Schlagwort-Archive: Utah

13. Tag: Moab – Arches Nationalpark

Erstaunlicherweise haben wir eine ruhige Nacht hinter uns gebracht. Wir hatten mit mehr Unruhe gerechnet, da das Motel direkt an der Durchgangsstraße Moabs liegt und außerdem einen sehr hellhörigen Eindruck macht. Geweckt werde ich dann vom Wecker im Nachbarzimmer, der auf 6.20 Uhr eingestellt ist – offenbar wollen die Nachbarn den Sonnenaufgang erleben.

Nachdem ich dann aber noch einmal eingeschlafen bin, sind wir heute erst relativ spät in den Tag gestartet. Unser erster Weg führte uns in benachbarte Café zum Frühstücken, wo wir gemütlich draußen in einem schönen Garten mit künstlichem Bachlauf und schönen Blumen sitzen können. Urlaubsgefühl pur.

Danach starten wir Richtung Arches Nationalpark, wo wir heute einige Wanderungen auf dem Programm stehen haben. Zuerst spazieren wir zu den “Windows”, die im Morgenlicht besonders schön sein sollen – zusammen mit sehr vielen anderen Touristen. Um die Windows führt jedoch ein kleiner “Primitive Loop”, ein kleiner Trail, der unbefestigt über Felsen und Sand führt. Auch wenn der Weg wirklich nicht lang ist, sind wir ganz allein und fühlen uns weit weg vom Trubel. Schön.

Eines der "Windows"
Eines der “Windows”

DSC_0973

Ein Wandersmann
Ein Wandersmann

DSC_0973Auf einem kleinen Sandweg sehen wir dann unsere erste Schlange in den USA. Zwar keine Klapperschlange – aber immerhin eine lebende Schlange, wenn auch winzig klein. Ich schätze, vielleicht 30 cm lang.

Unsere erste Schlange in den USA
Unsere erste Schlange in den USA

Auf dem Weg zu unserem nächsten Wanderziel, “Devils Garden”, ärgere ich mich über viele Autos auf der Straße. Der Park scheint mir heute voller als gestern. Der Parkplatz am Trailhead zu unserem Weg, der uns erst zum Landscape Arch und danach zum Double-O-Arch führen soll, ist dann auch komplett voll. Mist! Bei unserer zweiten Rundfahrt haben wir Glück und ergattern einen Parkplatz.

Der erste Teil des Weges zum Landscape Arch ist 2,6 km lang, der Weg ist gut und noch sehr stark begangen. Der Arch selbst, der sehr nur noch sehr dünn ist, ist aufgrund Einsturzgefahr abgesperrt und sehr beeindruckend. Wir wollen danach noch den Weg zum Double-O-Arch nehmen, der laut Wegbeschreibung als “Moderate terrain” beschrieben ist. Der Rückweg soll uns über den “Primitive Loop” führen, der als “Difficult terrain” bezeichnet wird. Insgesamt sollen es 9,5 km werden. Nun denn, packen wir es an!

Am Landscape Arch vorbei führt der Weg noch leicht bergan über Felsen und Sand. Dann stehen wir vor unserer ersten Herausforderung. Ein sehr steiler, hoher Felsenanstieg ist zu bewältigen. Eine zeitlang stehen wir davor und beobachten die anderen Wanderer, die sich mühsam hoch- und insbesondere runter quälen. Ralf meint noch zu mir “Sei froh, dass wir da nur hoch und nicht runter müssen”. Wer mich kennt, weiß, dass ich in den Bergen nur sehr ungern bergab gehe und mich dabei nicht sonderlich wohlfühle. Den Anstieg schaffen wir bravourös und denken, dass wir damit die größte Herausforderung schon bestanden haben. Jaja.

DSC_1020

Diesen "moderaten" Weg müssen wir erklimmen
Diesen “moderaten” Weg müssen wir erklimmen
Die Belohnung für die Mühe
Die Belohnung für die Mühe

Wir machen noch einen kleinen Abstecher zum Partition Arch, in dessen Schatten wir eine Mittagspause einlegen. Der weitere Weg führt uns anspruchsvoll, aber leicht machbar über Slickrock-Passagen und Sandwege durch wunderschöne Landschaften. Herrlich – das Wandern macht richtig Spaß.

Und weiter geht es ...
Und weiter geht es …

Dann steht plötzlich der Aufstieg zu einem hohen, steilen Felsengrat vor uns. Ups, gar nicht so einfach. Wir klettern hoch und ich gehe mutig voran. Immer höher geht es hinauf. Der Weg ist stellenweise vielleicht 2 m breit, dafür klaffen links und rechts Abgründe von bis zu 20 Metern. Solange uns der Weg noch bergauf führt, ist das noch machbar, aber irgendwann geht es ja auch wieder bergab. Dabei hat es ganz schöne feuchte Hände und flatternde Nerven gegeben, insbesondere als einmal ein Schritt über einen Abgrund zu machen war. Kein großer Schritt, aber es ist ein ABGRUND darunter! Ich bin sehr froh, als ich wieder festen Boden erkenne, den wir mit ein bisschen Kletterei dann auch erreichen.

Es wird nicht leichter ...
Es wird nicht leichter …
Dafür bekommen wir aber diese Aussicht, die auch nicht jeder sieht ...
Dafür bekommen wir aber diese Aussicht, die auch nicht jeder sieht …
Jutta versucht ein Hinderniss zu beseitigen
Jutta versucht ein Hinderniss zu beseitigen

DSC_1043

Weder Stock noch Stein noch unwegsames Gelände hält uns auf.
Weder Stock noch Stein noch unwegsames Gelände hält uns auf.

Noch einmal steht uns eine ähnliche Kletteraktion in luftiger Höhe bevor, bevor wir den Double-O-Arch erreichen. Schon vorher ist mir jedoch klar geworden, dass ich keinesfalls den Primitve Loop zurückgehen möchte. Mag sein, dass ich mich anstelle, aber ich mag mir nicht vorstellen, welche Herausforderungen auf diesem “schwierigen” Weg vor mir liegen, wenn mich der “moderate” Weg schon so gefordert hat.

DSC_1054Und noch ein Arche - wenn das keinen Schluck Wasser wert ist

Und noch ein Arche – wenn das keinen Schluck Wasser wert ist

DSC_1067 DSC_1079Geschafft! Jetzt "nur noch" den selben Weg zurück ...

Geschafft! Jetzt “nur noch” den selben Weg zurück …

Wir gehen den Weg noch bis zum Ende, fotografieren uns da natürlich noch gegenseitig – Juchhu, geschafft! – und machen uns dann auf den Rückweg. Dieser geht zwar schneller, da Ralf die Kamera in den Rucksack gesteckt hat und nicht mehr fotografiert, ist dafür aber noch einen Tick schlimmer, da wir hauptsächlich bergab müssen. Insbesondere der letzte Abstieg (der, von dem Ralf zuvor gemeint hatte “Sei froh, dass Du den nicht runter musst..”) war nicht leicht zu meistern. Aber wir haben es unfallfrei geschafft und sind SEHR stolz auf uns. Höhenangst erfolgreich besiegt!

Am Auto angekommen gönnen wir uns keine Pause. Es ist schon 15.45 Uhr vorbei und wir wollen noch zum Delicate Arch. Dieser bekannteste Arch des Parks wird vor allem nachmittags, insbesondere zum Sonnenuntergang, von sehr vielen Menschen besucht. Gestern schon hatten wir gesehen, dass die Parksituation am Trailhead nicht besonders berauschend ist und daher wollten wir eine geraume Zeit vor Sonnenuntergang dort sein. Also schnell hin. Wir bekommen dann auch problemlos einen Parkplatz. Ich pflastere noch meine Zehen ab, die von der letzten Wanderung etwas schmerzen und dann machen wir uns wieder mit leichter Ausrüstung auf den Weg.

Der Weg soll hin und zurück knapp 5 km lang sein. Der Hinweg führt eigentlich nur bergauf, das Ziel ist bis zum Schluss nicht zu sehen. Und der Weg zieht sich! Wir sind doch schon etwas erschöpft und stellen fest, dass wir nicht gedacht hatten, dass zweieinhalb Kilometer so lang und anstrengend sind. Insbesondere ein langes, steiles Stück über Slickrock schlaucht ordentlich. Die vom Himmel brennende Sonne tut ihr übriges dazu.

Der Arch selbst entschädigt aber sofort für die Strapazen des Aufstiegs. Wunderschön steht er mitten der Landschaft. Ein perfektes Fotomotiv. Es stellt sich allerdings als ziemlich schwierig heraus, Fotos ohne Menschen, die meinen, mitten im Arch stehen zu müssen, zu machen. Ich setze mich daher in den Schatten und überlasse Ralf die Arbeit. Nach einiger Zeit gelingen ihm die Fotos und er kommt auch zu mir. Wir machen noch eine letzte Rast, essen die letzten Nüsse und Salzbrezeln und lassen uns dann von einem penetranten Deutschen, der allen Anwesenden erklärt, dass es ja ganz einfach sei, das perfekte Foto des Delicate Arch zu machen, da ja alles im Internet stehe, vertreiben. Langsam will ich auch nach Hause, da es schon nach 17 Uhr ist und ich müde bin.

Der berühnte Delicate Arch - Jetzt auch endlich einmal von mir fotografiert (in so ca. 40-80 Variationen)
Der berühnte Delicate Arch – Jetzt auch endlich einmal von mir fotografiert (in so ca. 40-80 Variationen)
Die ersten Sonnenuntergangsfotografen stellen sich ein - wir gehen schon vorher :-)
Die ersten Sonnenuntergangsfotografen stellen sich ein – wir gehen schon vorher 🙂

Unten am Parkplatz angekommen erkennen wir, dass die Parksituation jetzt wieder prekär ist, da ja alle zum Sonnenuntergang oben sein wollen. Wir überlassen also unseren Parkplatz einem glüclichen Gewinner und machen uns auf den Rückweg.

Nach der wohlverdienten Dusche haben wir jedoch immer noch nciht genug: Zu Fuß machen wir uns auf den Weg in die Stadt, um essen zu gehen. Was sind wir froh, als wir hinterher den Rückweg geschafft haben!

Morgen werden wir wohl eher wenig zu Fuß erledigen …

12. Tag: Vom Monument Valley nach Moab

Nach einer kurzen Nacht (aufgrund der Zeitverschiebung von Arizona nach Utah um 1 Stunde haben wir schon wieder einen Mini-Jetlag) werden wir beide pünktlich kurz vor Sonnenaufgang wach. Von unserem Balkon aus können wir gut sehen, wie es hinter den Felsen des Tales langsam rot wird. Schön sieht das aus. Ich mache uns einen Kaffee und Ralf bringt die Kamera in Position. Während ich es mir auf einem Stuhl gemütlich mache, warm eingepackt in Jeans und Fleecejacke mit heißem Kaffee in der Hand, werkelt Ralf mit der Kamera und schießt viele, viele Fotos. Ich beobachte die wechselnden Lichtverhältnisse und die Menschen, die sich auf der Hotelterrasse drängen. Mann, was haben wir es gut hier auf unserem Balkon! Unten im Tal sieht man schon wieder die ersten Autos fahren, die auch auf der Suche nach dem besten Foto des Sonnenaufgangs sind. Da es in der Nacht ja heftig geregnet hatte, muss die Straße dort jetzt eine einzige rote Schlammmasse sein. Eine riesige Pfütze ist auch zu erkennen, die die gesamte Straßenbreite einnimmt und die von allen Autos vorsichtig umfahren wird. Das wird heute tagsüber bestimmt “lustig” dort!

DSC_0783 DSC_0761 DSC_0760Nachdem die Sonne schließlich als helle Scheibe am Himmel steht (es ist heute übrigens wieder ein fast wolkenloser Tag), machen wir uns fertig zum Frühstücken. Im Zimmerpreis inbegriffen ist ein Gutschein über 5 $ pro Person als Ermäßigung auf den regulären Preis des Frühstücksbuffet. Diesen lösen wir jetzt ein und stärken uns für den Tag. Danach noch kurz im an das Hotel angeschlossenen Laden ein paar Reiseandenken einkaufen, danach können wir unsere Sachen ins Auto packen, auschecken und losfahren.

DSC_0794Der Abschied von hier fällt mir nicht besonders schwer, denn für mich hat sich Monument Valley nicht unbedingt von seiner besten Seite gezeigt. Die Gewitterangst gestern bei der Rundfahrt auf dem offenen Jeep, verbunden mit meiner Angst, sich bei diesem tchechischen Vater angesteckt zu haben, haben verhindert, dass ich mich ganz dieser zweifellosen schönen Landschaft öffnen konnte.

DSC_0801Die etwa 250 km lange Fahrt nach Moab führt uns, anders als gestern, durch wirklich schöne und abwechslungsreiche Landstriche. Immer wieder fahren wir auch durch nette Örtchen. Eines dieser Örtchen heißt Bluff, das mit einem Hinweisschild auf eine “Historical Site” aufmerksam macht. Das hört sich interessant an und so fahre ich von der Straße ab. Im Visitor Center werden wir gleich von einer aufgeregten älteren Dame in Empfang genommen, die uns herzlich begrüßt, uns bittet, uns ins Gästebuch einzutragen und uns einen Film über das ansässige Fort startet. Das Örtchen wurde 1890 von Mormonen gegründet, die auszogen, um eine bessere Zukunft zu haben. Sie waren ein halbes Jahr unterwegs, haben viele Hindernisse, u.A. auch den Colorado River überwunden und sich dort niedergelassen. Wir sind beeindruckt, auch von der Hingabe, mit der die Nachfahren dieser Siedler seit 2006 dieses Gelände erstellt und aufbereitet haben. U.a. sind auch die Original-Häuser (cabins) mit Einrichtung der dort lebenden Familien zu sehen, viele Fotos und Geschichten. Die Damen wollen uns fast gar nicht mehr gehen lassen, versorgen uns mit Infomaterial über die Gegend und wir müssen versprechen, uns das alles beim nächsten Mal anzuschauen …

DSC_0802 DSC_0809 DSC_0820Unser weiterer Weg führt uns wieder durch eine Baustelle mit Pilot Car, die wir dieses Mal schon wie Profis meistern und bald schon erreichen wir Moab. Um zu unserm Motel Inca Inn zu kommen, müssen wir einmal durch den ganzen Ort fahren und wir sind sehr angetan von der Lebendigkeit des Städtchens, das ganz auf Touristen, insbesondere junge Outdoor-Fans aus der ganzen Welt, ausgerichtet ist. Endlich mal eine amerikanische Stadt, in der man als Fußgänger bummeln kann. Zuerst aber mal wollen wir im Motel einchecken, was uns aber nicht gelingt, da wir noch zu früh sind.

Also fahren wir eben gleich mal in den Arches Nationalpark. Mit unserem Annual Pass, der sich inzwischen schon bezahlt gemacht hat, passieren wir zügig die Einlasskontrolle, informieren uns kurz im Visitor Center und starten dann Richtung Park.

Schon bald erscheint der erste Anhaltpunkt. Wir wechseln die Schuhe, damit wir gerüstet sind für unsere erste kurze Wanderung und erwandern uns die “Park Avenue”. Diese heißt so, weil die Entdecker dieser sich erinnert fühlten an einen amerikanischen Straßenzug mit (Hoch-)jhäusern. Wir wandern über Sand uns Felsen durch einen Canyon, bewundern Felsen und ihre Strukturen, einfach klasse. So ist eine Wanderung nach meinem Geschmack! Noch dazu sind kaum Wolken am Himmel zu sehen, also keine Gewittergefahr. 🙂 So legen wir unsere erste 3 km-Wanderung hin und sind stolz und glücklich.

DSC_0848 DSC_0847 DSC_0844 DSC_0838Bis etwa 17 Uhr klappern wir einige markante Punkte des Parkes ab, ohne jedoch größere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Das wollen wir erst morgen tun. Aber wir sehen den Balanced Rock und vor allem auch den Delicate Arch aus der Ferne. Eine gute Stunde vor Sonnenuntergang wimmelt es dort schon vor Leuten, die alle DAS Sonnenuntergangsfoto schießen wollen. Wahnsinn! Ralf schießt ein paar Fotos aus der Ferne, dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Auf der Fahrt zurück nach Moab kommen wir auch an dem Parkplatz, von dem aus der Trail zum Delicate Arch geht. Dieser ist gerammelt voll, viele Autos kreisen noch auf der Suche nach einem freien Platz. Na, das wird heute wohl nichts mehr für diese.

DSC_0869 DSC_0882 DSC_0881 DSC_0892 DSC_0904 DSC_0914Im Inca Inn können wir jetzt endlich einchecken. Wir beziehen unser Zimmer, das nicht das allerbeste ist, aber voll in Ordnung. Es gilt halt nach wie vor: You get what you pay for – und das Inca Inn ist für Moab-Verhältnisse sehr günstig. Wir werden es auf jeden Fall die nächsten drei Tage dort gut aushalten können.

DSC_0928 DSC_0929Danach machen wir uns aufgrund unserer knurrenden Mägen gleich auf, ein Restaurant zu finden. Wir landen bei ZAX, wo ich für 12,99 $ ein All-you-can-eat Salat-, Suppe- und Pizzabuffet plündere. Ich bin von amerikanischer Pizza, die mich ja bei unserem ersten Amerika-Urlaub vor 4 Jahren in San Francisco voll traumatisiert hatte, auf jeden Fall wieder überzeugt. Satt und zufrieden bummeln wir hinterher zurück ins Motel, wo uns hoffentlich eine einigermaßen ruhige Nacht erwartet.

Unsere heutige Strecke:


USA September 2011 auf einer größeren Karte anzeigen

11. Tag: Von Page nach Monument Valley

Heute ist mal Ralf dran mit dem Schreiben. Also nicht wundern, wenn der Stil heute etwas anders ist.

Nachdem wir wieder tief und fest geschlafen haben (ob da die Magaritas dran Schuld waren?) haben wir den Morgen erst mal gemütlich angegangen. Der Plan sah vor: Gemütliches Aufstehen, dann in Ruhe zusammenpacken, bei Lulu auschecken, dann zu Dennys frühstücken, unseren trationellen Page-Walmart-Besuch absolvieren, noch einmal den Lake ansehen und danach ab zum Monument Valley. Einen Traum, den ich mir schon lange erfüllen wollte.

Es ist uns nicht ganz leicht gefallen, Page schon zu verlassen, denn es gab noch so vieles, was wir noch hätten unternehmen können, freuten wir uns aber auch mal wieder was anders zu sehen. Und so schön es mit der familären Atmosphäre bei Lulu war, wir freuten uns auch schon wieder auf ein anonymes reguläres Hotel, bei dem man morgens die Rezeption nicht erst im Haus suchen muss. 🙂

Nachdem wir das Auto voll geladen und Lulu gefunden hatten startete Jutta wohlgemut das Auto. Und … diese blöde Reifenanzeige leuchtete wieder. TOLL! Wir planen 250 km Fahrt durchs Niemandsland und dann das. Die Idee, schnell zu Alamo zu fahren und nachsehen zu lassen was der Wagen hat mussten wir schnell verwerfen, nachdem wir feststellten, dass es in Page zwar Hertz gibt, der nächste Alamo aber 150 km entfernt in Williams ist (Na, kommt uns das nicht bekannt vor? 🙂 ) Also beschlossen wir, erst einmal den ersten Teil des Planes, das gemütliche Frühstück, zu erledigen.

Bei Dennys war die Hölle los und die Managerin brauchte eine Zeit um uns unsere Plätze z zu zuweisen. In den USA setzt man sich ja nicht einfach irgendwo hin, sondern wird an seinen Platz geführt, damit jede Serviererin eine gleichmäßige Anzahl von Gästen bekommt. Die arme Managerin war total aufgedreht und erklärte uns, dass sie erst ihre Teenager-Bediensteten babysitten musste. Wir bestellten dann bald ein ordentliches amerikanisches Frühstück und wohlgenährt gingen wir das Reifenproblem an. Ich erinnerte mich, dass es in den Staaten üblich ist, ein Reifendruckmesser im Auto mitzuführen, da es an den Luftspendern an den Tankstellen nur selten angezeigt wird, wieviel Luft man in die Reifen füllt. Da Walmart eh auf unserer Liste stand fuhren wir also erst einmal dort hin.

Nach einem kleinen Umweg über die Pharmaecke dort (der Alptraum der deutschen Apotheker!) bei dem sich Jutta mit billigem Ibuprophen aus der Sonderangebotsecke eindeckte, landeten wir dann bei den Autoteilen. Bei den Reifendruckmessgeräten gab es auch eine Sammlung verschiedener Reifenreparaturdosen – und nachdem wir ja kein Reserverrad haben, beschlossen wir uns dort ein besseres Gefühl zu kaufen. Ein netter Mexikaner, der unsere fragenden Gesichter sah, erklärte uns dann, welche Dose für unser Vorhaben die beste wäre. Noch schnell ein paar Peanut- und
Pretzels-m&ms, dann war der Einkauf erledigt.

Beim Tanken testeten wir dann gleich den Reifendruck mit unserer neuen Errungenschaft: Einem kuligroßen Stift, der den Druck mit einer Stange anzeigt, die je nach Druck aus dem Stift geschoben wird. Der Übeltäter war dann bald gefunden. Der hintere linke Reifen hatte gut 1/3 weniger Druck als die anderen drei. Er wurde also kräftig gefüllt und wir beschlossen ihn genau im Auge zu behalten. Ich habe das Ventil in Verdacht und habe es dann auch mit einer Schutzkappe versehen. (Die unser Wagen auch nicht hat – das nächste mal also kein Alamo mehr! Da wird uns zu viel gespart: Kein Ersatzrad, keine Ventilkappen, keine Niederlassung dort, wohin wir fahren …)

Endlich ging es weiter und wir sahen uns noch kurz den Antelope-Point an. Das ist eine weitere Zufahrt zum Lake Powell, die angeblich sehr schön sein soll. Wir fanden sie nicht so berauschend und so fiel uns der Abschied von Page nicht mehr ganz so schwer. (Auch wenn wir definitiv wieder dort hin kommen werden, wenn wir mal wieder in die USA fahren sollten – im Gegensatz zum Grand Canyon haben wir dort noch einiges zu entdecken)

DSC_0631

Wir bogen bald auf die I89 ab, die als Scenic-Road bezeichnet wurde. Es gab dort ein paar schöne rote Felsen und auch ein Rudel freilaufender Hunde, die einfach auf die Straße liefen, aber ansonsten war die Strecke weitestgehend gleichförmiges flaches Grasland, das uns zu der Bezeichnung “Laaaangweeeiiiiliiiig” hinreißen ließ. Wenn die Hunde nicht gewesen wären, die zu einem kleinen Adrenalinstoß geführt hätten, wäre die Gefahr des Einschlafens doch sehr groß gewesen.

DSC_0642 DSC_0652

Während der Strecke fiel mir ein: “Wir sind ja jetzt im Navajo-Reservat. Hier gilt doch nicht mehr die Arizonazeit, sondern die Mountain-Time mit Sommerzeit” Also die Uhr um eine Stunde vorgestellt und schon war die geplante Ankunftszeit beim Momument-Valley nicht mehr 14:00 Uhr sondern 15:00 Uhr. Das wird aber ganz schön knapp mit der Planung.

Nach einer recht ereignislosen Zeit erreichten wir dann die Kreuzung, an der es zum Monument Valley geht. Wir fuhren durch die relativ trostlose kleinere Ortschaft Kayenta. Hier merkt man sehr deutlich, dass es der Navajo-Nation an Geld fehlt. Trotzdem wirkte die Ortschaft nicht heruntergekommen – aber man sieht deutlich den Unterschied zu den Siedlungen der weißen Bevölkerung.

DSC_0651

Kurz vor dem Eingang zum Monument Valley Visitor Center war dann ein Kassenhäusschen zu sehen, an dem wir brav unsere 2 mal 5$ Eintritt zahlten. Da unser Hotel “The View” gleich zu sehen war, testen wir, ob wir uns auch eine Stunde vor der Check In Time einchecken können und bekamen auch gleich ein Zimmer zugewiesen. Das Zimmer ist echt die Wucht: Groß – wie das gesamte Hotel – sehr geschmackvoll eingerichtet – und das beste: Vom Balkon aus eine tolle Aussicht auf das Valley. Wir waren begeistert und haben uns gleich ein kleines Mittagessen fertig gemacht, das wir dann gemütlich auf dem Balkon gegessen haben.DSC_0659 DSC_0661"The View" vom Valley aus betrachtet.

“The View” vom Valley aus betrachtet.

Ehe wir es uns versahen war es 16:00 Uhr und da wir ja noch eine geführte Fahrt durch das Monument Valley machen wollten (Wir trauten uns mit dem seltsamen Reifen nicht über die unbefestigten Straßen), eilten wir zum Informationsschalter für die Tours. Im Gegensatz zu einigen Reiseberichten wurden wir auf dem Weg dorthin nicht laufend bedrängt etwas zu kaufen oder eine Tour zu machen. Der Mann am Schalter erklärte einer jungen amerikanischen Touristin und uns die verschiedenen Touren und wir entschlossen uns zu einer 2 1/2 Stunden-Tour, die auch in Gebiete führt, die man ohne Führer nicht betreten darf.

Das einzige Problem: Am Himmel zeichneten sich die ersten dunklen Wolken ab und Jutta war nicht mehr so begeistert von der Idee. Ich hatte aber fest vor die Sunset-Tour am Nachmittag zu machen, weil die Sonne dann ein besonderes Rot auf die Felsen zaubert und überzeugte Jutta so einigermaßen, dass die Wolke noch weit weg sind und uns nichts passieren wird. (Wer Jutta kennt, weiß, dass sie Gewitter fürchtet – zurecht, nachdem einmal bei einem Openair-Konzert ein Blitz nur wenige Meter von uns in die Bühne einschlug)

Wir wollten mit Kreditkarte bezahlen, aber das Satelliten-Modem des Kartenlesers wollte aufgrund der Wolken keine Verbindung aufbauen, so dass unsere Mitreisenden und wir von dem Navajo im Schalter das Angebot bekamen erst die Tour zu machen und anschließend im Head-Quarter zu zahlen. Dort gäbe es eine Internetverbindung mit Standleitung. Wir ließen uns auf den Deal ein und zusammen mit einem älteren Paar aus Ohio und einer 4 1/2 köpfigen (lauten) Familie mit stark erkältetem Vater aus Tschechien machten wir uns auf den Weg.

Wir saßen auf einer offenen Pritsche eines Geländewagens und nach den ersten Metern war uns schon klar: Gut, dass wir nicht unseren PKW genommen haben. Klar wäre es auch gegangen (und hätte uns kein Gebühren gekostet) – aber die “Straße” war derart holperig und sandig, dass wir mit unserem Reifen tausende Ängste gehabt hätten. Kaum waren wir unterwegs, sind übrigens schon ein paar Tropfen gefallen und ich erntete einen bösen Blick von Jutta. Die Sonne zeigte sich aber immer wieder zwischen den Wolken und auch unser Fahrer meinte, dass wir es vor dem großen Regen noch schaffen werden.

IMG_0760

Wir fuhren durch einige sehr schöne Gegenden und gerade die Ecken, in die man ohne Führer nicht darf, hatten einige Besonderheiten, die ihr Geld wert waren. Der Führer gab sich auch sehr viel Mühe und erklärte uns nicht nur die Landschaft sondern auch sehr viel über die Kultur der Navajos und die Probleme der Leute, die im Tal leben. So gibt es dort z.B. keinen Wasseranschluss und keine Stromleitungen, so dass die Menschen gezwungen sind 12 Meilen zur nächsten Wasserstelle zu fahren. Strom wird aus Generatoren bezogen. Wir sahen dann auch einen Pickup mit einem riesigen Wassertank auf der Ladefläche.

IMG_0744IMG_0792 IMG_0781IMG_0740 IMG_0816 IMG_0747 IMG_0758

Während wir unterwegs waren, wuchs die Anzahl der schwarzen Wolken und Jutta wurde es immer mulmiger zumute. Wir verloren an den einzelnen Stops auch recht viel Zeit weil unsere lauten tschechischen “Freunde” immer wieder zu spät zum Wagen kamen.

IMG_0816 IMG_0817 IMG_0812 IMG_0717 IMG_0736

Auf einmal wurde unser Fahrer hektisch und meinte, er macht jetzt nur noch einen Halt und dann will er schnell zurück bevor der Regen losgeht. Der letzte Halt war dann auch recht kurz und er fuhr dann ziemlich rasant über die holprigen Wege. Wir kamen uns bei dem Geschaukel ein wenig vor wie in einer Postkutsche, die von Banditen oder Indianern verfolgt wird.

IMG_0825 IMG_0728 IMG_0736

Wir schafften es dann gerade noch zum Visitor-Center und der Fahrer bot uns an, dass wir ihm mit unseren Wagen bis zum Headquarter folgen sollen. Wir stimmten zu und folgten ihm dann eine ewig lange Strecke bis er vor einem einfachen Haus anhielt. Auf der Veranda saßen einige Natives, die uns freundlich begrüßten. Da die Wolken immer dicker und bedrohlicher wurden, holte Jutta unsere Regenjacken aus dem Auto und der Mann hinter den Tresen im Headquarter erklärte uns, dass nur seine Frau die Kreditkartenmaschine bedienen kann, er aber gerne unsere Kreditkarten annimmt und sie uns später per Post zu senden wird. Als er unsere verdutzten Gesichter sah, grinste er breit und uns wurde klar, dass es nur ein Scherz war. 🙂

IMG_0839

Seine Frau kam dann auch bald und rechnete uns dann ab. Der ältere Navajo hinter dem Tresen fragte dann woher wir kamen und als er hörte, dass wir aus Deutschland kamen, war er ganz aufgeregt. Er war mit seinem Stamm schon ein paar mal in Germany um dort zu tanzen und besonders Heidelberg und die großen Biergläser haben es ihm angetan. Er ist auch öfter mit seinen Leuten im Winter in Miami um dort Touristen zu unterhalten und ihm gefällt es sehr gut, dass er reisen darf und dafür auch noch Geld bekommt. Am Schluß suchte er noch aufgeregt eine Zettel, den er uns zeigen wollte. Es handelte sich um eine Buchbeschreibung eines Erfurters Professors, der ihn mehrere Wochen über das Leben der Navjos interviewt hatte und darüber ein Buch schrieb.

Auf dem Heimweg, nach dieser spannenden Begegnung, fing dann auch ein sehr kräftiges Gewitter an und wir schafften es gerade noch so trocken ins Hotel zu kommen. Links und rechts – vorne und hinten – blitzte und donnerte es schon wie verrückt und als wir später auf dem Weg zum Restaurant waren, ging auch ein sehr heftiger Monsunregen runter. Aber da waren wir schon in Sicherheit und Jutta ging es schon wieder erheblich besser als vorher im offenen Wagen.

DSC_0673

Auch das Restaurant ist sehr geschmackvoll eingerichtet und ich gönnte mir einen indianischen Chilie-Eintopf währende Jutta mit einem riesigen Salat kämpfte. Als Beilage gab es fritiertes Maisbrot, das so lecker war, dass wir noch nach einem Nachschlag verlangten.

Wenn das Wetter morgen früh mitspielt, hoffen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang vom Balkon aus und planen noch eine kleine Wanderung durch das Valley. Danach geht es ab zur nächsten Station: Das Canyon-Wunderland rund um Moab.

Unsere heutige Strecke:


USA September 2011 auf einer größeren Karte anzeigen

12. Tag: Zion Nationalpark

Heute hatten wir keine so lange Fahrtstrecke vor uns, so dass wir uns ein bisschen Zeit beim Aufbruch von Ruby`s Inn lassen konnten. Zum Frühstück gab`s leckere Donuts aus der Packung, die wir am Abend zuvor in Ruby`s Store eingekauft hatten und Kaffee aus der zimmereigenen Kaffeemaschine (eine wirkliche klasse Einrichtung in den Motels in den USA!).

Danach ging es ein großes Stück des Weges, den wir gestern von Page nach Bryce fahrend gekommen sind, zurück zum Zion Nationalpark. Über diesen NP hatte ich bereits gelesen, dass er sehr beliebt und im Sommer sehr voll sei. Ich war also in gewisser Weise vorgewarnt.

Red Rock Canyon State Park
Red Rock Canyon State Park
Juttas Traum seit diesem Urlaub: Ein Haus mit Veranda
Juttas Traum seit diesem Urlaub: Ein Haus mit Veranda

Ebenso wusste ich, dass man den Scenic Drive im Park nicht mit dem eignen PKW befahren darf, sondern den Shuttlebus benutzen muss.

Die Einfahrt war noch so, wie wir es von den anderen NPs kannten, es schien nicht besonders voll zu sein. Glück gehabt. Die Landschaft natürlich wieder spektakulär, mit hohen Felswänden. Dann ging es durch den ersten Tunnel und der Verkehr wurde dichter. An allen interessanten Stellen mit tollen Aussichten standen die Autos, zum Teil sogar einfach auf der Fahrbahn. Trotzdem dachte ich mir noch nichts Schlimmes, zumal ich die Felswände mit dazwischen wachsenden Wäldern jetzt nicht soooo ungewöhnlich fand. Dazu war mir die Landschaft dann doch den Alpen zu ähnlich.

Ausblick auf den Zion Canyon
Ausblick auf den Zion Canyon

Der zweite Tunnel war ziemlich gruselig zu fahren. Vor der Tunneleinfahrt stand ein Wohnmobil, daneben winkte mich ein Mann vorbei. Wie wir zuvor im Internet gelesen hatten, ist der Tunnel schon sehr alt, eng und dunkel (entsprechende Warnschilder standen natürlich in großer Anzahl vor der Einfahrt) und größere Wohnmobile werden gegen Bezahlung einzeln durchgelotst. Wir konnten allerdings einfach so durchfahren, allerdings war es schon ein besonderes Erlebnis. Der Tunnel war wirklich stockdunkel, verfügte über keinerlei Beleuchtung oder Lüftung, wie wir es aus Europa kennen. Ich war froh, als wir endlich durch waren.

Dann kamen die Hinweisschilder auf den Shuttlebus und dass Autos entweder den Parkplatz am Visitor Center anfahren oder gleich nach Springsdale durchfahren sollen und von dort mittels Shuttle in den Park zurückfahren sollen. Nur diejenigen, die in der Zion Lodge wohnen, bekommen einen besonderen Erlaubnisschein und dürfen bis dorthin fahren. Ich bin jedenfalls zum großzügig ausgeschilderten und trotzdem kompliziert zu fahrenden, unübersichtlichen Parkplatz des Visitor Centers gefahren. Und dort hat es mich so von Menschen und Autos erschlagen, dass ich am liebsten gleich wieder weggefahren wäre. Anscheinend war ich so von der relativen Einsamkeit in den anderen Nationalparks verwöhnt, dass ich mit diesem Rummel nicht mehr umgehen konnte. Nur mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen und einen Parkplatz, den ich nach ein bisschen Herumkurven finden konnte, ansteuern.

13_ZionCanyon0024 13_ZionCanyon0023

Der wackere Wandersmann
Der wackere Wandersmann
Das ist mal eine klare Ansage
Das ist mal eine klare Ansage

Wir hatten uns vorher schon ein paar kleinere Wanderungen ausgesucht. Eigentlich wäre ich ja gerne zum Angel`s Landing gegangen, aber die Warnungen über schwindelerregende Passagen hatten uns davon Abstand nehmen lassen. Stattdessen hatten wir uns die Emerald`s Pools, den Weeping Rock und den Riverside Trail vorgenommen.

Wir fuhren also bis zur Zion`s Lodge mit dem Shuttle (gefahren von einem netten, redseligen Busfahrer in einem recht komfortablen Bus (ganz anders als der Shuttlebus am Grand Canyon)), von wo aus der Weg losging. Das Stück zu den Lower Pools war asphaltiert und dementsprechend sehr stark begangen, war halt ein richtiger Familienspazierweg. Komischerweise hat mir das aber nicht allzu viel ausgemacht. Die Lower Pools waren wirklich schön, ein kleiner Wasserfall kam vom Fels über dem Weg herunter und floss in kleine Teiche. Überall sah man Schilder, dass man keinesfalls in den Pools schwimmen darf.

Die Shuttlebusse
Die Shuttlebusse

Nach den Lower Pools wurde der Weg dann steiler und schwieriger zu begehen, mit längeren Treppenpassagen, ganz schön schweißtreibend an diesem sehr warmen Tag. Dort gingen dann schon weniger Leute.

Auch das letzte Stück von den Middle Pools zu den Upper Pools war anstrengend zu gehen und wir waren froh über unsere festen Schuhe. Die Upper Pools waren ein wunderschönes Stückchen Erde. Hohe Felswände ringsum, wieder ein kleiner Wasserfall in einen kleinen Teich, die Frösche quakten….. und eine Familie mit zwei Kindern (ein Mädchen von schätzungsweise 12 und ein Junge von vielleicht 8 Jahren) belegte diesen Ort des Friedens mit Beschlag. Das Mädchen kletterte auf die Felsen und forderte ihre Mutter lautstark auf, irgendwelche albernen Fotos zu machen und der Junge kam auf die glorreiche Idee, die Hosenbeine aufzukrempeln und durch den Teich zu waten. Klasse. Das musste die große Schwester natürlich gleich nachmachen und tobte ebenfalls durchs Wasser. Dann produzierten sich die Kinder auf einer kleinen Insel im Teich, sprangen, schrieen, befahlen ihren Eltern Fotos zu machen… es war fürchterlich, die Ruhe und die Schönheit des Ortes dahin und wir flohen regelrecht von diesem Ort.

13_ZionCanyon0042

Ohne darin badende Kinder wäre das Wasser jetzt klar und spiegelnd.
Ohne darin badende Kinder wäre das Wasser jetzt klar und spiegelnd.

Auf dem Rückweg trafen wir weitere Menschen, die glaubten, sie müssten sich auf weite Strecken akustisch bemerkbar machen. Einfach unverständlich.

Zurück an der Zion Lodge nahmen wir den nächsten Bus und fuhren zur Haltestelle Weeping Rock. Von dort ist es nur ein kleiner, aber steiler Spaziergang zum Weeping Rock, einem überhängenden Felsen, aus dem es von überall her tropft. Auch hier wachsen überall, bedingt durch das viele Wasser, üppige Pflanzen. Und auch hier – Menschen. Laut und störend. Hmpf, nur weg hier.

So viele Menschen überall
So viele Menschen überall
Weeping Rock
Weeping Rock
Weeping Rock
Weeping Rock
Hinter einem Wasserfall bei den Weeping Rocks
Hinter einem Wasserfall bei den Weeping Rocks

Dann geht es Richtung Endstation, wo der Riverside Walk, der wiederum in den bekannten „Wanderweg“ zu den „Narrows“ führt. Der Riverside Walk ist bequem zu gehen und bietet viele Zugänge zum Fluss. Auch hier treffen wir viiiiele Menschen, u.a. auch viele mit Stativ und Fotoapparat bewaffnete Japaner. Lustig, wie kompliziert die es sich mit dem Fotografieren machen…

Außerdem wieder unser Aufreger: Überall bitten Schilder darum, nicht durch bewachsenes Gebiet zu gehen, um die Natur nicht zu zerstören. Trotzdem müssen die Leute außerhalb der offiziellen Zugänge zum Fluss in der Botanik rumstapfen. Es ist einfach traurig – die Leute lieben ihren Nationalpark zu Tode.

Wir lieben unsere Nationalparks zu Tode heißt es in den USA. Stimmt!
Wir lieben unsere Nationalparks zu Tode heißt es in den USA. Stimmt!

Es ist ziemlich heiß und so freuen wir uns über die vielen schattigen Stellen auf dem Weg.

Irgendwann ist der Weg zu Ende und von dort aus beginnt dann der „Weg“ zu den Narrows. Dazu muss man durchs Flussbett waten, was auch viele Leute tun. Entweder barfuss, mit normalen Wander- oder Turnschuhen oder ganz professionell mit Neoprenschuhen. Auf jeden Fall scheint es ein Erlebnis zu sein, das wir uns allerdings nicht antun.

Gefährliche Gegend hier!
Gefährliche Gegend hier!

13_ZionCanyon0072

Riverside Walk
Riverside Walk
Die Narrows: Weiter geht es hier noch mit Neoprenanzug und wasserfesten Schuhen
Die Narrows: Weiter geht es hier noch mit Neoprenanzug und wasserfesten Schuhen

Nachdem es nun schon später Nachmittag ist, machen wir uns auf den Weg zum Motel, dem Quality Inn. Direkt nach dem Eingang zum Nationalpark sehe ich ein Motel dieser Kette, kann aber nicht glauben, dass es schon das richtige sei. Also fahren wir weiter durch Springdale, das sich ganz schön in die Länge zieht. Schließlich entschließen wir uns dann aber doch umzukehren und dann finden wir auch den richtigen Weg. Wir werden von einem großen, etwas ruppigen Kerl, einem „Luke“ in Empfang genommen und bekommen unsere Zimmerschlüssel. Das Zimmer ist wieder klasse mit super Ausstattung und Terasse mit Blick auf den Campingplatz. Sehr schön.

Blick von unserem Motel aus
Blick von unserem Motel aus

Danach geht’s wieder einmal zum Essen in einem urigen Lokal, in dem man aus speziellen Marmeladegläsern trinkt und dann fallen wir ins Bett.

13_ZionCanyon0103Leider lassen uns die Touristenmassen auch dort noch nicht ganz in Ruhe, denn spät am Abend kommt eine Touristengruppe an, die lautstark ihre Zimmer bezieht. Es dauert bestimmt eine Viertelstunde, bis jeder sein Zimmer gefunden hat und wieder Ruhe eintritt.

Auch am nächsten Morgen um sieben Uhr wird es schon wieder laut, als die Touristengruppe abreist. Ich versteh`s nicht. Gehen die Leute davon aus, dass sie allein sind? Aber das alles gibt’s doch gar nicht.

Beim auschecken erwähne ich allerdings auch die Belästigung durch die anderen Gäste. „Luke“ ist echt betroffen und bedankt sich für die Information, auch wenn er natürlich nix ändern kann. Aber der gute Wille zählt.

11. Tag: Bryce Canyon

Nach dem wir relativ früh von Page losgefahren sind ging es wieder durch viele rote Felsen weiter bis wir dann durch Ruby`s Inn (eine kleine Siedlung die mal als kleine Ranch angefangen hat und jetzt die Hauptübernachtungsmöglichkeit für den Bryce Canyon bietet) in den Bryce Canyon gefahren.

Pickup Truck
Pickup Truck
Das ist mal ein Gefälle
Das ist mal ein Gefälle

12_BryceCanyon0011

Auf den ersten Blick meint man „Naja – ist viel Wald – wo ist der Canyon?“ – bzw. „wo sind die Felsen?“. Jutta hatte schon durch das Forum eine Empfehlung für den Wanderweg und so wollten wir den Navajo-Loop und im Anschluss den Queensgarden als Verlängerung nehmen. Spitze, rote Steinnadeln ohne Ende boten schon vom ersten Viewing-Point aus eine fast unbeschreibliche Landschaft. Dummerweise fanden wir den Navajo-Loop-Eingang nicht uns so passierte es, dass wir dann doch zuerst in Richtung Queensgarden gingen. Ich machte ein Foto nach dem anderen, was Jutta fast zur Verzweiflung brachte, weil es regelmäßig den Wanderfluss unterbrach. Lustig war dann am Queens-Garden als eine ältere Frau verzweifelt nach einem Garten Ausschau hielt und nicht mitbekommen hat, dass der „Garten“ eine Felsvertiefung mit Pflanzen an den Wänden war.

12_BryceCanyon0035

Was für ein Ausblick
Was für ein Ausblick
Ein Killer-Squirl - Eines der gefährlichsten Tiere des Wilden Westens!
Ein Killer-Squirl – Eines der gefährlichsten Tiere des Wilden Westens!

Am Ende des Queens-Garten-Trails fand sich dann im Anschluss die Verlängerung zum Navajo-Trail. Hier ging es zum Teil weiter durch die roten Felsnadeln aber auch durch schöne Waldstrecken die in der Sonne die notwendigen schattigen Wege boten. Leider konnte die Navajo-Loop wegen einem Steinsturzes zu unserer Saison nicht mehr ganz gegangen werden, so dass wir den Trail dann abkürzen mussten. Es machte sich leider bemerkbar, dass wir an einem Wochenende unterwegs waren. Waren am Grand Canyon auf den Wanderwegen hauptsächlich Naturfreunde unterwegs, so hatten wir diesmal das zweifelhafte Vergnügen mit den durchschnittsamerikanischen Familien zu tun zu bekommen. Lautes Geschrei und Missachtung von Hinweistafeln, die zum Schutz der Natur aufforderten waren fast die Regel. Bei den zwei Steinbrücken stellten Jutta und ich bei zwei wild rumtobenden Kindern fest, dass „Kinder mit den falschen Eltern einfach störend sind“.

12_BryceCanyon0088

Wandersmann :-)
Wandersmann 🙂

12_BryceCanyon0095

Bryce Canyon. "It's a hell of a place to lose a cow."
Bryce Canyon. “It’s a hell of a place to lose a cow.”

Nach der trotzdem schönen Wanderung landeten wir dann im Visitor Center. Hier verfielen wir dann erstmals in einen richtigen Souvenirkaufrausch. Postkarten, Kalender und ein Poster, das hoffentlich den Heimweg überleben wird, waren unsere Jagdopfer. Rucksackaufnäher und Canyon-T-Shirts haben wir uns dann doch lieber verkniffen. Wir wurden auf eine kleine Tafel aufmerksam, die auf die Möglichkeit eines klaren Himmels und der dazugehörigen Sternenpracht ohne Light-Pollution hinwies. Damit war das Abendprogramm dann entschieden.

Danach ging es dann zum Ruby`s Inn und dem dortigen Best Western Motel. Neben der Tankstelle fand sich die Lobby, in der uns dann der Weg durch das Labyrinth der verschiedenen Wohneinheiten beschrieben wurde. Das Zimmer war gemütlich mit Wildwestbildern ausgestattet. Der Hunger trieb uns zurück in Richtung Lobby. Auf der anderen Straßenseite war ein kleines Wildwest-Städtchen nachgebaut, das sich aber als typischer Touristennepp herausstellte. Gegenüber beim Haupthaus gab es die Auswahl zwischen einem Imbiss und einem teuren aussehenden Lokal. Ein kurzer Blick in den Imbiss machte es uns dann einfach, sich für das Lokal zu entscheiden. Hier hatten wir dann unser erstes Buffet und wir waren vom Preis-Leistungs-Verhältnis einfach begeistert. Nachdem wir uns gestärkt hatten gingen wir in den angrenzenden Souvenirladen/Supermarkt. Auch hier ließ sich der Kaufrausch geraden noch Bremsen weil wir uns erst einmal frisch machen wollten. Einkaufen könnten wir ja auch noch nach der Sternenbesichtigung …

Ruby's Inn "Old Bryce Town"
Ruby’s Inn “Old Bryce Town”
Ruby's Inn "Old Bryce Town" - Hier macht es Spaß zu stöbern
Ruby’s Inn “Old Bryce Town” – Hier macht es Spaß zu stöbern

12_BryceCanyon0131

Dieser Trabi hat es bis in die USA geschafft (mehr dazu unter http://www.d-rolf.com/fotogalerien/galerie.php?id=2)
Dieser Trabi hat es bis in die USA geschafft (mehr dazu unter http://www.d-rolf.com/fotogalerien/galerie.php?id=2)

Es wurde dunkel und damit ging es los durch den Wald in Richtung des ersten Viewingpointes. Dutzende von Rehen links und rechts säumten den Weg und zwangen Jutta zum ganz langsamen vorsichtigen Fahren. Vor allem, nachdem eines der Rehe auf der Fahrbahn auftauchte. Am Viewingpoint selbst war dann die Hölle los. Laut jodelnde und grölende Amerikaner ließen uns verzweifelt weiterfahren, bis wir dann nach noch weiteren Rehsichtungen dann auf einen weiteren Viewingpoint stießen. Hier war es ruhig, aber da wir kurz vor Vollmond waren, war der Himmel durch den Mond im klaren Himmel so stark beleuchtet, dass in der Münchner Innenstadt mehr Sterne zu sehen gewesen wären.

Egal so wurde halt versucht Rehe zu fotografieren und dann ging es wieder „heim“. Zurück beim Rubys Inn stellten wir dann fest, dass ein netter Zeitgenosse „unseren“ Parkplatz vor unserer Tür weggenommen hat. Grummel.

Dann im Souvenir-Campingaussstattungs-Lebensmittelsupermarkt wurde dann wieder richtig eingekauft. Seesack, nette Wanderflaschen mit Bryce-Aufdruck, Limo, Donuts für das Frühstück am nächsten Morgen, Rootbier und richtiges Bier (Das paradoxerweise im „trockenen“ Utah billiger ist als im Rest der Staaten) fanden den Weg in unseren Einkaufskorb. Zurück im Zimmer trank ich dann mein erstes Rootbier, das zwar für europäische Zungen recht ungewohnt schmeckt, aber doch nicht sooooo schlimm ist, wie es überall beschrieben wird. Noch ein wenig Wetterbericht, Zionplanung und Email-Abrufen und schon war wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Ruby's Inn von innen
Ruby’s Inn von innen

12_BryceCanyon0126