Nachdem wir gestern festgestellt haben, dass die Parkplätze beim Zion Overlook sehr begrenzt sind und auch die Wettervorhersage für heute sehr bescheiden ist (Regenwahrscheinlichkeit über 40 Prozent und ab Nachmittag Gewitter), haben wir uns den Wecker auf 6:00 gestellt um möglichst viel aus dem Tag zu machen. Geduscht hatten wir schon am Abend vorher, so dass wir uns morgens nur noch schnell frisch machen mussten und nach einem schnellen (mehr nahrhaften als schmackhaften) Frühstück im Motel waren wir tatsächlich schon um 7:15 auf der Straße in Richtung Zion Nationalpark.
Der Weg dahin war diesmal weniger voll als gestern und auch am Parkeingang waren wir ohne große Schlange durch. Wir beschlossen gleich durch den großen Tunnel zum Zion Overlook zu fahren um eine gute Chance auf einen Parkplatz zu bekommen.
Unser Plan ging auf. Nachdem wir den Tunnel, der diesmal durch die Parkranger nur für den wechselseitigen Einbahnstraßenverkehr geregelt wurde, fanden wir direkt nach der Durchfahrt einen der ca. 10 möglichen Parkplätze. Direkt mit uns hielt ein Motorrad, das uns schon am Parkeingang aufgefallen war.
Schnell über die Straße und schon gingen wir die ersten Schritte auf den ca. einen Meilen langen Trail. Im Gegensatz zum ersten Eindruck, den wir 2007 hatten, zeigte sich Zion diesmal mit der von uns so geliebten “roten Felsen-Sonnenseite (gut die Sonne fehlte, aber wir waren ja schon dankbar, dass es trocken war. 🙂 ), Eine große Schlucht lag neben uns und wir fühlten uns sofort wohl. Es zeigte sich sogar ein ganz kleines Stückchen blauer Himmel.
Nach ein paar Schritten stand das Motoradpärchen vom Parkplatz und fotografierte. Ich meinte noch launisch “Oh, you got the blue sky”, als der Mann des Pärchen meinte “No! Look! Sheeps!”. Und tatsächlich, er zeigte auf ein Bighorn Sheep, dass direkt über den Wanderweg sein Frühstück zu sich nahm.
Seine Partnerin zeigte in eine andere Richtung rechts davon und meinte “And there are the babys”. Und dort waren zwei ungehörnte, kleinere Schafe beim fressen. Ich hatte zwar nur meine kleine Wanderkamera dabei, aber da auch sie über ein gutes Tele verfügt, konnte ich diese wunderbare Naturbegegnung mit einfangen.
Doch es folgte gleich zwei große Wandergruppen. Jutta drängte zum weitergehen, damit wir den Aussichtspunkt wenigstens eine kurze Zeit ohne Gedrängel haben. Ich zeigte der Gruppe noch schnell die Schafe, damit sie abgelenkt waren (Die Gruppe – nicht die Schafe 🙂 ) und wir machten uns ohne weitere Fotostopps auf den Weg um einen Vorsprung zu haben.
Das Pärchen schien den selben Gedanken zu haben, denn kaum waren wir am atemberaubenden Aussichtspunkt angelangt, kamen die zwei auch schon an. Die Gipfel am anderen Enden des Canyons strahlten im Morgenlicht der gerade noch so scheinenden Sonne und es war einfach schön. Als Jutta und ich uns darüber austauschten sprach uns gleich die Frau auf Deutsch an und bestätigte unsere Meinung. Ich ordnete sie den Akzent nach als Niederländerin ein aber als sich sie fragte von woher sie kommt, meinte sie aus “Washington DC” und sie sei wohl eine der wenigen Amerikaner, die deutsch gelernt hätten. Wir plauderten noch ein wenig, aber da die große Gruppe gerade ankam, machten Jutta und ich uns wieder auf den Rückweg mit ein paar mehr Fotostopps.
An unserem Jeep angelangt fuhren wir noch ein Stückchen zum Parkausgang und wendeten. Wir erreichten gerade noch das Ende der Schlange vor dem Tunnel und als die Parkrangerin mit einem Stab winkte, stoppte ich nach kurzem Zögern (und nachdem mich Jutta darauf hinwies 😉 ). Die Rangerin überreichte uns den Stab mit der Bitte ihn am anderen Ende ihn dem dortigen Kollegen zu geben. So funktioniert das also mit dem Einbahnstraßenverkehr. Cool – und wir waren in dieser Runde der “Staffelläufer”. 🙂
Weiter ging es zum Visitorcenter um mit den Shuttlebus ein paar leichte Wanderwege anzufahren. Jutta ging es erkältungsmäßig immer noch nicht besser, so dass wir beschlossen hatten heute keine anstrengende Tour mehr zu machen.
Die Luft im Bus war nicht gut und roch zwischen Schülerturnhallenumkleide und Abgasen, so dass Jutta im Bus eine üble Hustenattacke bekam, die bis zur Zion Lodge, den Startpunkt unserer geplanten Wanderung zu den Emerald Pools, anhielt.
Wir stiegen aus und warteten erst einmal bis Jutta wieder normal Luft bekam. Da es bei der Lodge auch einen kleinen Imbis gab holten wir uns dort erst einmal was warmes zu trinken und setzten uns draußen hin und bewunderten eine etwas behäbige Angestellte dabei, wie sie mit ein und dem selben Lappen erst die Stühle (inkl. Stuhlbeinen, die Tische und anschließend auch die Mülltonnen mehr schlecht als recht abwischte. Der Eimer in dem sie den Lappen immer wieder neu benässte war dick mit “sanitizer” beschriftet und ich hoffe, das auch so wie bei vielen anderen Dingen in den USA, auch hier die Wirkung größer ist, als wir es von Deutschland her kennen. Auf jeden Fall war ich früh, dass unsere Getränke nicht mit den Tisch in Berührung kommen mussten. 🙂
Da es jetzt zu Regnen anfing und die Pools gerade dafür berühmt sind, dass sie besonders schön sind, wenn das Wasser dort ganz glatt ist, nahmen wir den nächsten Bus und machten uns auf den Weg zu den “Weeping Rock”, den weinenden Felsen, von dem es als besonderes Naturschauspiel auch bei größter Hitze und Trockenheit tröpfelt. Gut gegen den Regen geschützt erreichten wir den Felsen, aber dummerweise ist der Effekt bei Regenwetter nicht so groß wie wir es bei Trockenheit kennengelernt hatten, so dass wir nach 2 Fotos wieder zurück gingen.
Jutta ging es weiterhin nicht gut, so dass wir beschlossen nur noch einen kleinen Spaziergang den “Riverside Walk” zu machen. Der Regen hatte gerade eine kleine Pause eingelegt, so dass wir einen schönen Gang bis zu den berühmten “Narrows” hatten, eine enge Vertiefung des Canyons, bei der der Wanderweg immer wieder nur durch den kalten Virgin River, führt. Sicherlich ein nettes Abenteuer, aber nicht diesmal für uns, da wir a) die falsche Ausrüstung dafür hatten und b) und das war der wichtigere Grund, wir beide derzeit körperlich einfach nicht fit genug dafür waren.
Wir beobachten noch ein paar wagemutige, die den Weg gingen und dann machten wir uns auf den Rückweg. Im Shuttlebus, den wir gerade noch so erreichten, pauderte diesmal der Fahrer persönlich mit den Fahrgästen und es lief nicht wie bei den Bussen vorher ein Band. Als er gerade bei der Haltestelle zum “Big Bend” darauf hinwies, dass man hier besonders schöne Fotos schießen kann, meinte die Dame neben mir zu der Dame neben Jutta auf dem Sitzplatz gegenüber, dass sie gerne noch mal raus würde. Die Angesprochene entgegnete, dass dafür keine Zeit ist, denn sie müssen gleich zurück zur Reisegruppe, da sie heute ja auch noch den Bryce besuchen wollten.
Meine Meinung gegenüber organisierten Busreisen wurde hierdurch mal wieder bestätigt. Ich stellte mir vor, dass wir mit unseren Erkältungen in so einer Gruppe gefangen sind und nicht, so wie heute, spontan umplanen können. Ich weiß nicht – auch wenn wir auf dieser Reise mal wieder viele Programmpunkte hatten – das wäre mir einfach zu stressig.
Schade nur, dass es heute so regnerisch war und unsere Gesundheit nicht ganz so mitspielte. Aber Zion hat sich trotz dieser Umstände diesmal von einer wesentlich besseren Seite gezeigt. Sollten es uns mal wieder hierher verschlagen, dann wird dieser Nationalpark auf jeden Fall von uns richtig erobert werden. Und zwar als erste Station von Las Vegas aus und nie, niemals nicht an einem Wochenende!
Nun denn – wir machten uns zurück auf den Weg zu unserem Motel. Auf dem Rückweg fotografierte Jutta noch die “Sims-Häuser” in Rockville, die wirklich so aussehen wie im Computerspiel. Nur das der Spieler hier wohl eine Vorliebe für viel zu große Zypressen für die kleinen Häuser machten.
Ein weiterer Fotostopp bei einem kitschigen Touristenfort mit billiger Touristenabfütterung, so wie man es überall in der Welt findet (das aber geschlossen hatte) und wir beschlossen noch kurz einen Abstecher zum ausgeschilderten “Virgin Overlook” bei dem unser SUV nochmal zeigen durfte, dass ihm unbefestigte Straßen auch Spaß machen.
Bei dem Ausblick über das Örtlein “La Verkin”, stellten wi r auch hier eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Computerspiel, diesmal “Sim City” fest. Uns wurde klar warum, wenn wir das Spiel spielten, die künstlichen Bewohner immer so unzufrieden waren: Wir planten die Städte zu deutsch und zu eng. Wir beschlossen, wenn wir mal wieder eine Runde spielen sollten, dass wir diesmal mehr Grünflächen einplanen müssen und vor allen auch keine Scheu haben dürfen in das Wohngebiet auch das eine oder andere Gewerbe, vor allen an den Ausfallstraßen, zu planen. 🙂
Dann noch ein schneller Einkaufsstop beim örtlichen Supermarkt um uns mit etwas Kuchen für das Motel einzudecken und dann ging es “heim”.
Draußen hat es sich jetzt nach einem Gewitter eingeregnet und während ich hier schreibe und Fotos sortiere, hält Jutta gerade einen kleinen Genesungsschlaf.
Es ist schon spannend, inzwischen zeigt sich ein gewisser Sättigungsgrad. Wesentlich mehr an neuen Eindrücken können wir nicht mehr aufnehmen und ich persönlich bin froh, dass wir morgen mit Las Vegas (und evtl. einen kurzen Zwischenstop in einen der Stateparks auf dem Weg) die letzte Station erreicht haben.
Aber trotz aller Sättigung freue ich mich auch schon wieder auf diese quirlige, verrückte Stadt mit all seiner Künstlichkeit. Es ist immer ein netter Abschluss nach all den vielen Naturerlebnissen, der einen zurück in die Zivilisation führt.
Also keine Angst, wenn es morgen keine Bilder oder keinen Bericht gibt: Uns wird es gut gehen und wir versumpfen gerade mit ein, zwei oder vielen Margaritas auf dem Strip. 🙂
Der Bericht kommt dann spätestens zum Rückflug. Versprochen!