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Tag 5: Cleveland

Der Morgen beginnt mit einem kontinentalen Frühstück im Best Western. Besonders ist in diesem Hotel, dass es nur große runde Tische gibt, so dass man mit Fremden zusammen sitzt und isst. Sehr seltsam für die USA, wo doch so viel Wert auf Abstand und Privatsphäre gelegt wird. Es ist wirklich unglaublich, wie viele „Excuse me“ man am Tag hört. Sobald man auch nur ansatzweise jemandem in die Quere kommt, macht dieser eine Vollbremsung und entschuldigt sich für sein Versehen. Eigentlich bilde ich mir ein, kein unhöflicher Mensch zu sein, aber hier in den Staaten beschleicht mich langsam das Gefühl, der Nummer-1-Egoist zu sein.

Nach dem Auschecken machen wir uns auf den Weg nach Cleveland. Das Navigationsgerät verwirrt uns mal wieder mit seinen Ansagen und so bin ich ruckzuck falsch gefahren. Gott sei Dank rechnet das Navi aber blitzschnell die Alternative aus und so bin ich auch genauso schnell wieder auf dem richtigen Weg – wenn auch im Stau.

Heute führt uns der Weg hauptsächlich über Autobahnen, da wir möglichst früh in Cleveland ankommen wollen, um uns die Rock`n`Roll Hall of Fame anzuschauen. Heute ist die Straße, die wieder eine Turnpike ist, nicht so stark befahren wie gestern. Ganz entspannt gleiten wir dahin durch eine Landschaft, die manchmal richtig klischeehaft schön ist mit kleinen Farmen mit weißen Zäunen, hinter denen eine Herde Pferde steht oder kleine Seen mit lauschigen Bootsstegen. Spontan kommt mir der Gedanke, dass das doch nicht echt sein kann, sondern nur für die Touristen da hingebaut worden ist.

Außerdem fällt mal wieder auf, dass es hier wirklich aussieht wie bei den Sims (dem Computerspiel). Diese kleinen Häuser mir ihren Wandverkleidungen, die Anlage der Gärten – man merkt wirklich, dass das Spiel auf den US-amerikanischen Geschmack ausgerichtet ist. Jetzt verstehe ich auch, dass meine Sims manchmal so gar nicht begeistert sind, wenn ich ihnen ein nach meinem Geschmack wunderschönes Haus hingestellt habe. Es ist dann ganz einfach zu Deutsch.

Bilderbuchlandschaft in Ohio
Bilderbuchlandschaft in Ohio

Kurz vor Cleveland machen wir am Welcome-Center des Staates Ohio halt, versorgen uns mit Informationen und trinken bei Starbucks einen Kaffee. Ich probiere den „Flavour you love“, der jetzt endlich wieder „back“ ist, einen Pumpkin-spiced Latte. Das muss man doch einfach, wenn man in dieser Zeit in den USA ist, oder? Er schmeckt übrigens gar nicht mal so schlecht, auch wenn er schrecklich süß ist.

An der Mautstation staunen wir dann nicht schlecht, als es ans Bezahlen geht. Gestern hatten wir ja nicht mitbekommen, wie viel wir für die Fahrt über den Turnpike zahlen mussten, da der Preis elektronisch beglichen wurde, aber heute war der Preis in bar zu zahlen. Wir zahlten für ungefähr 160 km Fahrt auf der gut ausgebauten, baustellenfreien Autobahn 2,25 Dollar! Da hat die Gebühr doch wirklich eher nur symbolischen Charakter finde ich, freue mich natürlich aber darüber.

Dann fahren wir in die Stadt hinein und sehen zum ersten Mal den Erie-See. Er ist wirklich imposant, wie ein Meer. Ein großes Frachtschiff ist am Horizont zu sehen und ein Leuchttum steht am Ufer. Es ist ziemlich windig und so ist das Wasser sehr unruhig.

Das ist kein Meer - das ist einer der 5 großen Seen Nordamerikas: Der Eriesee
Das ist kein Meer – das ist einer der 5 großen Seen Nordamerikas: Der Eriesee

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Nach einigem Rätseln ob der Ansagen unserer ollen Navi-Tante, einigem falschen Abbiegen wegen Fehlinterpretationen und schließlich einem gewagten Fahrmanöver quer über 4 Fahrspuren haben wir endlich einen Parkplatz gefunden, der zudem noch richtig billig ist. 3 Dollar für den ganzen Tag finde ich sehr günstig. Dass der Parkplatz gar nicht weit weg von der Rock`n`Roll Hall of Fame ist, ist allerdings ehrlich gesagt Zufall. Ich hatte einfach keine Lust mehr, durch diese Stadt zu fahren.

Wir machen einen ersten Spaziergang am See, Ralf macht die ersten Fotos und ich freue mich über das gigantische Panorama bei herrlichstem Sonnenschein. Dann gehen wir ins Museum. Nein, falsch, zuerst gehen wir noch mal zum Auto zurück, denn Ralf befürchtet die übliche Sicherheitskontrolle am Eingang, nachdem ihm eingefallen ist, dass er natürlich sein Taschenmesser in der Hosentasche hat. Außerdem ist Fotografieren im Museum verboten und so packen wir die Kamera gleich ins Auto.

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Viele gelbe Blätter :-)
Viele gelbe Blätter 🙂
Jutta und das Rock'n Roll Museum of Fame
Jutta und das Rock’n Roll Museum of Fame

Das Museum selbst ist unbeschreiblich. Die Ausstellung umfasst 6 Stockwerke in einem architektonisch sehr interessanten Gebäude direkt am See und ist fantastisch mit sehr, sehr vielen Erinnerungsstücken an viele Stars aus der Geschichte des Rock`n`Roll. Daneben gibt es Filme und Videopräsentationen und natürlich viel Musik. Einfach klasse, und nach über 3 Stunden Aufenthalt zwingen wir uns dazu, wieder Richtung Ausgang zu gehen, da uns der Hunger plagt und wir zum Hotel fahren wollen. Vorher besuchen wir natürlich noch den Museumsshop und kaufen einiges an Erinnerungsstücken, Postern und CDs ein.

Skyline von Cleveland
Skyline von Cleveland
Das Cleveland Stadium
Das Cleveland Stadium

Die Fahrt zum Hotel ist mal wieder aufregend. Ja, es ist nicht ganz einfach, sich in amerikanischen Großstädten zurecht zu finden. Besonders verzwickt wird die Angelegenheit dadurch, dass man auf Autobahnen oft auch links abbiegt und natürlich durch die schlechten Ansagen der Navitante. Zu guter Letzt sehe ich natürlich wieder einmal nicht das Hotelgebäude, das Ralf schon längst erspäht habe und fahre fast daran vorbei.

Das Einchecken ist schnell erledigt. Paul, der Mitarbeiter am Empfang erzählt und noch, dass sein Sohn seit ein paar Wochen in Frankfurt die International School of Business besucht, dort erstaunt darüber ist, wie viele Deutsche gutes Englisch sprechen und sehr den Wein genießt.

Nachdem wir unser Zimmer gefunden haben, machen wir uns auf den Weg zum Essen. Gleich gegenüber unserem Hotel liegt ein Bob Evans Restaurant, in dem wir wieder ziemlich lecker unseren Riesenhunger stillen.

Blick aus dem Motelzimmer
Blick aus dem Motelzimmer

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Jetzt müssen wir noch den morgigen Tag planen, da wir weder wissen, was genau wir unternehmen wollen, noch, wo wir übernachten werden. Es wird spannend werden, aber die Wettervorhersage sagt uns wieder schönes Wetter voraus.

Unsere heutige Route:


Chicago und die großen Seen auf einer größeren Karte anzeigen