Nur noch wenige Tage

Jetzt sind es nur noch wenige Tage bis wir nach Philadelphia fliegen. Als mein Vater noch im Krankenhaus lag, hatten wir unsere Träume in 2009 nochmal in die Staaten zu fliegen eigentlich schon begraben. Die Überlegungen gingen mehr dahin, sich für den verschobenen Jahresurlaub im September ein paar Kilometer südlich der Alpen zu begeben, bis wir bei Tchibo ein Angebot sahen, 14 Tage New England. Wohlwissend, dass es aufgrund der kritischen Situation meines Vaters eher ein Traum bleiben wird, sahen wir uns das Angebot etwas genauer an und es wuchs der Wunsch, irgendwann einmal den Indian Summer zu erleben.

So schnappten wir uns ein paar Reiseführer und Reiseprospekte um wenigstens fiktiv über den großen Teich zu kommen und für den Bedarf schon mal verschiedene Alternativen zu unseren geliebten Roten Felsen zu entdecken. Florida mit einem Trip in die Everglades und zu den Keys erschien auch reizvoll aber für einen Septembertrip dann doch zu sehr mit dem Risiko behaftet die Hurikansaison zu erleben.

In einem Prospekt von FTI gab es aber einen schönen 15 Tage-Trip von Chicago über die großen Seen nach Philadelphia. Bei weiterer Betrachtung wurde die Route von mal zu mal interessanter und so wie man früher mit den Fingern über die Landkarte strich, bastelte ich mir mit Google-Maps eine potentielle Route nach Vorlage der Reiseinfos im Prospekt.

Chicago und die großen Seen auf einer größeren Karte anzeigen

Trotzdem hielten wir eher Ausschau nach einer Ferienwohnung in Südtirol, da mir klar war, dass ich jederzeit schnell in das Rhein-Main-Gebiet können muss, da sich die Situation um meinen Vater jederzeit verschärfen kann. Aber auch hier buchten wir noch nichts – zu groß war die Angst wie im Mai kurzfristig stornieren zu müssen.

In der Nacht zum 25. August rief mein Bruder an. Mein Vater ist in der Nacht erlöst worden und hat seinen Frieden gefunden. Er ist nicht mehr aus dem Koma erwacht und man merkte ihm trotz Dämmerzustand des Wachkomas an, dass er die ganze Zeit sehr gelitten hat. Ein Gefühl irgendwo zwischen erleichterter, schmerzlichen Trauer erfüllt mich seitdem. Ich vermisse ihn, gönne ihm aber auch, dass diese seltsame Zeit, die er in seiner Zwischenwelt gefangen war, beendet ist. Zusätzlich zu der Trauer, macht sich eine tiefe Erschöpfung bemerkbar und der große Wunsch zwischen mir und hier möglichst viel Raum zu haben.

So haben Jutta und ich recht spontan den Plan, in den mittleren Westen zu fliegen wieder aufgegriffen. Einige Recherchen haben ergeben, dass die Flugkosten für den Trip nach Philadelphia und dann von Chicago aus zurück, für die geplante Zeit die günstigste ist. Spontan gönnten wir uns einen bezahlbaren Direktflug von München nach Philadelphia und von Chicago zurück mit der Lufthansa. Über London, Paris oder Amsterdam, hätten wir zwar nochmal zwischen 80 und 100 Euro sparen können – wären aber dafür anstatt 9 Stunden zwischen 12 und 16 Stunden unterwegs gewesen. Ansonsten buchten wir nur noch einen Mietwagen und die erste Übernachtung in King of Prussia – einem kleinen Vorort von Philadelphia mit einer riesigen Mall.

Den Rest der Reise lassen wir so wie es kommt auf uns zukommen. Das einzige was noch feststeht, ist der Termin des Rückfluges. Es kann also auch durchaus passieren, dass wir diesmal spontan die Route ändern, an einem Ort zwei Tage anstatt des geplanten einen Tages, dafür an einem anderen Ort einen Tag anstatt der vorgesehenen zwei Tage bleiben. Für mich etwas ungewohnt, da ich doch sonst eher auf die Seite der Menschen gehöre, die den Tag lieber geplant verbringen. Ich bin gespannt, wie es mir dabei gehen wird. 🙂 Aber ich freue mich jetzt schon riesig und kann es kaum noch erwarten am Samstag im Flieger zu sitzen.