach unserem Abendessen gestern in einer typischen Sportsbar mit einer super leckeren Mischung aus Hamburger und in Butter gebratenen Sandwich für mich und frisch gemachten Nachos für Jutta ging es ins Motel zum Bilder sortieren und Tagebuch schreiben und anschließend ins Bett.

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Während Jutta wie ein Murmeltier geschlafen hat, wurde ich ca. alle 1 1/2 Stunden von den Zügen der nahem Bahnlinie durch ihres lautes “TuuuuuTuuuuuuuuutTuut” geweckt. Keine Ahnung warum in den Staaten die Züge so einen Krach machen müssen – aber mir tun die Anwohner der Bahnlinien wirklich leid. Aber insgesamt kam ich doch noch zu genügend Schlaf und so waren Jutta und ich gegen 6:00 putzmunter, was nicht schlecht war, denn für heute war ein langer Fahrtag eingeplant, da zwischen Tuscon und den morgigen Ziel, den White Sand Dunes” nicht viele große lohnenswerte Zwischenziele außer Silver City vorhanden sind. So hat die verstellte innere Uhr noch sein gutes, denn zu Hause währen wir nicht freiwillig so früh auf den Beinen gewesen. 🙂

Nach dem Frühstück bei dem am Hotel angeschlossenen “Denny’s”, bei dem wir uns zwei Souveniertassen gönnten, packten wir zusammen, checkten aus (und bekamen 35$ gutgeschrieben, da die Duschen gestern nicht gingen) und machten uns auf den Weg.

Der heutige Tag war als reiner Fahrtag geplant, an dem wir ca 400 km (mit der amerikanischen Geschindkeitsbeschränkung!) vor uns hatten. Als Zwischenziel für die Fahrt hatten wir uns Tombstone (ausgesprochen “Tumbstohn”) ausgesucht. Ein historischer Platz an dem die berühmte Schießerei am OK Corral stattgefunden hat. Das bedeutete zwar einen Umweg, aber den nahmen wir in Kauf um heute nicht nur Autobahn (bzw. Interstate) zu fahren.

Nach ein paar Meilen Interstate 10 verließen wir die Autobahn und hatten unsere heißgeliebten langen fast einsamen Highways vor uns. Zwischendurch hielten wir noch bei einem Segways an um Wasser zu kaufen und entdeckten dort beim Bier auch die kleinen Dosen Margaritas , die uns Iris wärmstens empfohlen hat. Die mussten natürlich auch noch in den Einkaufswagen. Dazu dann noch 2 Sandwiches, die wir bei einem Picknick auf der Strecke zu uns nehmen wollten.

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Der Weg war nach unserem Geschmack und alle paar Meilen änderte sich die Landschaft. Bald kamen wir in Tombstone an und schlenderten durch die Straßen. Die alte Westernstadt ist gut erhalten geblieben und war im Gegensatz zu Old Tucson gestern diesmal ein “original historic place” mit originalen Häusern.

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Nur das inzwischen nicht mehr die alten Westernhelden drin lebten sondern ein Souvenierladen und eine Touristenfalle  nach der anderen eingezogen sind. Wir sahen unterwegs einen “Killerbee Honey”-Laden, der gerade aufmachte und deren geschäftstüchtige Inhaberin uns gleich ansprach und mit (gemein gut schmeckenden!) Honigproben nach innen lockte. Dort erzählte sie als eine Bewohnerin, deren Vorfahren schon dort lebten, viel über die Geschichte Tonbstones, und das sie genauso wie der Gründer der Stadt auch deutsche Vorfahren hatte.

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Wir entschieden uns dann für ein Glas Honigsenf und schlenderten weiter durch den historischen Teil. Dort sahen wir uns noch das “Birdcage Theater” an, das auch eine wichtigen Teil bei der Schießerei beigetragen hatte. Drinnen war eine recht interessante Ausstellung der alten Gegenstände von damals.

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Bald stellten wir fest, dass wir jetzt genug gesehen haben und gönnten uns noch einen Kaffee. (Our first and last mistage!). Von draußen sah das Café noch nett aus. Aber wir hätten skeptisch werden sollen, als der junge Mann, der uns bediente meinte, es wäre der beste Kaffee der Stadt, was aber nicht schwer wäre, weil es der einzige Kaffee der Stadt war. Wir bekamen den berüchtigten ewig auf der Warmhalteplatte konservierten Filterkaffee, der Jutta dann auch bald auf den Magen schlug.

Derart “gestärkt” machten wir uns weiter auf den Weg. Es folgten knapp 200 km einsame, fast immer nur gerade aus führende Highways durch die faszinierende Wüstenlandschaft, die jahreszeitlich bedingt derzeit sich mit grünen Blättern und bunten Blüten von der besten Seite zeigte.

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In der Minenstadt Bisbee  machten wir einen kurzen Fotostop an der riesigen Kupfermine. Gerade als wir unsere Sachen für die Weiterfahrt sortierten hielt auf dem Parkplatz ein Wagen gefolgt von einem Polizeiwagen dessen Sirenen heulten. Puuuh waren wir froh, dass er nicht uns meinte sondern den Verkehrssünder, den er aus der Straße gefischt hat.

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Weiter ging’s und an dem Denkmal der Schlacht von Geronimo, verzehrten wir unsere Sandwiches am Picknickplatz und fuhren weiter. Immerhin hatten wir noch knapp 200 km vor uns.

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Nach einiger Zeit überquerten wir die Grenze nach New Mexico und fragten uns zwischendurch, wie die Menschen entlang des Highways wohl lebten. Mal gab es kleinere Orte mit 10-12 Häusern. Mal Gegenden wo die Entfernung zum nächsten Nachbarn rund 1 km waren. Einkaufsmöglichkeiten oder größere Ortschaften waren rund 100 km entfernt. Wir stellten fest, dass dies kein Leben für uns wäre.

Nach einem kurzem Stück Interstate 10 kamen wir dann zur Ausfahrt nach Silver City. Hier führte uns ein wirklich schöner Gebirgshighway zu unsrem Zielort. Anders als in Europa gab es keine engen Serpentienen sondern der Highway ging mit wenigen Kurven immer weiter bergauf.

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Unser Hotel in Silver City (das im historischen Distrikt liegt) war schnell gefunden. Juttas Wahl auf das Gallery 400 erwies sich als wahrer Glücksgriff. Ein nettes Inn im Adobe-Stil mit angegliederter Galerie (Und der Warnung “Yes! We are gay friendly 🙂 ), einem freundlichen Boxerhund, einem neugierigen kleinen Mädchen und einer freundlichen Besitzerin sowie einem wirklich toll eingerichteten Gästeraum war nach den einfachen Motelzimmern eine wirkliche Wohltat.

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Wir bummelten noch durch den wirklich schönen historischen Teil von Silver City und begannen zu verstehen warum der Staat New Mexico sich selbst als Staat der Verzauberung (“Land of Enchantment“) bezeichnet.

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Wir entschieden uns für das Abendesssen zu einer urigen Mischung zwischen Brauerei und Pub. Da ich mit den Biersorten nichts anfangen konnte bestellte ich zunächst ein “Probiertablett” mit winzigen Proben und konnte dann mit Fingerzeig entscheiden was ich in groß haben will. Mutig bestellte ich mir dann meinen ersten Hamburger mit grünen Chilis, Jutta einen Teller Pasta mit (frisch gemachter!) Tomatensoße und Fleischbällchen. Satt und zufrieden landeten wir im Hotel, genießen derzeit die Ruhe und freuen uns auf morgen, wenn wir uns die großen weißen Sanddünen ansehen werden.

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3. Tag 2.5. Tucson

Heute war ein Wüstentag geplant. Die Nacht war ziemlich unruhig gewesen, da das Motel doch in einer eher unruhigen Umgebung liegt. Insbesondere die nahe Bahnstrecke mit ihren tutenden Zügen war nicht so toll. Um 4.30 Uhr kam dafür die Müllabfuhr und weckte mich auf. Alles in allem keine so angenehme Nacht wie die vorhergehende. Aber egal, wir freuten uns auf den kommenden Tag.

Vorher kommt allerdings Ralf noch einmal aus dem Bad zurück. “Ich glaube, ich bin zu blöd, die Dusche zu bedienen.” Das Wasser tröpfelte nur leicht vor sich hin. Amerikanische Duschen sind für uns Deutsche ja manchmal nicht so leicht zu verstehen, aber da auch das Waschbecken keinen richtigen Wasserstrahl mehr von sich gab, war schnell klar: da ist was kaputt. Deshalb machte sich Ralf auf den Weg zur Rezeption um mit der Nachricht zurückzukommen, dass es einen Wasserrohrbruch gegeben hatte und deshalb unser ganzer Gebäudekomplex ohne Wasser sei. Eine schöne Bescherung! Mit ein paar Flaschen Mineralwasser und einem damit angefeuchteten Waschlappen (ja, in amerikanischen Motels gibt es tatsächlich Waschlappen, die wir bisher allerdings noch nie benutzt hatten!) gelang es uns, eine oberflächliche Katzenwäsche durchzuführen. Nicht optimal, aber was will man machen? Anschließend ging es ins angeschlossene Denny’s zum Frühstück. Wir entschieden uns für French Toast – sehr lecker.

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nach dem Frühstück cremten wir uns mit Sonnenschutzmitteln ein (schließlich stand ein Tag unter der Sonne Arizonas an) und machten uns auf den Weg.

Die erste Station war das Sonora Desert Museum, ein riesiges Gelände, auf dem die Tier- und Pflanzenwelt der Sonora-Wüste anschaulich präsentiert wird. Super angelegt und interessant. Auffällig war, dass in regelmäßigen Abständen Wassertrinkbrunnen und sogar Stationen zum Auffüllen von eigenen Trinkflaschen bereitgestellt werden. Außerdem in fast allen Waschräumen Sonnenschutzmittel mit LSF 30. Finde ich, zusammen mit den Hinweisen auf die Wichtigkeit des regelmäßigen, ausreichenden Trinkens und des Sonnenschutzes sehr vorbildlich und eine tolle Sache.

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Wir erkundeten für einige Stunden alle Ecken des “Museums”, cremten fleißig mit Sonnenschutz nach und tranken einige Flaschen Wasser. Alles gut also. Gegen Ende entdeckten wir noch den Hinweis auf den Kolibri- und Schmetterlingsbereich. Ich spürte, dass sich in meinen Keen-Schuhen, die natürlich ohne Socken trug, ein Steinchen gefangen hatte. Als ich den Schuh auszog, um den Stein zu entfernen, traf mich allerdings fast der Schlag: beim Eincremen hatte ich blöderweise den Fußspann vergessen und ich hatte auf dieser “Sonnenterrasse” einen richtig üblen Sonnenbrand. Gar nicht schön! Dünne Socken hatte ich natürlich nicht dabei (wozu auch?), aber meine Bergschuhe mit dicken Treckingsocken und ein paar leichte Turnschuhe.

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So traf ich die zweite falsche Entscheidung des Tages: ich zog die Treckingsocken und die leichten Turnschuhe an. Mit Bergschuhen in Old Tucson, das als nächstes auf dem Plan stand, herumzulaufen, schien mir doch zu komisch.

Old Tucson, eine alte Filmstadt war auch recht interessant und bot vor allem Ralf einige nette Fotomotive. Wir nahmen ein ziemlich seltsam aussehendes, aber gut schmeckendes Mittagessen zu uns, fuhren mit einem kleinen Westernbähnchen um das Gelände herum und schauten uns eine Can-Can-Show an. Alles nett gemacht. Und die Sonne brannte, trotz einiger Wolken am Himmel, bei heißen Temperaturen auf uns herab. Deshalb machten wir uns nach einiger Zeit auf den Weg zum Saguaro-Nationalpark. Hier wollten wir eigentlich noch ein paar kleine Hikes machen. Eigentlich.

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Eigentlich deshalb, weil ich schon während unseres Old-Tucson-Bummels merkte, dass mir die Zehen schmerzten. Im Auto zog ich dann Schuhe und Strümpfe aus und musste feststellen, dass ich neben dem gewaltigen Sonnenbrand nun auch noch an mehreren Zehen Blasen hatte. Die Treckingsocken und die Turnschuhe hatten irgendwie nicht sonderlich gut miteinander harmoniert… Aua!

Im Visitorcenter des Nationalparks lag unser Focus dementsprechend darauf, möglichst kurze Hikingstrecken auszuwählen. Der freundliche Ranger beriet uns geduldig und wir machten uns, nachdem wir eine gute Dokumentation über die Wüste angesehen hatte (durch den ich lernte, dass “Saguaro” “Sawawa” oder so ähnlich ausgesprochen wird), auf den Weg, den Scenic Drive zu fahren. Unsere erste Unpaved Road für diesen Urlaub und wir freuten uns über unseren 4-WD-Jeep, obwohl man die Straße natürlich auch leicht mit einem normalen PKW hätte fahren können.

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Am Trailhead des Valley-View-Trails verarztete Ralf mich noch mit einigen Blasenpflastern, ich zog (dann doch) meine Bergschuhe an und wir liefen den etwa einen Kilometer langen Weg. Ich hatte einige Schmerzen, aber sie lohnten sich. Diese Landschaft mit den unzähligen Saguaros und anderen Kakteen ist einfach sagenhaft. So fremd, unwirtschaftlich und für unsere Augen skurril. Toll! Zwischenzeitlich hatte sich der Himmel mit dunklen Wolken zugezogen und ich mahnte Ralf, auch wegen meiner Füße, zur Eile. Wir erreichten den Aussichtspunkt, machten einige Fotos und eilten dann zum Auto zurück, während schon ein paar Tropfen Regen fielen.

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Aufgrund meiner Beschwerden – zu meinen Fußproblemen hatte sich zwischenzeitlich auch wieder meine doofe Sonnenallergie an den Beinen bemerkbar gemacht – entschieden wir uns, den Ausflug zu beenden und zum Motel zurück zu fahren. Ralf war es auch nur Recht, denn auch ihm hatten Sonne, Hitze und Jetlag etwas zugesetzt.

Zurück im Motel: Hurra, das Wasser läuft wieder! Es war sooo schön, sich nach einer kurzen Verschnaufpause unter die Dusche zu stellen.

Meine Kleidung für die nächsten Tage: lange Hose (Sonnenallergie sei Dank) und Socken. Welche Schuhe ich ertragen kann, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich, wie ich Ralf schon scherzhaft angekündigt habe, tatsächlich mit Badelatschen (“Adiletten”) gehen müssen. 🙁

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2. Tag 1.5: Von Phoenix nach Tucson

Die erste Nacht in den USA war für mich ungewohnt problemlos. Ich hatte auf dem Flug von Atlanta nach Phoenix (auch äußerst ungewohnt für mich) ziemlich viel geschlafen. Deshalb war ich im Motel nicht so extrem müde, dass ich gleich ins Bett fallen musste, sondern konnte sogar noch ein bisschen lesen. Danach habe ich wunderbar geschlafen und bin erst um 6 Uhr von Ralf geweckt worden, der leider nicht so gut schlafen konnte wie ich. So konnte ich aber gut erholt den ersten Urlaubstag beginnen.

Als erstes haben wir unsere Taschen neu gepackt und organisiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass meine Reisetasche mal wieder von der TSA geöffnet worden war. Diese Inspektion war fein säuberlich in Form eines Zettels dokumentiert. Nachdem mir das bei einer vorherigen Reise schon einmal passiert war, muss ich festhalten: lila-pink-karierte Eastpack-Reisetaschen scheinen potentiell gefährlich zu sein. Egal, sollen sie halt gucken, stört mich nicht.

Danach wurde das Auto gepackt. Festzuhalten ist: ein Jeep Kompass ist ein schönes Auto, aber er hat den kleinsten Kofferraum von all den Wagen, die wir bisher auf unseren US-Reisen hatten. Die beiden großen Reisetaschen passen knapp hinein und dann muss man schon quetschen, um die Rucksäcke dazu zu bekommen. Und dann ist Schluss. Das heißt, dass dieses Mal der Rücksitz mit belegt wird.

Unser erster Weg führte uns zum Safeways Supermarkt. Wasser und sonstige essentiell wichtige Dinge wollten gekauft werden und natürlich stand der obligatorische Supermarktbummel an. Das gehört für uns zum Urlaub einfach dazu und macht uns großen Spaß.

Anschließend statteten wir dem guten “Denny’s” den ersten Frühstücksbesuch ab. Es hat uns gewohnt gut geschmeckt – endlich mal wieder American Breakfast mit Rührei, Hashbrowns Toast und Pancakes. Und natürlich Kaffee bis zum Abwinken.

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Gut gestärkt machten wir uns danach auf den Weg Richtung Tuscon. Der Besuch der Biosphere 2 stand auf dem Programm und anschließend waren wir bei einer Freundin Ralfs aus Jugendtagen zu einem Kaffee eingeladen. Auf dem Weg dorthin fiel mir ein Hinweisschild “Casa Grande” auf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir dieser Name in einem der Reiseführer schon einmal aufgefallen war. Ralf konnte auf die Schnelle allerdings keinen Eintrag finden. Da das Ziel jedoch auf fast unserem Weg lag, haben wir den kleinen Abstecher gemacht und das National Monument besucht. Dort konnten wir dann auch gleich den Jahrespass für die amerikanischen Nationalparks kaufen, so dass das auch schon erledigt ist und wir bei den kommenden Parks den Eingang wählen können, den wir möchten und nicht darauf achten müssen, dass eine Zahlmöglichkeit besteht.

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Das Casa Grande ist eine Ruine eines riesigen, von Indianern gebauten Hauses. Sinn und Zweck dieses Bauwerkes ist nicht eindeutig geklärt, aber es ist wirklich beeindruckend. Im Visitor Center gibt es dazu natürlich auch einen Film zu sehen und wir spazieren gemütlich bei Sonnenschein und Hitze auf dem Ausstellungsgelände herum. Schlangen haben wir keine angetroffen, obwohl auf einem Hinweisplakat daran erinnert wird, dass Schlangen “obwohl sie so aussehen, dass nur ihre Mutter sie lieben kann” eine wichtige Aufgabe im Ökosystem tragen und sie auch das Leben der Menschen beschützen. Zum Beispiel, indem sie den Hanthavirus in Schach halten.

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Anschließend führte unser Weg durch wunderschöne, blühende Wüstenlandschaften weiter Richtung Oracle, wo das gewaltige Experiment Biosphere 2 angesiedelt ist.

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In diesem Gebäude- bzw. Glashauskomplelx sollte ab dem Jahr 1991 das Leben in einem abgeschlossenen, künstlichen Biotop ohne jeglichen Einfluss von außen simuliert werden. Dazu wurden 8 Wissenschaftler dort eingeschlossen und sollten sich dort als Selbstversorger in einem geschlossenen Kreislauf behaupten. Das Experiment als solches ist ziemlich bald gescheitert, die Menschen konnten sich mit den gegebenen Ressourcen nicht ernähren. Trotzdem ist es wie immer in der Wissenschaft: Auch aus gescheiterten Experimenten können wichtige Erkenntnisse geschlossen werden. Auch heute noch wird dort geforscht, wenn auch unter anderen Bedingungen im nicht abgeschlossenen System.

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Am Ende der Tour merkten wir beide dann aber doch, dass uns der Jetlag plagte. Außerdem war es heiß und wir hatten bis zu der Zeit zu wenig getrunken. Das wurde am Auto dann nachgeholt und wir legten ein Minpicknick mit Babymöhrchen und Nüssen ein. Ja, wir sind halt nicht mehr die Jüngsten.

Das Navi zeigte uns dann an, dass wir doch noch eine ganze Zeit bis Tuscon und damit zu Iris brauchten. Wir entschieden daher, dass wir, anders als geplant, direkt zu Iris fahren und nicht erst im Motel eincheckten. Ralf meldete uns telefonisch an und wir machten uns auf den Weg – auch getrieben von der Vorfreude auf Pizza, die Iris besorgen wollte, da es inzwischen doch etwas zu spät für Kaffee und Kuchen werden sollte. Außerdem geht Pizza doch immer!

Iris wohnt in einem netten Häuschen mit Swimmingpool in einer typisch amerikanischen Wohnsiedlung mit netten, gepflegten Einfamilienhäusern zusammen mit ihrer Familie, drei Hunden und einer riesigen Schidlkröte, die ihr Reich im Garten hat. Super! Sie und Ralf hatten sich viel zu erzählen und die Pizza war wirklich lecker. Außerdem erfuhren wir viel über das Leben in den USA. Unter anderem, dass es zum Beispiel nicht normal ist, dass Arbeitnehmer bei Krankheit einfach zuhause bleiben dürfen. Das gibt es nur bei besonders guten Arbeitgebern, aber auch nicht in unbegrenzter Menge, sondern nur eine bestimmte Anzahl von Tagen. Diese Tage darf man aber zumindest “sparen”, also ansammeln. Man kann sie aber auch jemand anderem spenden. Außerdem erfuhren wir auch, wieso die Wohnsiedlung, in der Iris wohnt, so sauber und ordentlich aussieht. Es gibt dort nämlich eine Art Eigentümerrat, der auf die Einhaltung der Regeln achtet. So darf man zum Beispiel weder auf die Straße noch im eigenen Garten einen Wohnanhänger abstellen. Oder man wird schriftlich darauf aufmerksam gemacht, dass Unkraut im Vorgarten wächst oder dass man vergessen hat, die Mülltonne reinzustellen. Also soziale Kontrolle par excellence. Nee, da lob ich mir unser beschauliches Dörfchen..

Inzwischen war es 20 geworden und die Müdigkeit brannte in den Knochen. Also machten wir uns auf den 15-minütigen Weg ins Red Roof Inn. Ich hoffte,  dass ich wieder so gut schlafen kann wie gestern…

11. Tag: Von Page nach Monument Valley

Heute ist mal Ralf dran mit dem Schreiben. Also nicht wundern, wenn der Stil heute etwas anders ist.

Nachdem wir wieder tief und fest geschlafen haben (ob da die Magaritas dran Schuld waren?) haben wir den Morgen erst mal gemütlich angegangen. Der Plan sah vor: Gemütliches Aufstehen, dann in Ruhe zusammenpacken, bei Lulu auschecken, dann zu Dennys frühstücken, unseren trationellen Page-Walmart-Besuch absolvieren, noch einmal den Lake ansehen und danach ab zum Monument Valley. Einen Traum, den ich mir schon lange erfüllen wollte.

Es ist uns nicht ganz leicht gefallen, Page schon zu verlassen, denn es gab noch so vieles, was wir noch hätten unternehmen können, freuten wir uns aber auch mal wieder was anders zu sehen. Und so schön es mit der familären Atmosphäre bei Lulu war, wir freuten uns auch schon wieder auf ein anonymes reguläres Hotel, bei dem man morgens die Rezeption nicht erst im Haus suchen muss. 🙂

Nachdem wir das Auto voll geladen und Lulu gefunden hatten startete Jutta wohlgemut das Auto. Und … diese blöde Reifenanzeige leuchtete wieder. TOLL! Wir planen 250 km Fahrt durchs Niemandsland und dann das. Die Idee, schnell zu Alamo zu fahren und nachsehen zu lassen was der Wagen hat mussten wir schnell verwerfen, nachdem wir feststellten, dass es in Page zwar Hertz gibt, der nächste Alamo aber 150 km entfernt in Williams ist (Na, kommt uns das nicht bekannt vor? 🙂 ) Also beschlossen wir, erst einmal den ersten Teil des Planes, das gemütliche Frühstück, zu erledigen.

Bei Dennys war die Hölle los und die Managerin brauchte eine Zeit um uns unsere Plätze z zu zuweisen. In den USA setzt man sich ja nicht einfach irgendwo hin, sondern wird an seinen Platz geführt, damit jede Serviererin eine gleichmäßige Anzahl von Gästen bekommt. Die arme Managerin war total aufgedreht und erklärte uns, dass sie erst ihre Teenager-Bediensteten babysitten musste. Wir bestellten dann bald ein ordentliches amerikanisches Frühstück und wohlgenährt gingen wir das Reifenproblem an. Ich erinnerte mich, dass es in den Staaten üblich ist, ein Reifendruckmesser im Auto mitzuführen, da es an den Luftspendern an den Tankstellen nur selten angezeigt wird, wieviel Luft man in die Reifen füllt. Da Walmart eh auf unserer Liste stand fuhren wir also erst einmal dort hin.

Nach einem kleinen Umweg über die Pharmaecke dort (der Alptraum der deutschen Apotheker!) bei dem sich Jutta mit billigem Ibuprophen aus der Sonderangebotsecke eindeckte, landeten wir dann bei den Autoteilen. Bei den Reifendruckmessgeräten gab es auch eine Sammlung verschiedener Reifenreparaturdosen – und nachdem wir ja kein Reserverrad haben, beschlossen wir uns dort ein besseres Gefühl zu kaufen. Ein netter Mexikaner, der unsere fragenden Gesichter sah, erklärte uns dann, welche Dose für unser Vorhaben die beste wäre. Noch schnell ein paar Peanut- und
Pretzels-m&ms, dann war der Einkauf erledigt.

Beim Tanken testeten wir dann gleich den Reifendruck mit unserer neuen Errungenschaft: Einem kuligroßen Stift, der den Druck mit einer Stange anzeigt, die je nach Druck aus dem Stift geschoben wird. Der Übeltäter war dann bald gefunden. Der hintere linke Reifen hatte gut 1/3 weniger Druck als die anderen drei. Er wurde also kräftig gefüllt und wir beschlossen ihn genau im Auge zu behalten. Ich habe das Ventil in Verdacht und habe es dann auch mit einer Schutzkappe versehen. (Die unser Wagen auch nicht hat – das nächste mal also kein Alamo mehr! Da wird uns zu viel gespart: Kein Ersatzrad, keine Ventilkappen, keine Niederlassung dort, wohin wir fahren …)

Endlich ging es weiter und wir sahen uns noch kurz den Antelope-Point an. Das ist eine weitere Zufahrt zum Lake Powell, die angeblich sehr schön sein soll. Wir fanden sie nicht so berauschend und so fiel uns der Abschied von Page nicht mehr ganz so schwer. (Auch wenn wir definitiv wieder dort hin kommen werden, wenn wir mal wieder in die USA fahren sollten – im Gegensatz zum Grand Canyon haben wir dort noch einiges zu entdecken)

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Wir bogen bald auf die I89 ab, die als Scenic-Road bezeichnet wurde. Es gab dort ein paar schöne rote Felsen und auch ein Rudel freilaufender Hunde, die einfach auf die Straße liefen, aber ansonsten war die Strecke weitestgehend gleichförmiges flaches Grasland, das uns zu der Bezeichnung “Laaaangweeeiiiiliiiig” hinreißen ließ. Wenn die Hunde nicht gewesen wären, die zu einem kleinen Adrenalinstoß geführt hätten, wäre die Gefahr des Einschlafens doch sehr groß gewesen.

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Während der Strecke fiel mir ein: “Wir sind ja jetzt im Navajo-Reservat. Hier gilt doch nicht mehr die Arizonazeit, sondern die Mountain-Time mit Sommerzeit” Also die Uhr um eine Stunde vorgestellt und schon war die geplante Ankunftszeit beim Momument-Valley nicht mehr 14:00 Uhr sondern 15:00 Uhr. Das wird aber ganz schön knapp mit der Planung.

Nach einer recht ereignislosen Zeit erreichten wir dann die Kreuzung, an der es zum Monument Valley geht. Wir fuhren durch die relativ trostlose kleinere Ortschaft Kayenta. Hier merkt man sehr deutlich, dass es der Navajo-Nation an Geld fehlt. Trotzdem wirkte die Ortschaft nicht heruntergekommen – aber man sieht deutlich den Unterschied zu den Siedlungen der weißen Bevölkerung.

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Kurz vor dem Eingang zum Monument Valley Visitor Center war dann ein Kassenhäusschen zu sehen, an dem wir brav unsere 2 mal 5$ Eintritt zahlten. Da unser Hotel “The View” gleich zu sehen war, testen wir, ob wir uns auch eine Stunde vor der Check In Time einchecken können und bekamen auch gleich ein Zimmer zugewiesen. Das Zimmer ist echt die Wucht: Groß – wie das gesamte Hotel – sehr geschmackvoll eingerichtet – und das beste: Vom Balkon aus eine tolle Aussicht auf das Valley. Wir waren begeistert und haben uns gleich ein kleines Mittagessen fertig gemacht, das wir dann gemütlich auf dem Balkon gegessen haben.DSC_0659 DSC_0661"The View" vom Valley aus betrachtet.

“The View” vom Valley aus betrachtet.

Ehe wir es uns versahen war es 16:00 Uhr und da wir ja noch eine geführte Fahrt durch das Monument Valley machen wollten (Wir trauten uns mit dem seltsamen Reifen nicht über die unbefestigten Straßen), eilten wir zum Informationsschalter für die Tours. Im Gegensatz zu einigen Reiseberichten wurden wir auf dem Weg dorthin nicht laufend bedrängt etwas zu kaufen oder eine Tour zu machen. Der Mann am Schalter erklärte einer jungen amerikanischen Touristin und uns die verschiedenen Touren und wir entschlossen uns zu einer 2 1/2 Stunden-Tour, die auch in Gebiete führt, die man ohne Führer nicht betreten darf.

Das einzige Problem: Am Himmel zeichneten sich die ersten dunklen Wolken ab und Jutta war nicht mehr so begeistert von der Idee. Ich hatte aber fest vor die Sunset-Tour am Nachmittag zu machen, weil die Sonne dann ein besonderes Rot auf die Felsen zaubert und überzeugte Jutta so einigermaßen, dass die Wolke noch weit weg sind und uns nichts passieren wird. (Wer Jutta kennt, weiß, dass sie Gewitter fürchtet – zurecht, nachdem einmal bei einem Openair-Konzert ein Blitz nur wenige Meter von uns in die Bühne einschlug)

Wir wollten mit Kreditkarte bezahlen, aber das Satelliten-Modem des Kartenlesers wollte aufgrund der Wolken keine Verbindung aufbauen, so dass unsere Mitreisenden und wir von dem Navajo im Schalter das Angebot bekamen erst die Tour zu machen und anschließend im Head-Quarter zu zahlen. Dort gäbe es eine Internetverbindung mit Standleitung. Wir ließen uns auf den Deal ein und zusammen mit einem älteren Paar aus Ohio und einer 4 1/2 köpfigen (lauten) Familie mit stark erkältetem Vater aus Tschechien machten wir uns auf den Weg.

Wir saßen auf einer offenen Pritsche eines Geländewagens und nach den ersten Metern war uns schon klar: Gut, dass wir nicht unseren PKW genommen haben. Klar wäre es auch gegangen (und hätte uns kein Gebühren gekostet) – aber die “Straße” war derart holperig und sandig, dass wir mit unserem Reifen tausende Ängste gehabt hätten. Kaum waren wir unterwegs, sind übrigens schon ein paar Tropfen gefallen und ich erntete einen bösen Blick von Jutta. Die Sonne zeigte sich aber immer wieder zwischen den Wolken und auch unser Fahrer meinte, dass wir es vor dem großen Regen noch schaffen werden.

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Wir fuhren durch einige sehr schöne Gegenden und gerade die Ecken, in die man ohne Führer nicht darf, hatten einige Besonderheiten, die ihr Geld wert waren. Der Führer gab sich auch sehr viel Mühe und erklärte uns nicht nur die Landschaft sondern auch sehr viel über die Kultur der Navajos und die Probleme der Leute, die im Tal leben. So gibt es dort z.B. keinen Wasseranschluss und keine Stromleitungen, so dass die Menschen gezwungen sind 12 Meilen zur nächsten Wasserstelle zu fahren. Strom wird aus Generatoren bezogen. Wir sahen dann auch einen Pickup mit einem riesigen Wassertank auf der Ladefläche.

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Während wir unterwegs waren, wuchs die Anzahl der schwarzen Wolken und Jutta wurde es immer mulmiger zumute. Wir verloren an den einzelnen Stops auch recht viel Zeit weil unsere lauten tschechischen “Freunde” immer wieder zu spät zum Wagen kamen.

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Auf einmal wurde unser Fahrer hektisch und meinte, er macht jetzt nur noch einen Halt und dann will er schnell zurück bevor der Regen losgeht. Der letzte Halt war dann auch recht kurz und er fuhr dann ziemlich rasant über die holprigen Wege. Wir kamen uns bei dem Geschaukel ein wenig vor wie in einer Postkutsche, die von Banditen oder Indianern verfolgt wird.

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Wir schafften es dann gerade noch zum Visitor-Center und der Fahrer bot uns an, dass wir ihm mit unseren Wagen bis zum Headquarter folgen sollen. Wir stimmten zu und folgten ihm dann eine ewig lange Strecke bis er vor einem einfachen Haus anhielt. Auf der Veranda saßen einige Natives, die uns freundlich begrüßten. Da die Wolken immer dicker und bedrohlicher wurden, holte Jutta unsere Regenjacken aus dem Auto und der Mann hinter den Tresen im Headquarter erklärte uns, dass nur seine Frau die Kreditkartenmaschine bedienen kann, er aber gerne unsere Kreditkarten annimmt und sie uns später per Post zu senden wird. Als er unsere verdutzten Gesichter sah, grinste er breit und uns wurde klar, dass es nur ein Scherz war. 🙂

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Seine Frau kam dann auch bald und rechnete uns dann ab. Der ältere Navajo hinter dem Tresen fragte dann woher wir kamen und als er hörte, dass wir aus Deutschland kamen, war er ganz aufgeregt. Er war mit seinem Stamm schon ein paar mal in Germany um dort zu tanzen und besonders Heidelberg und die großen Biergläser haben es ihm angetan. Er ist auch öfter mit seinen Leuten im Winter in Miami um dort Touristen zu unterhalten und ihm gefällt es sehr gut, dass er reisen darf und dafür auch noch Geld bekommt. Am Schluß suchte er noch aufgeregt eine Zettel, den er uns zeigen wollte. Es handelte sich um eine Buchbeschreibung eines Erfurters Professors, der ihn mehrere Wochen über das Leben der Navjos interviewt hatte und darüber ein Buch schrieb.

Auf dem Heimweg, nach dieser spannenden Begegnung, fing dann auch ein sehr kräftiges Gewitter an und wir schafften es gerade noch so trocken ins Hotel zu kommen. Links und rechts – vorne und hinten – blitzte und donnerte es schon wie verrückt und als wir später auf dem Weg zum Restaurant waren, ging auch ein sehr heftiger Monsunregen runter. Aber da waren wir schon in Sicherheit und Jutta ging es schon wieder erheblich besser als vorher im offenen Wagen.

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Auch das Restaurant ist sehr geschmackvoll eingerichtet und ich gönnte mir einen indianischen Chilie-Eintopf währende Jutta mit einem riesigen Salat kämpfte. Als Beilage gab es fritiertes Maisbrot, das so lecker war, dass wir noch nach einem Nachschlag verlangten.

Wenn das Wetter morgen früh mitspielt, hoffen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang vom Balkon aus und planen noch eine kleine Wanderung durch das Valley. Danach geht es ab zur nächsten Station: Das Canyon-Wunderland rund um Moab.

Unsere heutige Strecke:


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10. Tag: Page: Antelope Canyon – Marble Canyon und Lake Powell

*hicks* Heute Abend waren wir beim Fiesta Mexicana essen. Laut Tripadvisor gibt es dort die besten Margaritas der Welt. Unsere Gastgeberin Lulu, die gestern Besuch ihres Stiefsohnes bekommen hatte und gestern in dem Lokal war, war heute Morgen etwas blass um die Nase. Der Stiefsohn meinte zu uns “Take care…”, nachdem er heute früh als Zombie ums Haus schlich. DAS mussten wir natürlich auch testen. Und JA, die Margaritas sind gut. Groß vor allem. So groß, dass mir einer reichte und ich jetzt mit lockerer Hand und leicht lallend den Bericht schreiben kann.

Heute morgen konnten wir erstmals etwas länger schlafen und sind erst kurz vor sieben Uhr wach. Ab 7.30 Uhr wollte Lulu im Büro sein und uns unsere Ermäßigungscoupons für die Tour in den Antelope Canyon geben. Um 7.45 Uhr ist dann aber noch nichts von ihr zu sehen… s.o.!

So setzen wir uns mit einem Kaffee und etwas zu lesen in die Sonne und warten darauf, dass Lulu wieder in der Lage ist, mit uns zu kommunizieren. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel – ein perfekter Tag für den Antelope Canyon also. Dieser Canyon, ein sogenannter Slot-Canyon, verzaubert Fotografen vor allem durch seine “Beams”, also Lichtstrahlen, die sichtbar durch enge Felsspalten scheinen und die sind halt nur bei wolkenlosem Himmel zu sehen, da nur dann die Sonneneinstrahlung intensiv genug ist.

Lulu kommt und kommt nicht in die Gänge und so gehen wir erst einmal ein Frühstück jagen. Dies gelingt uns in einem Schnellrestaurant, in dem wir günstig und sogar relativ gut ein Scrambled Eggs und Kaffee bekommen. Um 9.30 Uhr ist dann tatsächlich so weit. Lulu empfängt uns in ihrem Büro und zeichnet uns den Coupon auf einen Post-it-Zettel, den wir bei dem Anbieter abgeben sollen und damit unsere Ermäßigung kriegen. Das funktioniert zu unserem Erstaunen auch und um 10 Uhr starten wir Richtung Upper Antelope Canyon.

Gefahren werden wir von einem jungen, sehr sprachinteressierten Mann, der uns sogar auf deutsch begrüßt und mit uns ein paar Brocken deutsch sprechen kann – genauso wie er mit dem holländischen Paar, das bei uns dabei ist, holländisch spricht. Er erzählt uns, dass er sehr sprachinteressiert ist und gerade spanisch und Navajao lernt. Nächstes Jahr will er eine Europareise machen, um mal mit eigenen Augen zu sehen, wo die ganzen Leute, die er tagtäglich durch den Antelope Canyon führt, herkommen. Wir erfahren, dass der Antelope Canyon erstaunlicherweise hauptsächlich von Europäern und Japanern besucht wird. Amerikaner wissen wohl eher nicht so gut über die Naturwunder ihres eigenen Kontinents Bescheid. Ein ähnlichen Kommentar hatten wir gestern schon von einer Mitarbeiterin im der Agentur für die Canyonraftings gehört: “The Germans know all the magic places round Page”. Tja, der gründliche Deutsche bereitet sich halt ordentlich auf seine Reisen vor…

Nach kurzer Zeit kommen wir an einem Platz mitten im Nichts an, an dem es von Autos und Menschen wimmelt. An der Schranke, an dem zu zahlen ist, können wir natürlich durchfahren, da wir ja bereits unser Entgelt entrichtet haben. Ich will mich schon losschnallen, als unser Fahrer meint, es gäbe jetzt noch einen kleinen “4-Wheel-Drive”. Die kommenden 10 Minuten werden wir ordentlich durchgeschüttelt, denn es geht über eine absolut unbefestigte Sandpiste. Holla, eine Herausforderung für den Gleichgewichtssinn! Insbesondere nach der Rückfahrt hatte Ralf etwas mit Schwindelgefühlen zu kämpfen… Wir sind vor allem froh, mit diesem Anbieter fahren zu können, denn wir sitzen “bequem” in einem geschlossenen Jeep. Die meisten anderen Touristen fahren mit offenen Jeeps, auf denen sie auf der offenen Ladefläche auf einfachen Bänken sitzen und sich festhalten müssen um nicht runterzufallen. Da geht es uns doch besser.

Unsere "Straße" zum Antelope Canyon
Unsere “Straße” zum Antelope Canyon

Am Eingang des Canyons gibt uns der Führer noch Tipps für die Kameraeeinstellung und einige Verhaltensmaßregeln und dann geht es mit vielen, vielen anderen Menschen in die schmale Felsspalte hinein. Der aus Sandstein bestehende Canyon ist geformt durch Flash Floods, die sehr regelmäßig und mit großer Gewalt durch ihn hindurchfließen. Der Boden ist bedeckt mit feinem Sand, dessen Höhe nach Angaben des Führers um bis zu zwei Metern differiert. Derzeit ist er relativ tief, das kann sich aber schon nach der nächsten Flash Flood, bei der das Wasser im Canyon bis zu 20 m hochsteigen kann, ändern. Ein etwas mulmiges Gefühl habe ich ja schon,als wir durch den Canyon hindurchgeschleust werden. Es sind wirklich hunderte Menschen dort drin und ich möchte mir nicht eine evt. schnelle Räumung bei drohendem Wassereinbruch vorstellen. Ja, ich weiß, ich bin dieser Hinsicht etwas paranoid. Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Sonne scheint.

Antelope Canyon
Antelope Canyon

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Wir werden also durch den Canyon geführt, der Führer macht uns auf besondere Plätze aufmerksam, gibt Tipps für gute Fotos, macht sogar ein paar besondere für jeden einzelnen mit dessen Kamera selbst. Ich fotografiere ja nicht selbst, laufe nur mit offenen Augen rum und schaue und bin damit ein absoluter Exot. ALLE anderen laufen nur mit Kameras vorm Gesicht durch den Canyon, es wird fotografiert wie verrückt. Wahnsinn!

Vor derm Antelope Canyon
Vor derm Antelope Canyon

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Nach etwa einer Stunde sind wir am Ende des Canyons angelangt. Im Freien stehend spielt uns der Guide noch etwas auf seiner Indianerflöte vor, bevor es zurückgeht. Er möchte uns jetzt relativ schnell bis in den vorderen Teil zurückführen, da es dort jetzt zu den Beams kommen soll.

Unser Führer
Unser Führer

Dort angekommen herrscht natürlich ein ordentliches Gedränge. Was aber nicht so schlimm wäre, da ja eh jeder nur “in die Luft”, also senkrecht nach oben fotografiert. Blöder ist aber nur, dass sich ausgerechnet jetzt eine dicke Wolke vor die Sonne geschoben hat. Und bei bewölktem Wetter gibts leider keine Beams. Wir warten ein paar Minuten, dann müssen wir leider wieder raus. Die nächsten Gruppen warten schließlich schon. Schade, aber der Canyon war trotzdem super schön. Wobei ich zugeben muss, dass in diesem Fall gute Fotos tatsächlich weitaus wirkungsvoller als die Wirklichkeit sind. Hier ist es also genau anders herum als beim Grand Canyon, wo kein Foto auch nur annäherend die Größe und Schönheit der Landschaft beschreiben kann.

Wir hoppeln über die Sandpiste zurück und unser Guide fährt uns wieder nach Page, wo wir uns von ihm verabschieden. Schön wars!

Danach fahren wir zum Horseshoe Bend. Hier sieht man eine 270-Grad-Kehre des Colorado River, die wir gestern direkt auf dem Fluss zurückgelegt haben und wo wir den oben stehenden Touristen zugewunken haben, von oben, von einer über 300 m hohen Klippe. Als wir hier vor 4 Jahren das erste Mal waren, hatten wir den Platz fast für uns allein. Dieses Mal wimmelt es von Touristen. Der Blick nach unten ist wunderschön, aber der Weg nach unten auch verdammt weit. Mein Magen findet das gerade nicht so toll, insbesondere wenn Ralf sich zu weit nach vorne wagt um Fotos zu schießen. Außerdem drohen schwarze Wolken am Himmel mit Gewitter und so gehen wir bald zum Auto zurück.

Horseshoe Bend
Horseshoe Bend

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Unser weiteres Ziel ist der Marbles Canyon, den wir gestern auf dem Weg von Lee’s Ferry zurück nach Page gesehen hatten und den wir in Ruhe anschauen wollten. Schon der Weg dorthin ist von der Landschaft her einfach wieder der Hammer. Immer wieder tun sich neue Ausblicke auf und insbesondere in Zusammenspiel mit den dunklen Wolken am Himmel, die aber bis auf ein paar Tropfen sich niemals öffnen, sind wir wie verzaubert von diesen Bildern.

Fahrt zum Marble Canyon und Lees Ferry
Fahrt zum Marble Canyon und Lees Ferry

DSC_0522Eine der vielen "Murmeln"

Eine der vielen “Murmeln”

Navajo Bridge am Marble Canyon
Navajo Bridge am Marble Canyon

DSC_0425Wir fahren an den Vermillion Cliffs vorbei bis nach Lee’s Ferry, wo wir die ersten Stromschnellen des Colorado auf dem Weg durch den Grand Canyon aus der Nähe sehen können. Laut Beschreibung auf einer Tafel am Ufer sind diese noch zu klein und harmlos um sie überhaupt Stromschnellen nennen zu dürfen, aber uns reicht der Anblick um uns klarzumachen, dass eine Raftingtour durch den Grand Canyon defintiv nicht auf unserer To-Do-Liste steht.

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Lees Ferry
Lees Ferry
Hier werden gerade die Boote fertig gemacht für 20 Tage auf dem Colorado
Hier werden gerade die Boote fertig gemacht für 20 Tage auf dem Colorado

Wir fahren zurück nach Page, wo wir noch über die Brücke beim Glen-Canyon-Dam zur Wahweap-Marina am Lake Powell fahren. Zumindest einmal möchte ich doch zum See, wenn schon dieses Mal keine Bootstour auf dem See auf unserem Plan stand. Wir entdecken ganz neue Aussichtspunkte und genießen den Anblick dieses blauen Sees mitten in den Felsen der Wüste. Wunderschön! Nach einem kurzen Bummel durch die Marina selbst fahren wir zum Motel zurück, da uns inzwischen der Hunger plagt.

Zur Erinnerung: Wir sind hier mitten in der Wüste
Zur Erinnerung: Wir sind hier mitten in der Wüste

DSC_0574 DSC_0614 DSC_0593 DSC_0591Tja, und dann gehen wir ins Fiesta Mexicana zum Essen. Leckeres Essen und vor allem leckere Margaritas gibt’s da …

DSC_0620Die Straße der kleinen alten Motels in Page

Die Straße der kleinen alten Motels in Page

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9. Tag: Page – Colorado-Bootstour

Heute wollen wir den Colorado River mit dem Schlauchboot erkunden. Ralf hatte während der Reisevorbereitungen zufällig einen Reisebericht von anderen Reisenden gelesen, in dem von einer Schlauchboottour auf dem Colorado berichtet wurde IN RUHIGEM WASSER. Ansonsten ist dieser Fluss ja eher für seine Raftingtouren bekannt, was definitiv nichts für uns wasserscheue Angsthasen ist, aber dieses Angebot klang optimal für uns. Vom Glen Canyon Dam aus 15 Meilen mit dem Schlauchboot flussabwärts fahren, bevor es dann von Lee’s Ferry, wo die Raftingtouren starten für uns wieder bequem mit dem Bus zurück geht.

Treffpunkt in Page ist schon um 7 Uhr morgens, also ist frühes Aufstehen angesagt. Zum Frühstück gibt es heute nur einen Kaffee, ein paar Kekse und etwas trockenes Brot, das vom gestrigen Grillen übrig geblieben ist. Reicht aber auch mal.

Am Treffpunkt sind schon viele andere, die alle mit auf den Fluss wollen. Bald geht es mit dem Bus los, nicht bevor unsere Rucksäcke einer genauen Kontrolle unterzogen wurden. Da die Tour direkt am Fuss des Glen Canyon Dams beginnt, darf unser Bus über den Versorgungstunnel fahren, der direkt in den Felsen gehauen wurde und ein sehr starkes Gefälle aufweist. In diesem Sicherheitsbereich sind absolut keine Waffen erlaubt, also auch kein Taschenmesser. Ralf hat sein’s natürlich dabei, aber im Laden heben sie es gerne für uns auf.

IMG_9113 IMG_9124 IMG_9126Den Weg vom Bus zu unserem Boot müssen wir mit aufgesetztem Helm zurücklegen. Dann liegen die Boote vor uns. Wir waren im Bus relativ weit vorne, sind jetzt also auch bei den ersten und dürfen daher aufs erste Boot – ein echter Glücksfall, wie sich später herausstellt. Unser Guide heißt Easy, ein cooler, netter Amerikaner, dem man bei all seinen Erklärungen anmerkt, dass er den Fluss und die Natur liebt. Er erklärt sehr viel über die Entstehung des Dammes, des Lake Powell, aber auch über die Felsen, die Pflanzen und die Tiere des Flusses. Mit sehr viel Geduld und Humor beantwortet er alle Fragen seiner Gäste – einfach toll .

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Nach einer Stunde Fahrzeit, immer wieder unterbrochen durch Stopps auf dem Fluss, bei denen erklärt wird, was zu sehen ist, erreichen wir einen Teil des Canyons, an dem uralte Felszeichungen, sogenannte Petroglyphen zu sehen sind. Diese werden uns von einem Ranger erklärt, bevor es weitergeht. Ach ja, Restrooms, also Toiletten sind auch vorhanden. Wie überall in den Nationalparks sind es Plumpsklos, bei denen es ganz schön von unten zieht, die aber in sehr gutem Zustand sind und auch für empfindliche Nasen keine Herausforderung darstellen.

IMG_9203 IMG_9219 IMG_9227Nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt stellt Easy den Motor ab und lässt unser Boot treiben. So schön ruhig wird es! Er lässt die anderen 4 Boote passieren und tut immer noch nichts. Dann fragt er, ob wir gerne Musik hören möchten. Ja, klar. Er greift nach einem alten Gitarrenkoffer, zieht eine Gitarre heraus, von der er erklärt, das wäre seine allererste Gitarre gewesen. Seine Mutter habe die für 85 Dollar bei Ebay gekauft. Daran sieht man wieder, wie jung der Gute war. Bei Ebay! “Zu unserer Zeit” hätte die Mutter die Gitarre vielleicht auf dem Flohmarkt gekauft … Ich werde wirklich alt!

IMG_9254 IMG_9260 3 Lieder spielt und singt Easy für uns und alle sind begeistert, denn es legt sich eine besondere Stimmung über uns. Danach müssen wir aber wirklich weiter. Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen dreht Easy ordentlich den Motor auf und wir, die wir auf dem äußeren Wulst des Bootes sitzen holen uns noch ordentlich nasse Füße. Aber toll ist es trotzdem.

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Bei Lee’s Ferry endet die rasante Fahrt. Wir verabschieden uns von Easy und werden in einer einstündigen Fahrt nach Page zurückgebracht.

Es war richtig, richtig toll. Auch mit dem Wetter hatten wir noch Glück. Zwar lag der Anfang der Fahrt noch im Schatten und es war daher recht kühl, Später ist dann aber die Sonne zwischen den Wolken raus gekommen und wir haben viel Sonne und angenehme Temperaturen genießen dürfen. Von daher hat sich das frühe Aufstehen wirklich gelohnt.

Bevor wir müde in unser Motel zurückkehren, holen wir uns bei Safeway noch ein paar Sandwiches zum Mittagessen. Danach ist Ausruhen angesagt. Währenddessen bricht draußen ein ordentliches Gewitter los, das eine ganze Zeit lang dauert. Es kracht ganz schön und es kommt einiges an Regen vom Himmel. Hm, was fangen wir also mit dem Rest des Tages an?

Kurzentschlossen beschließen wir, dass heute Waschtag angesagt ist. Wir haben ja aufgrund der Gepäckbeschränkungen der Fluggesellschaften nicht Kleidung für 3 Wochen dabei und hatten geplant, einmal einen amerikanischen Waschsalon auszuprobieren. Beim vorbeifahren hatten wir gestern auch schon einen gesehen. Also packen wir die Schmutzwäsche zusammen und starten ins nächste Abenteuer.

Ich war ja noch nie in einem Waschsalon, geschweige denn in einem amerikanischen. Es herrscht ein riesen Gewusel. Ralf entdeckt gleich das “Soap-Center”, wo man am Automaten alles benötigte an Waschpulver, Waschkraftverstärker, Bleiche und Weichspüler kaufen kann. Wir entscheiden uns für eine Sorte und hoffen, dass da die richtige ist. Dann irren wir durch den Salon auf der Suche nach einer freien Waschmaschine. Es gibt sie in allen Größen und Varianten, angefangen von der Junior- über die “normale” bis zur Oversize-Waschemaschine, entweder Front- oder Toplader. Ein freundlicher Mann macht uns darauf aufmerksam, dass die Maschine neben seiner noch frei sei und erklärt uns auch in ein paar Worten die Bedienung. Es gibt eigentlich nur 3 Temperaturen: cold, warm und hot. WIE kalt, warm oder heiß das ist, weiß man natürlich nicht. Oben kippt man Waschmittel rein – für Vor- und Hauptgang getrennt, was uns leider nichts nutzt, weil wir ja nur ein Minipäckchen für den Hauptwaschgang haben. Danach noch 12 Quarters, also 3 Dollar einwerfen und das Spiel beginnt. Ganz einfach also. Wir stehen neben der Maschine und schauen unserer Wäsche beim Karussellfahren zu. Ich hoffe, dass die eingestellte Temperatur von “warm” die richtige ist und dass die Wäsche auch sauber wird. (So richtig sauber war sie dann aber nicht. Vielleicht hätte das Waschmittel im Vorwaschgang noch was gebracht. Keine Ahnung, ist auch egal :-))

Nach etwa 20 Minuten ist die Maschine fertig mit der Arbeit und wir räumen die Wäsche in einen Wäschetrockner. Hier wirft man immer 1 Quarter ein, dafür läuft der Trockner 10 Minuten. Bis die letzte Jeans trocken ist, dauert es dann 40 Minuten. Viel Zeit also, das Treiben im Salon zu beobachten. Es ist richtig viel los, es scheint in Page viele Haushalte ohne Waschmaschine zu geben. Bevor wir gehen, können wir unser erworbenes Wissen noch drei junge Deutsche weitergeben, die genauso ratlos wie wir vor einer guten Stunde vor den Maschinen standen.

Danach gehen wir noch ein bisschen shoppen. Leider haben in Page viele Geschäfte geschlossen, bzw. stehen zum Verkauf. Die Rezession in den USA macht sich hier ziemlich deutlich bemerkbar.

Aufgrund des deutlich abgekühlten Wetters und vieler Wolken am Himmel gibt es heute kein Barbecue bei Lulu. Wir hatten aber sowieso beschlossen, dass wir heute Abend wieder essen gehen werden und speisen ausgezeichnet bei “Bonkers“. Und wieder ist ein spannender Tag zu Ende.

Heute gibt es keine Route, aber als besonderes Schmankerl ein Video einer ähnlichen Tour auf der Easy Joseph singt:

8. Tag: Vom Grand Canyon nach Page

Heute nehmen wir Abschied vom Grand Canyon, was uns nicht so besonders schwer fällt, denn wie gestern schon geschrieben, haben wir uns jetzt endlich satt gesehen. Unser Weg nach Page führt uns aber noch einmal durch den östlichen Teil des Nationalparks bis zum Desert Tower. Dort halten wir noch einmal kurz an, besteigen zusammen mit vielen anderen Touristen den Turm, schauen uns um und beschließen, dass es wirklich OK ist, jetzt weiter zufahren. Irgendwie ist ein Wiedersehen mit dieser gigantischen Schlucht doch etwas anderes als ein erstes Zusammentreffen. Man ist nicht mehr so überwältigt, sondern hat eher das Gefühl, ja, ist ok, Du bist da, bist gewaltig groß und beeindruckend und das ist OK.

Die letzte Station bevor wir den Grand Canyon verlassen
Die letzte Station bevor wir den Grand Canyon verlassen
Gefährliche Gegend der Grand Canyon
Gefährliche Gegend der Grand Canyon

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Die Weiterfahrt nach Page ist angefüllt mit alten Erinnerungen an unsere letzte Tour, die uns über die gleiche Strecke geführt hatte. Ja, hier haben wir angehalten. Schau, diese vielen Verkaufsstände mit Indianerschmuck und -kunsthandwerk. Wie schlimm, diese vielen heruntergekommenen Indianersiedlungen. Was hat sich der “weiße Mann” nur dabei gedacht und wieviel Arroganz ist nötig, den amerikanischen Ureinwohnern dieses zwar wunderschöne aber absolut lebensfeindliche, öde Land als Heimat anzubieten? Wie würden wir uns fühlen, wenn wir plötzlich aus unserer gewohnten Umgebung herausgerissen würden und dorthin verpflanzt würden? So nach dem Motto, schaut, wieviel neues Land ihr da bekommt. Seid also brav und freut euch darüber …

Verkaufsstand der Navajos
Verkaufsstand der Navajos

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Kleiner Canyon im Navajo-Reservat
Kleiner Canyon im Navajo-Reservat

Ansonsten verläuft die Fahrt unspektakulär. Einmal kommen wir zu einer größeren Straßenbaustelle. Es wird schon mit Schildern darauf hingewiesen, dass die Straße nur noch einspurig verlaufen wird, das Tempo wird gedrosselt und dann steht da ein Mann mit Flagge und stoppt den Verkehr. Tja, und dann steht man da mitten in der Landschaft. Weit und breit nichts zu sehen. Irgendwann kommt dann eine gewaltige Autoschlange entgegen und irgendwann fahren die vor einem stehenden an und man selbst fährt einfach der Kolonne nach – über eine eigentlich komplett fertige Straße, es ist also nichts von einer Baustelle zu sehen. Ach ja, doch, da vorne fährt ja ein Baufahrzeug. Das macht gerade noch die Fahrbahnmarkierung fertig. Damit das alles gut funktioniert, wird jede Kolonne von einem “Pilot Car – Follow me” angeführt. Den Job stell ich mir ja – genauso wie den des Mannes mit der Flagge – sehr spannend vor. Den ganzen Tag einen Treck von Autos über eine Strecke von etwa 5 km führen, wenden und mit dem nächsten Treck zurück. 🙂

Landschaft :-)
Landschaft 🙂

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Baustelle auf amerikanisch
Baustelle auf amerikanisch

In Page angekommen sind wir gleich wieder fasziniert von der Landschaft. Diese Gesteinsformationen sind einfach fantastisch. Aber als erstes fahren wir einen Denny’s an, den ersten für diese Reise. Wir stärken uns mit einem Salat mit Hähnchenbrust (und einem klitzekleinen Nachtisch…) für den Rest des Tages, bevor wir einen Viewing Point ansteuern, von dem aus man einen perfekten Blick auf die Staumauer des Glen Canyon Dam hat. Zusammen mit diesen großartigen Felsen ringsherum ein echtes Highlight.

Der Lake Powell - Ein Stausee mitten in der Wüste - ist schon zu sehen
Der Lake Powell – Ein Stausee mitten in der Wüste – ist schon zu sehen

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Der Colorado. An dieser Stelle wollen wir morgen früh los
Der Colorado. An dieser Stelle wollen wir morgen früh los

DSC_0104 DSC_0111Danach fahren wir zu unserem Motel “Lulu’s Sleep Ezze“. Dieses kleine, altmodische Motel haben wir im Internet gefunden und aufgrund der dortigen Berichte gleich für 3 Nächte gebucht. Das Motel ist wirklich ganz entzückend und hat eine super nette und herzliche Gastgeberin. Unser Zimmer hat die Nummer 8. “The door is open, the key is inside” – ja, so ist das hier tatsächlich noch. Das Zimmer ist zwar nicht so perfekt eingerichtet wie in den meisten Kettenmotels, hat dafür aber echten Charme und ist blitzsauber. Es hat einen Kühlschrank, eine Mikrowelle und eine Kaffeemaschine MIT ECHTEN PORZELLANBECHERN. Juchhu, wir müssen also morgen früh keinen Kaffee aus Pappbechern trinken!

Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte
Unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte

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Echte Tassen! Eine Rarität in amerikanischen Motelzimmern
Echte Tassen! Eine Rarität in amerikanischen Motelzimmern
Schnell noch ein paar Bilder sichern
Schnell noch ein paar Bilder sichern

Nach dem Ausräumen des Autos macht Ralf erst einmal ein paar Fotos von diesem Kleinod und muss es natürlich gleich der Welt mitteilen. ;-)) Danach machen wir uns auf zum Einkaufen ins Safeway. Bei Lulu gibt es nämlich jeden Abend Barbecue für die Gäste. Dafür muss man natürlich selbst einkaufen, aber sie gibt uns ihre Rabattkarte mit und man bekommt 10% Rabatt auf alles. Wir kaufen Ribeye-Steaks, Brot, Makkaronisalat, Steaksauce und natürlich Bier. Zusammengerechnet kommt der Spaß dann wahrscheinlich kaum billiger als Essen gehen, aber dafür sitzen wir abends dann hinter dem Motel und essen die von Lulu frisch gegrillten Steaks (köstlich!) unter einem Strohschirm mit bunten Lämpchen. Sehr romantisch. Da es hier sehr familiär zugeht, müssen wir natürlich unser Geschirr auch selbst spülen (Lulu hat mir vorher genau ihre Küche erklärt) und dann gerät sie ins Erzählen. Ihre Geschichte ist sehr spannend und interessant, aber irgendwann treibt es mich ins Zimmer, denn es blitzt und donnert ganz gewaltig.

Unser erstes amerikanisches BBQ
Unser erstes amerikanisches BBQ

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Hoffentlich gewittert es morgen nicht, denn eigentlich haben wir vor, eine Schlauchbootfahrt auf dem Colorado River mitzumachen. Um 7 Uhr ist Treffpunkt.

Unsere heutige Route:


USA September 2011 auf einer größeren Karte anzeigen

7. Tag: Immer noch Grand Canyon

Bei unseren immer noch regelmäßigen Wachphasen in der Nacht haben Ralf und ich unabhängig voneinander festgestellt, dass unsere Waden ganz schön zwicken. Daher fällt die Entscheidung für das heutige Tagesprogramm nicht allzu schwer: Auf keinen Fall wandern wir heute noch einmal in den Canyon.

Gestern hatten wir schon einmal grob eine Fahrt mit der historischen Dampfeisenbahn von Williams zum Grand Canyon ins Auge gefasst. Ein paar Mal hatten wir auch schon mal die kühne Idee ins Auge gefasst, mit dem Flugzeug über den Canyon zu fliegen. Nachdem ich aber nicht so der große Fan des Fliegens bin, hatte ich eher an die Bahnfahrt gedacht.

Ralf meint aber, dass er sooo gerne fliegen würde. Nach kurzem Überlegen gebe ich mein ok dazu. Also kurz frühstücken (aufgrund der gestrigen McDonalds-Erfahrung haben wir gestern Brot und Frischkäse gekauft. Kaffee gibts im Hotel ja eh immer gratis in beliebigen Mengen) und dann machen wir uns auf Richtung Flughafen. Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel, kein Wind regt sich. Also einfach ein perfekter Tag.

Am Flughafen angekommen finden wir schnell das Hauptterminal, in dem die verschiedenen Anbieter von Rundflügen ihre Schalter haben. Kurz entschlossen steuern wir auf den Schalter von “Westwind” zu, wo wir erfahren, dass aufgrund starker Restriktionen der Flugroute alle Anbieter die gleiche Strecke fliegen. Der Flug soll ungefähr 40 Minuten dauern. Nachdem wir ja keine Vergleichsmöglichkeiten haben, lösen wir zwei Tickets für den nächsten Flug um 9 Uhr. Auf meine Fragen, wie viele Personen wohl mitfliegen werden, erfahre ich, dass wir bisher die einzigen Passagiere sind, das Flugzeug aber 6 Plätze bietet. Das hört sich doch schon mal gut an!

Grand Canyon Airport
Grand Canyon Airport
Die Flughafenkatze
Die Flughafenkatze

Kurz vor 9 Uhr kommt ein junger Mann in Begleitung von drei anderen Personen in die Halle. Es stellt sich heraus, dass das unser Pilot mit den vorherigen Passagieren ist. Die Leute sehen eigentlich ganz munter aus, strahlen vor Begeisterung. Na, dann werde ich das wohl auch schaffen, auch wenn mir etwas mulmig ist.

Zusammen mit dem Piloten marschieren wir übers Flugfeld zu unserer Maschine. Wir machen noch ein paar Fotos, dann gibts die Sicherheitseinweisung – ganz wie bei den “Großen” und wir dürfen in die Maschine einsteigen. Sie ist wirklich winzig! Es gibt drei Sitzreihen hintereinander mit jeweils zwei Plätzen nebeneinander. Also ein Fensterplatz für jeden! Und wir bleiben die einzigen Passagiere. Der Pilot sitzt direkt vor uns, Ralf, der versetzt hinter ihm sitzt, kann ihn gut bei der Arbeit beobachten. Wir setzen unsere Kopfhörer auf, dann geht es los.

"Unser" Flugzeug
“Unser” Flugzeug
Flieger - Grüß mir die Sonne ...
Flieger – Grüß mir die Sonne …

Wie bei Flügen mit den großen Passagiermaschinen rumpelt man erst mal übers Rollfeld, bis man an der Startbahn ist. Kurzer Blick des Piloten nach links und rechts (und oben;-)), dann beschleunigt er und kurze Zeit später sind wir schon ganz sanft in der Luft. Einfach Klasse! Es wackelt ein bisschen, was mir aber gar nicht so unangenehm vorkommt wie beim Flug mit großen Maschinen und ich mach mir auch keine Sorgen. Es scheint mir einfach “natürlich”.

Wir fliegen zuerst über die weiten Kiefernwälder entlang des Grand Canyon, bevor wir dann über die Rimkante fliegen. Ein unbeschreiblicher Anblick, einfach grandios, sensationell, superklasse, toll. Man sieht unten die braunen Fluten des Kleinen Colorado-Flusses und die grünen des Großen. Nach dem Zusammenfluss der beiden ist das Wasser dann auch braun. Schade eigentlich, das Grüne sieht doch viel besser aus.

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Auch jetzt wackelt das Flugzeug ab und zu, aber ich habe immer noch keine Angst. Ich bin einfach nur begeistert. In unseren Kopfhörern hört man ab und zu auf Deutsch bzw. Fränkisch ein paar Erläuterungen zum Grand Canyon allgemein. Auf besondere Punkte macht uns der Pilot selbst aufmerksam.

Nach einiger Zeit müssen wir leider den Canyon verlassen und fliegen zum Flughafen zurück. Winzig klein sieht man in den Wäldern die Landebahn liegen. Ohne viel Gewackel setzt der Pilot zur Landung an und setzt die Maschine sanft auf. Bei einem normalen Flug kommt danach für mich ja immer der schlimmste Moment: das Abbremsen. Die Kräfte, die notwendig sind, eine Maschine mit einem so enormen Gewicht von wasweißichvielen Tonnen zum Stillstand zu bringen empfinde ich einfach als extrem unangenehm und beängstigend. Heute ist das aber ganz anders: Wir setzen auf und danach lässt der Pilot (gefühlt) die kleine Maschine einfach ausrollen. Überhaupt kein Thema. Und mir ist auch gar nicht komisch, als wir aussteigen, sondern ich würde am liebsten gleich nochmal fliegen.

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Das geht aber natürlich nicht und so fahren wir erst einmal ins Hotel zurück, holen unsere Wandersachen und fahren in den Nationalpark. Dort wollen wir heute eine Wanderung auf dem Rim-Trail, also an der Canyonkante entlang machen. Der Vorteil dieser Strecke ist, dass sie natürlich eher flach ist und dass ein Shuttlebus entlang fährt, in den man immer einsteigen kann, wenn man nicht mehr kann oder will.

Wir laufen erst einmal vom Visitor-Center und damit dem Mather-Point ca. 5 km bis zur Bright Angel Lodge. Von dort beginnt der Bright-Angel-Trail, den wir eigentlich ja gehen wollten. Von oben sieht man den Verlauf und auch das von uns ins Auge gefasste Ziel, Indians Garden bzw. den Plateau Point genau. Ein kleines bisschen wehmütig sind wir schon, aber wir hatten ja mit dem South Kaibab Trail gestern ja auch eine wunderschöne Wanderung. Ganz davon abgesehen sind die Ausblicke von den beiden Trails nicht miteinander zu vergleichen. Der South Kaibab Trail bietet schon auf dem oberen Teil, den wir ja gegangen sind, tolle Ausblicke auf den Hauptcanyon, während der Bright Angel Trail eher in einem Seitencanyon verläuft und die Ausblicke vergleichsweise unspektakulär sind. Erst am Plateau Point soll der Bright Angel Trail einen wirklich atemberaubenden Blick auf den Colorado bieten. Aber bis dahin und vor allem wieder zurück ist es eben ein sehr weiter, strapaziöser Weg und daher sind wir zufrieden mit dem, was wir hatten.

DSC_0780 DSC_0775 DSC_0801An der Bright Angel Lodge steigen wir in den Shuttlebus nach Hermits Rest ein. Von dort wollen wir soweit es geht bzw. wir Lust haben zurücklaufen. Auch wenn sich immer wieder tolle Ausblicke auftun, sind wir jedoch etwas enttäuscht vom Weg. Er ist rollstuhlgeeignet, also asphaltiert und damit nicht besonders angenehm zu gehen. Nach etwa 5 km reicht es uns daher (und außerdem sind wir der Meinung, dass eine 10 km-Wanderung für einen Ruhetag, der laut Plan heute ja ist, ausreichend sind!) und wir fahren mit dem Bus zurück.

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Jetzt haben wir noch einen Abend hier in Tusayan, bevor es morgen weiter nach Page geht. Wir freuen uns beide darauf, denn wir haben uns jetzt am Grand Canyon satt gesehen. Besondere Wanderstrecken gibts jetzt auch nicht mehr, die wir erobern könnten und so reicht es uns jetzt hier. Und zu essen gibts auch nichts Leckeres. Und DAS ist für mich ja immer wichtiges Detail auf meiner persönlichen Wohlfühlskala. 🙂

6. Tag: Wanderung auf dem South Kaibab Trail

Die Wetteraussichten für den heutigen Tag waren ja leider nicht so gut. Nach diversen Vorhersagen sollte der Vormittag noch ganz werden, erst am Nachmittag sollen dann Regen und Gewitter vorherrschen.

Also sind wir um 6.30 Uhr aufgestanden, schnell unter die Dusche gesprungen, um dann nach dem Packen unserer Rucksäcke über die Straße zu McDonalds zum frühstücken zu gehen. Ja, schon wieder McDonalds. Ist wirklich nicht meine erste Wahl, aber hier in Tusayan sind die gastronomischen Angebote ziemlich traurig. Teuer und schlechtes Essen mit schlechtem Service. Unsere Überlegung war, dass wir dann bei McDonalds für weniger Geld dann genauso schlechtes Essen kriegen. Wir waren übrigens bei weitem nicht die ersten, die um kurz nach 7 auf diese Idee gekommen waren, denn wir standen in einer riesen Schlange. Für 22 (!) Dollar haben wir dann aber ein einigermaßen genießbares Frühstück bekommen, da wir aus der Erfahrung in Las Vegas gelernt hatten und weder Scrambled Egg noch Sausage gewählt haben. Der Preis ist aber natürlich der Hammer – eben typisch Tusayan.

Um 7.30 Uhr machen wir uns frohgemut auf Richtung Nationalpark. Die Fahrt dorthin dauert nicht lange, denn Tusayan liegt direkt am Nationalparkeingang. Nach dem passieren der Kasse fahren wir noch ein kleines Stück und dann springt mir eine Kontrollleuchte in der Armatur ins Auge. Reifendruck! Oh nein, uns fallen gleich wieder die Erfahrungen in Michigan vor zwei Jahren ein, als wir dann mit Plattfuß liegen geblieben waren. Wir werden uns doch nicht in dieser blöden Baustelle, die sich durch den Ort erstreckt, einen Platten gefahren haben? Ich entscheide, dass wir bei der nächsten Gelegenheit wenden und nach Tusayan zur Tankstelle fahren um den Schaden begutachten zu lassen. Aber in Tusayan gibt es keine Reparaturwerkstatt, erfahren wir. Die nächste gibt es in Williams, 80 km entfernt. Na super, da wissen wir ja, wie wir diesen Tag, der ja eh keine guten Wetteraussichten bieten sollte, rumkriegen. Andererseits – wieso sollen wir uns mit Reparaturen rumplagen, wenn wir eh so weit fahren müssen? Dann können wir auch gleich zu Alamo fahren und denen das Problem übertragen. Schließlich haben wir ja Vollkasko gebucht.

Aber zuerst versuchen wir es damit, die Reifen ordentlich aufzupumpen. Auch ein Abenteuer, denn nach dem Bezahlen von 75 Cents stellen wir fest, dass es keine Reifendruckanzeige an der “Luftpumpe” gibt. Also nach Gefühl die zur Verfügung gestellte Luft auf alle 4 Reifen gerecht aufteilen, denn es ist bei keinem Reifen zu sehen, dass Luft fehlt. Danach Kontrolle, ob die Kontrolleuchte vielleicht jetzt ja nicht mehr leuchtet. Nein, leider Pech gehabt!

Also ab ins Hotel und nach der nächsten Alamo-Station suchen. Leider ist die nächste in Flagstaff, 130 km entfernt. Hoffentlich hält der Reifen bis dorthin und Mist, den Tag hatten wir uns anders vorgestellt. Wir fahren los, ich schalte nach Tusayan gerade die Cruise Control auf 65 Meilen, da stelle ich fest, dass die Kontrolleuchte aus ist. Hm, schön, aber was tun? Ich fahren noch ein paar Kilometer “zur Kontrolle”, dann wende ich und fahre zurück. Ich lasse mich von diesem Auto doch nicht zum Narren halten!

Nochmal zurück ins Hotel, die Rucksäcke wieder einpacken und dann geht es endlich mit 1 Stunde Verspätung in den Park.

Wir wollen heute den South Kaibab Trail wetterabhängig zumindest bis zum “Ooooh-Aaaah-Point” wandern, vielleicht auch weiter. Vom Shuttlebus lassen wir uns zum Trailhead bringen und wandern mit einer Menge anderer Hiker los. Das Wetter ist ganz gut, die Sonne kommt gerade heraus, nachdem es morgens schon geregnet hatte. Der Weg ist wie angekündigt ganz schön steil, aber bergab geht es sich natürlich leicht. Uns umweht ein Hauch von Pferdemist, denn der Trail wird auch von vielen Mulitrecks begangen, der sowohl faule Touristen zum Canyongrund bringt als auch Versorgungsgüter (und Steine, wie wir später feststellen – keine Ahnung warum!).

Die Ausblicke vom Weg sind grandios, Ralf muss immer wieder zum fotografieren anhalten. So schön!

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Bald ist der Oooh-Aaah-Point erreicht und wir entschließen uns nach Cedar Ridge weiterzugehen. Auch dieser Punkt ist leicht zu erwandern mit 4,8 km Länge und 350 Höhenmetern. Spannend sind wirklich die Mulitrecks, die von Zeit zu Zeit entgegenkommen. Dass Mulis so groß sind, hätte ich nicht gedacht. Sie sind aneinander angebunden, vorn und hinten reiten jeweils Muliführer.

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Am Cedar Ridge angekommen erkunden wir die Gegend, schießen viele Fotos und machen dann unter einem Baum Rast, trinken und essen etwas. Da kommen von unten drei Mulitrecks an und verteilen sich auf dem Platz. Keine Ahnung, wie das organisiert ist. Ich nehme an, dass die Tiere von Zeit zu Zeit eine Rast brauchen und außerdem kommen die Trecks auf dem Weg ja nicht aneinander vorbei und so muss alles genau getimet werden.

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Wir sitzen also gemütlich da und genießen den Tag, als plötzlich das Muli eines Reiters wie ein wildes Pferd bockt. Als erstes verliert der Reiter seinen Hut, wie ein Cowboy beim Rodeo, und dann kämpft er ganz schön, um das Tier wieder unter Kontrolle zu bringen. Für mich ein erschreckendes Bild, die anderen Mulireiter bleiben ganz cool, Keine erschreckten Aufrufe oder sonstige Aktivitäten, nur ein anerkennendes “Good job!” als der Muli schließlich wieder brav da steht. Uah, ich fand das echt ganz schön gefährlich, so nah da dran zu sein.

IMG_0599 IMG_0623Kaum ist einen Moment Ruhe eingetreten, als einem anderen Muli plötzlich das auf den Rücken gebundene Gepäck verrutscht und jetzt am Bauch hängt. Das Tier erschrickt natürlich und rast los. Den Führer, der den Strick in der Hand hält, schmeißt es hin und das Tier rast einfach so herum, und macht natürlich die anderen auch noch extrem nervös. Und wir reden hier ja immerhin von 20 bis 30 Tieren! Mir wird es jetzt jedenfalls zu bunt. Ich stehe auf und flüchte mich auf einen Steinhaufen. Da werden diese Monster wohl nicht hinkommen.

Über meine Flucht bemerke ich nicht, dass die Tiere sich dann doch recht schnell beruhigen lassen. Ralf meinte hinterher, dass die Ranger noch lachend zu uns meinten, wir hätten jetzt kostenlos eine Rodeo-Show geboten bekommen… Ich weiß auf jeden Fall, dass mir so große Tiere einfach nicht geheuer sind!

Auch Cedar Ridge reicht uns noch nicht und wir wandern weiter Richtung Canyongrund. Nachdem nun erst mal kein “richtiger” Umkehrpunkt mehr kommt, legen wir fest, dass wir noch eine halbe Stunde weiter bergab gehen und dann umkehren. Wir kommen noch an einigen tollen Aussichtspunkten vorbei und kehren dann brav um.

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Obwohl es inzwischen doch recht heiß geworden ist (von Gewittern erst mal keine Spur), ist der Aufstieg recht anstrengend. Bewaffnet mit unseren Wanderstöcken kommen wir aber recht gut voran. Inzwischen sind wir ziemlich rot geworden. Obenrum leider von Sonnenbrand (dieses komische Sonnenschutzspray von Aldi nutzt irgendwie trotz Schutzfaktor 30 nicht so viel), untenrum vom roten Canyonsand. DAS ist schön.

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Im oberen Teil wird der Trail dann noch einmal richtig steil, aber auch das schaffen wir. Mittlerweile sind einige dunkle Wolken aufgezogen und so bin ich ganz froh, dass wir oben sind. Auch meine Beine meinen, dass es jetzt reicht, auch wenn es wirklich so schön war, dass wir beide noch gerne weitergegangen wären.

Wir fahren mit dem Bus noch weiter zum Yaki-Point, von wo aus wir unseren Weg noch einmal von oben sehen können. Ganz schön tief unten liegt er und wir sind recht stolz auf uns. Insgesamt waren wir 4 Stunden unterwegs.

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Im General Store des Grand Canyon Village kaufen wir noch ein paar Sachen ein, dann merken wir, dass wir doch müde sind und vor allem gerne den roten Staub abduschen würden. Daher fahren wir ins Hotel zurück, wo Ralf schon mal die Fotos sichert und wir uns dann die wohlverdiente Dusche gönnen.

Zum Essen gehen wir ins “Yippie-Ei-Oh-Steakhouse”. Urige eingerichtet mit bedienenden Cowboys, aber das Essen ist ziemlich mies. Morgen geht es dann auch zum Abendessen in irgendein Fastfood-Lokal. Da weiß man wenigstens was man bekommt, oder wie sagte einmal eine Freundin “Von fritiertem Essen war ich noch selten enttäuscht”.

Morgen soll das Wetter wieder gut sein. Ich hoffe, dass der Wetterbericht dann stimmt, denn heute war es ja bis auf die paar Tropfen am Morgen wirklich schön. Wenn unsere Beine damit einverstanden sind, wollen wir dann morgen unsere große Canyon-Wanderung machen. Den Bright-Angel-Trail zumindest bis Indians Garden, wenn es gut läuft, bis zum Plateau Point. Aber das entscheiden wir erst morgen. Langweilig wird es uns hier bestimmt nicht.

Anmerkung von Ralf:

Der Punkt an dem wir umgekehrt haben wird in einem Wanderfürher als O’Neal Butte gekennzeichnet. Das heißt wir sind stolze 4 Meilen in den Canyon hinein gewandert. Nicht ganz so viel wie ich ursprünglich mal geplant hatte, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Ich bin mir übrigens nicht mehr ganz sicher ob der Grand Canyon wirklich echt ist. Überall waren Leute am graben, Schubkarren standen herum und die Mulis haben laufend Steine nach oben getragen. Ob die 450 km lange Schlucht nicht doch künstlich ist? Zutrauen könnte ich es den Amerikanern ja …

Unsere heutige Strecke:

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(Diesmal nicht von Google-Maps)

5. Tag: Von Needles über die Route 66 nach Tusayan (Grand Canyon)

Der heutige Tag ist wieder ein “Fahrtag” über die historische Route 66.

Trotz der hinter dem Gebäude verlaufenden Bahnlinie konnte ich ganz gut schlafen, auch wenn ich immer noch recht früh wach werde. Aber immerhin war es heute schon 6.30 Uhr. Langsam wird es also!

Frühstück gibts im neben dem Best Western liegenden Juicy’s Café.  Im Übernachtungspreis inbegriffen ist eine Portion Rührei mit Schinken, Hashbrowns und ein “Biskuit”, eine Art weiches Brötchen. Mir reicht das locker, aber Ralf kann den Banana Nut Pancakes nicht widerstehen und ordert zusätzlich noch 1 Rührei mit Bacon. Alles sehr lecker.

Danach checken wir aus. Über Nacht ist es um einiges kühler geworden, außerdem ist der Himmel bewölkt. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind nicht so toll, bewölkt, stellenweise leichter Regen und sogar Gewitter. Der im Süden tobende Hurricane “Lee”  hat Auswirkungen bis hier .  Aber egal, wir lassen uns die Laune nicht verderben und starten wohlgemut Richtung Oatman an der Route 66. Der heutige Tag ist ein besonderes Highlight besonders für Ralf. Ich lasse es auf mich zukommen.

Auf dem Weg nach Oatman werden wir von der österreichischen Motorradgruppe aus dem Motel überholt. Die werden wir wohl noch häufiger treffen. Auf dem Weg ins Gebirge weisen uns Schilder auf wild lebende Esel hin, auf die wir achten sollen, Und tatsächlich kommen wir an einer Gruppe Esel vorbei, die sich an der Straße häuslich niedergelassen haben. So niedlich! Insbesondere ein Fohlen, das da liegt hat es mir angetan. Lustig  finde ich, dass es einen Aufkleber auf der Stirn hat.

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In Oatman, einer alten Westernstadt, angekommen treffen wir die Motorradgruppe wieder und stellen amüsiert fest, dass das Treffen wohl nicht das letzte war (war es dann aber doch, zumindest für heute). Ansonsten sind alle Häuser typisch amerikanisch im alten Westernstil hergerichtet und überall kann man Andenken kaufen. Sieht ganz nett aus, aber mir fehlen die Esel, auf die hier überall hingewiesen wird und deren Hinterlassenschaften man auf der Straße sieht und vor allem riecht. Auch Eselfutter kann man kaufen. Und man erhält den Hinweis, dass man Esel mit Aufkleber auf der Stirn bitte nicht füttern soll, da diese das wohl nicht vertragen und sterben müssten. Ich nehme an, dass die Esel noch in der Wildnis sind, weil es noch so früh am Tag ist und sehr wenige Touristen unterwegs sind.

DSC_0540 DSC_0536 DSC_0532 DSC_0548Also geht es weiter auf der “Mother Road”, die sich hinter der Oatman malerisch durchs Gebirge schlängelt. Kaum vorstellbar, dass diese Sträßchen einmal eine wichtige Hauptverkehrsverbindung von Ost nach West war. Aber sehr schön alles.

DSC_0562 DSC_0563Danach wird es für mich etwa eintöniger. Zwar ist die Landschaft immer noch schön und abwechslungsreich, aber irgendwie reißt mich das alles nicht vom Hocker. In Kingman machen wir einen Stopp und besichtigen das Museum, in dem die Geschichte der Straße dargestellt wird. Sehr interessant und beeindruckend.

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Und weiter…. Meile um Meile fahren, unterbrochen von “historischen” Gebäuden mit alten, verrrosteten Ami-Schlitten davor und natürlich Andenkenladen. Ralf ist begeistert und macht viele Fotos, aber mir fehlt irgendwie der Sinn für diese Art von Romantik. Nicht, dass ich genervt bin oder es schlimm finde, aber es reißt mich einfach nicht vom Hocker.

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So bin ich froh, dass wir nach einer Rast in Lilo’s Café in Seligman, wo es amerikanisches und deutsches Essen und einen Besitzer, der zwischen 1958 und 1962 als GI in Deutschland stationiert war und dem Bier und den Schnitzeln hinterhertrauert, aber immerhin eine in Wiesbaden gebürtige Frau mitgenommen hat, bald auf die Interstate Richtung Williams / Grand Canyon abbiegen können.

DSC_0632 DSC_0647 DSC_0637 DSC_0635In Tusayan angekommen beziehen wir unser schönes Zimmer in der Red Feather Lodge, in der wir schon bei unserem ersten Grand-Canyon-Besuch gewohnt hatten und fahren zu einer ersten Stippvisite an den Canyon. Er ist tatsächlich noch da, ist aber ziemlich dunstig. Das liegt daran, dass es heute doch ziemlich geregnet hat. Jetzt scheint zwar die Sonne, aber es ist nur noch um die 60 Grad Fahrenheit warm.  Außerdem sind die Wetteraussichten für morgen ziemlich bescheiden.  Unsere geplante Wanderung in den Canyon hinein werden wir wohl verschieben müssen. Das sehen wir dann morgen.

DSC_0669 DSC_0681 DSC_0680Gegessen haben wir bei Sophie’s Kitchen mexikanisch. Pappsatt sind wir und das Essen war auch ganz lecker.

Morgen sehen wir weiter.

Unsere heutige Route:


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